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030 - Die zweite Realität

030 - Die zweite Realität

Titel: 030 - Die zweite Realität
Autoren: Michael J. Parrish
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Romane ich schon gelesen habe, in denen die Helden ihren Verfolgern knapp entkommen, um dann aus der Luft attackiert zu werden? Es ist ein Klischee.«
    »Ein Klischee?« Matt schnappte nach Luft. Seine Blicke pendelten gehetzt zwischen Mike und den Hubschraubern hin und her. »Aber, verdammt noch mal, das hier ist doch kein Roman! Das hier ist die Wirklichkeit'.«
    Mike bedachte ihn mit einem flüchtigen Blick, der eine Mischung aus Staunen und Mitleid zu enthalten schien. »Sie haben es noch immer nicht gemerkt, nicht wahr?«, erkundigte er sich besorgt. »Was?«, fragte Matt. »Was soll ich nicht gemerkt haben?«
    »Dass all das hier nur erfunden ist!«
    »Was?« Matt glaubte nicht recht zu hören. »Dies hier ist quasi ein Roman, Commander! Die Ausgeburt eines Autors, eine künstliche Welt - und Sie sind mittendrin, sind der Held dieser Geschichte!«
    »Das… das…« Matt schüttelte fassungslos den Kopf. Sein Verstand suchte nach Lösungen, nach etwas, woran er sich festhalten konnte - und griff in gähnende Leere. Allmählich wusste er nicht mehr, was er denken sollte. »Sie sind ja wahnsinnig!«, rief er hilflos. »Völlig durchgeknallt! Ich…« Weiter kam Matt nicht - denn in diesem Augenblick riss Mike den Wagen hart zur Seite. Matt wurde in den Sitz gepresst, knallte mit dem Kopf gegen die Innenseite des Überrollbügels und sah Sterne vor Augen. Das alles konnte einfach nicht wahr sein…
    ***
    Es gab ein helles Zischen, einen gleißenden Schein, der die Nacht zum Tag machte. Eine der Luft-Boden- Raketen, die unter den kurzen Stabilisatoren der Hubschrauber befestigt waren, löste sich und schoss mit Urgewalt auf den Ferrari zu. »Verdammte Kacke!«, rief Mike aus -und riss mit Reflexen, die Matts Fassungsvermögen bei weitem überstiegen, am Sportlenkrad des Cabrios. Die Reifen des Ferrari quietschten protestierend, als der Wagen zur Seite ausbrach - keine Sekunde zu früh. Die Rakete verfehlte das Fahrzeug um Haaresbreite. Mit atemberaubendem Tempo flog sie zweihundert Meter weiter und detonierte auf der Straße, riss einen klaffenden Krater in den Asphalt. Eine Wand von Feuer loderte in die Höhe und versperrte die Durchfahrt. Endstation… »Mist!«, rief Mike aus und schlug frustriert auf den Lenkradkranz, während er den Ferrari schlitternd zum Stehen brachte. »Los, aussteigen!«, rief er Matt zu, der noch immer wie benommen war und das Gefühl hatte, durch einen nicht enden wollenden Alptraum zu stolpern. Noch vor drei Tagen hatte er sich gefragt, ob jene zerstörte, entartete Welt, die er gesehen hatte, echt gewesen war. Nun begann er sich allmählich zu fragen, ob überhaupt noch etwas echt war. Existierte er tatsächlich noch?
    Oder saß er in Wahrheit schon in der Einzelzelle einer geschlossenen Anstalt und hatte längst den Verstand verloren? Willenlos folgte er Mike, der mit fliegenden Schritten zur Straßenböschung eilte und sich in den fast mannshohen Farn schlug, der dort wucherte. Die Helikopter schossen heran, kreisten wie gewaltige Geier über der Straße. Matt fühlte sich an den Avtar erinnert, jenen gigantischen Vogel, der das zerstörte Paris heimgesucht hatte… Die Piloten der drei Maschinen aktivierten die Suchscheinwerfer. Grelle Lichtkegel fielen auf die Straße herab, wischten über den Waldrand. Matt zog den Kopf zwischen die Schultern, huschte pfeilschnell durchs Gebüsch in der Hoffnung, dass man ihn nicht entdecken würde. Vergeblich. Einer der grellen Lichtkegel erfasste ihn und blieb an ihm haften, begleitete ihn auf die kleine Lichtung, auf der Mike ihn erwartete. »Verdammt! Sie haben uns…!« Von den Lichtkegeln der drei Helikopter festgenagelt, standen die beiden Männer auf der Lichtung. Matt wusste, dass jeder Fluchtversuch sinnlos gewesen wäre - die Kugeln der MGs würden sie ereilen, noch ehe sie die schützenden Bäume erreicht hätten.
    »Commander!«, erklang plötzlich Jacob Smythes Stimme über Megafon. »Geben Sie auf! Sie sitzen in der Falle…!« Verdammt, war alles, was Matt denken konnte. Verwirrt fragte er sich, wie es der Wissenschaftler so schnell geschafft hatte, vom Van in den Helikopter zu wechseln… In einer spontanen Reaktion riss Matt die Beretta aus dem Gürtel, richtete sie in hilfloser Panik auf den Hubschrauber, in dem er Smythe vermutete. »Tun Sie das nicht, Commander«, schallte die Stimme des Professors be- schwörend herab. »Zwingen Sie uns nicht Gewalt anzuwenden. Wir brauchen Sie, vergessen Sie das nicht!«
    »Wozu?«,
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