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Katrin Sandmann 04 - Blutsonne

Katrin Sandmann 04 - Blutsonne

Titel: Katrin Sandmann 04 - Blutsonne
Autoren: Sabine Klewe
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    Der Nebel ist der Komplize des Mörders. Er deckt ihn, schirmt seine blutigen Taten gegen die Blicke unerwünschter Zeugen ab und verhilft ihm zur Flucht.
    Es war Sonntagabend, kurz nach elf, und der Nebel war so dicht, dass man selbst in der einspurigen Wohnstraße nicht mehr bis zum gegenüberliegenden Bürgersteig sehen konnte. Ein dunkler Geländewagen glitt fast lautlos über den Asphalt. Behutsam tastete sich das schwere Fahrzeug an den parkenden Autos vorbei. Vor der Einfahrt von Haus Nummer siebzehn kam es kurz zum Stehen. Der Fahrer starrte durch die Windschutzscheibe, fixierte die weiße, wabernde Masse, die an dem kalten Glas leckte. Dann nickte er zufrieden, gab Gas und rollte vor den kleinen Bungalow. Nachdem er den Motor abgestellt hatte, blieb er sekundenlang abwartend sitzen. Durch die Nebelwand war schemenhaft ein gelblicher Lichtfleck zu erkennen. Ein erleuchtetes Fenster.
    Jetzt stieß der Mann die Wagentür auf und stieg aus. Noch einmal blickte er sich um. Doch es gab nichts zu sehen. Der Nebel hatte die Nachbarhäuser mit den gepflegten Vorgärten und die parkenden Autos vollkommen verschluckt. Unsichtbar lauerten sie hinter dem Schleier aus bleichem Dunst. Der Mann zog den Reißverschluss seiner Jacke zu und klopfte auf die Taschen, um sich zu vergewissern, dass er alles dabeihatte. Dann streifte er ein Paar Gummihandschuhe über.
    Lautlos schlich er zur Haustür und drückte auf die Klingel. Es dauerte nicht lange, bis geöffnet wurde. Eine junge Frau spähte neugierig nach draußen. Sie hieß Elisabeth Kassnitz , trug eine schwarze Bluse und einen kurzen grauen Rock. Ihr glattes blondes Haar hatte sie zu einem Knoten hochgesteckt.
    »Sie?«
    »Guten Abend, Frau Kassnitz . Entschuldigen Sie die Störung. Kann ich kurz reinkommen?«
    Die junge Frau zögerte. »Es ist schon spät. Wir sind gerade erst nach Hause gekommen. Was wollen Sie denn?«
    »Bitte.« Er sah sie eindringlich an.
    Elisabeth Kassnitz biss sich nervös auf die Unterlippe. Schließlich zuckte sie mit den Schultern. »Also gut. Kommen Sie.« Sie ließ ihn eintreten. Behutsam schloss sie hinter ihm die Tür. Er folgte ihr durch einen schmalen Korridor ins Wohnzimmer. Eine riesige Fensterfront nahm fast eine komplette Wand des Raums ein. Dahinter waberte der Nebel. Rechts häufte sich kalte graue Asche in einem Kamin aus roten Ziegeln. Davor breitete sich eine Sitzgruppe aus schwarzem Leder aus. Auf dem Sofa saß ein Mann in Jeans, Hemd und Jackett, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, und beobachtete die Fische, die in einem überdimensionalen Aquarium an der gegenüberliegenden Wand herumschwammen . Es war Bertram Kassnitz . »Und? War es die Schulte?«, fragte er, ohne sich umzudrehen.
    »Nein. Wir haben Besuch. Es –« Elisabeth Kassnitz brach abrupt ab, als der Mann eine Pistole aus der Jackentasche zog und auf ihren Kopf richtete.
    »Besuch?« Bertram Kassnitz fuhr herum, sah die Waffe und wurde bleich. »Was soll das? Was wollen Sie?«
    Statt einer Antwort fischte der Mann ein Paar Handschellen aus der Tasche und drückte sie Elisabeth Kassnitz in die Hand. »Hier! Legen Sie die Ihrem Mann an! Und die Hände auf den Rücken!« Er gab ihr einen Schubs.
    Elisabeth Kassnitz ging langsam auf ihren Mann zu. Die Handschellen in ihrer rechten Hand zitterten, das metallische Klimpern und das Knallen ihrer Absätze auf dem polierten Parkett erfüllten den Raum mit einem gespenstischen Rhythmus. Der Lauf der Pistole folgte ihren Schritten. Bertram Kassnitz erhob sich von der Couch und trat zur Seite. Unauffällig gab er seiner Frau ein Zeichen. Sein Blick wanderte zu dem Schürhaken, der neben dem Kamin hing. Sie nickte kaum merklich, trat hinter ihn und gab vor, an den Handschellen herumzunesteln. Vorsichtig bewegten sie sich ein Stück auf den Kamin zu. Gerade als Kassnitz die Hand nach dem Schürhaken ausstrecken wollte, traf ihn etwas an der Schläfe. Ein stechender Schmerz fuhr durch seinen Schädel. Benommen taumelte er, wankte, suchte nach Halt.
    »Das ist kein Spiel, Schwachkopf! Versuch nicht noch einmal, mich zu verarschen!« Der Mann richtete die Waffe auf Kassnitz ’ Hinterkopf.
    Der rang nach Luft. Krallte seine Hand in das Kaminsims. Ein Rinnsal Blut floss über sein schweißnasses Gesicht und tropfte auf den Kragen seines Hemdes. Jetzt schlug der Mann Elisabeth mit der Pistole gegen die Schulter. »Die Handschellen. Mach schon!«
    Sie fuhr zusammen und verzog das Gesicht vor Schmerz.
    »Los!« Er schlug noch
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