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Katrin Sandmann 04 - Blutsonne

Katrin Sandmann 04 - Blutsonne

Titel: Katrin Sandmann 04 - Blutsonne
Autoren: Sabine Klewe
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Manfreds Handy. Katrin stöhnte und rollte sich zur Seite. Manfred tastete im Bett herum. Er fand das Telefon unter dem Kopfkissen. Schlaftrunken meldete er sich. Er lauschte kurz. Dann saß er plötzlich senkrecht im Bett. Sekunden später legte er das Handy weg.
    »Ich muss los.« Nackt lief er durch Katrins Schlafzimmer und suchte seine Klamotten zusammen. »Die haben zwei Leichen gefunden.«
    Katrin hatte bereits ihre Hose an. »Ich komme mit.«
    »Quatsch. Was willst du da?«
    »Wissen, was passiert ist. Was dachtest du denn?«
    Manfred drehte sich zu ihr und hielt sie fest. »Ich halte das für keine gute Idee. Ich denke nicht, dass du schon so weit bist. Den Anblick von Leichen solltest du im Augenblick besser meiden, findest du nicht?«
    Katrin schüttelte ihn ab. Klar, dass er jetzt wieder damit kommen würde. Aber sie hatte nicht vor, sich bevormunden zu lassen. »Ich weiß selbst, was für mich gut ist. Und Probleme mit dem Anblick von Leichen habe ich nicht. Ich habe schließlich einige gesehen in letzter Zeit.«
    »Das meine ich ja.« Manfred stopfte Handy und Diktiergerät in seine alte Ledertasche. »Es waren vielleicht ein paar zu viel. Denk an deine Panikattacken!«
    »Danke, dass du mich dran erinnerst!«, erwiderte Katrin wütend. »Hätte ich doch fast vergessen. Aber wenn du schon so genau Bescheid weißt, dann hast du vielleicht noch im Kopf, dass es Keller sind, vor denen ich Angst habe. Und zwar aus gutem Grund. Schließlich war ich tagelang in einem eingesperrt und wäre beinahe erfroren!«
    Sie ging in die Diele und schlüpfte in ihre Turnschuhe. »Wenn du mich nicht mitnimmst, nehme ich mir ein Taxi. Ich lasse mich nicht wie ein kleines Kind behandeln.« Sie drehte sich zu ihm um. Sein besorgter Gesichtsausdruck stimmte sie milder. Er wollte sie schonen, sie beschützen. Aber sie wollte nicht geschont werden, nicht ständig daran erinnert werden, wie sehr ihr Leben aus den Fugen geraten war. Ein bisschen Normalität, das war alles, was sie sich wünschte. Sie nahm Manfreds Hände, zog ihn zu sich. »Wo haben sie denn die Leichen gefunden?«
    Er seufzte. Dann grinste er. »Das ist es, was ich an dir liebe. Immer mit dem Kopf durch die Wand.« Er drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. »Irgendwo am Rhein«, beantwortete er dann ihre Frage. »Direkt am Ufer. Ein Schiffer hat sie entdeckt.«
    »Ein Schiffer?« Katrin runzelte die Stirn.
    Manfred sah sie an. »Wenn ich Kalle am Telefon richtig verstanden habe, sind sie vom Wasser aus gut zu sehen. Jemand hat sie an einem Baum aufgeknüpft.«
    »Oh, mein Gott.«

     
    *

     
    Benedikt Simons starrte aus dem Fenster. Er beobachtete einen alten Mann in einer ausgebeulten Cordhose, der sein Fahrrad aus dem Keller heraufgetragen hatte und jetzt im Begriff war, das Vorderrad abzumontieren. Vermutlich wollte er den Reifen flicken. Er hatte eine kleine Kiste mit Werkzeug neben sich stehen und eine Thermoskanne Kaffee. Jetzt schraubte er den Deckel auf, goss etwas in einen Becher und nahm einen Schluck. Aus der Kanne dampfte es einladend. Der Mann rieb sich die Hände, dann beugte er sich wieder über das Rad. Benedikt beneidete ihn. Wie gern würde er mit ihm tauschen. Es war eiskalt da draußen, und das Fahrrad sah alt und klapprig aus, doch der Mann wirkte zufrieden. Niemand hatte sein Leben zerstört, von heute auf morgen bis auf die Grundmauern eingerissen, und seine einzige Sorge war vermutlich dieses kaputte Fahrrad, das mit einem Flicken in einer halben Stunde wieder in Ordnung sein würde. Benedikt ballte die rechte Hand zur Faust. Das Leben war so verdammt ungerecht.
    Sein Bruder trat hinter ihn und reichte ihm einen Pott Kaffee. »Wieder schlecht geschlafen?«
    Benedikt nahm einen Schluck. »Gar nicht.«
    »Nicht den Kopf hängen lassen.« Marc Simons klopfte ihm auf die Schulter. »Das wird schon wieder. Irgendwie. Wart’s nur ab. Denen zeigen wir es.«
    Benedikt zuckte mit den Schultern. Er hatte keine Lust, mit Marc darüber zu reden. Das hatte er bereits unzählige Male getan, ohne dass es ihm nachher besser gegangen wäre. Also wechselte er das Thema. »Wie war es denn bei dir gestern Abend? Wie ist diese Fotografin?«
    Marc grinste. »Sehr nett und sehr hübsch.« Er setzte sich zu Benedikt an den Küchentisch und zwinkerte ihm zu. »Ziemlich jung noch. Keine dreißig. Ein bisschen spitzzüngig, aber das gefällt mir. Besser als so ein braves Mäuschen. Ich glaube, wir werden prima zurechtkommen.«
    »Du nimmst sie also?«
    »Klar. Die
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