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Magisches Spiel

Magisches Spiel

Titel: Magisches Spiel
Autoren: Christine Feehan
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    DER PUMA WÜRDE sich umdrehen. Tansy Meadows biss sich auf die Unterlippe. Ihr Herz schlug heftig. Sie konnte die vertraute Trockenheit in ihrem Mund spüren und die Feuchtigkeit auf ihren Handflächen. Der Adrenalinstoß erschwerte es ihr, das Zittern ihrer Hände zu unterdrücken, und dabei musste sie jetzt unbedingt stillhalten.
    Dreh dich um, meine Süße , flüsterte sie in Gedanken und setzte ihre Willenskraft ein, damit das Tier tat, was sie wollte. Wenn du dich umdrehst, mache ich dich sehr, sehr berühmt.
    Die Großkatze streckte sich träge, und unter dem weichen gelbbraunen Fell bewegten sich die Muskeln ihres geschmeidigen Körpers. Die Spitze ihres langen Schwanzes zuckte.
    Tansys Herzschlag setzte beinah aus, und dann schlug ihr Herz doppelt so schnell. Komm schon, kleine Mama , sagte sie einschmeichelnd, dreh dich für mich um .
    Sie hatte längst kein Gefühl mehr in den Beinen; sie waren so taub von der Regungslosigkeit, dass Tansy nicht sicher war, ob sie überhaupt in der Lage sein würde, den kleinen Felsvorsprung zu verlassen, auf dem sie schon vor einigen Monaten ihren gut getarnten Unterstand errichtet hatte. Aber das spielte keine Rolle; das Einzige, was zählte, war, an dieses Foto zu kommen.
    Die Berglöwin war groß, fast zweieinhalb Meter lang, und sie war hochschwanger; es konnte jetzt täglich so weit
sein, dass sie ihre Jungen gebären würde. Die schiefergraue Schwanzspitze zuckte immer wieder, und Tansy hielt vollkommen still und wartete auf ihren großen Augenblick. Fünf lange Stunden schmerzhaft verkrampfter Muskeln, von den monatelangen Vorbereitungen ganz zu schweigen.
    Mach schon, meine Süße, nur noch ein klein wenig mehr. Du schaffst das. Dreh dein wunderschönes Gesicht in diese Richtung.
    Das Pumaweibchen machte gemächlich einen Buckel, und Tansys Anspannung wuchs. Dann drehte die Berglöwin ihren geschmeidigen Kopf, und ihre grünen Augen mit den goldenen Sprenkeln funkelten wie glitzernde Edelsteine. Tansy atmete langsam aus und begann, eine Aufnahme nach der anderen zu machen. Als wüsste sie, dass sie bewundernde Blicke auf sich zog, putzte sich die Berglöwin und leckte mit ihrer langen Zunge ihr gelbbraunes Fell. Sie verzog das Gesicht und zeigte ihre schimmernden gelben Lefzen, die blendend zur Geltung kamen. Sie brachte sogar etwas zustande, was in Tansys Augen einem Lächeln ähnelte, und gleich darauf stieß sie einen leisen, pfeifenden Ruf aus.
    Berglöwen jagten vorwiegend bei Nacht. Tansy arbeitete sowohl digital als auch mit Film, wenn sie wild lebende Tiere in ihrer natürlichen Umgebung aufnahm. Genau diese Wildkatze hatte sie vor drei Wochen in einer wunderbaren Fotoserie dabei festgehalten, wie sie ein Elchkalb erlegte, aber das jetzt war seitdem ihr erster wirklicher Durchbruch. Pumas waren scheu und in ihrer natürlichen Umgebung schwer zu fotografieren. Wo es möglich war, bezogen sie mit Vorliebe hoch gelegene Aussichtspunkte, und ihr überlegenes Sehvermögen erlaubte es ihnen, Menschen auf große Entfernung zu entdecken
 – lange, bevor sie von den Menschen entdeckt wurden. Tansy hatte sich eingehend mit Pumaweibchen befasst und die Großkatze, eines der am schwersten zu fassenden Tiere Nordamerikas, über einen langen Zeitraum beobachtet, da sie hoffte, eine Pumageburt auf Film einzufangen. Es war ihr Glück, dass sie eine solche Affinität zu Tieren hatte; selbst wilde Tiere schienen sich nicht allzu sehr an ihrer Gegenwart zu stören.
    Sie machte weiterhin so viele Aufnahmen wie möglich, denn sie wusste, dass sich jeder Blickwinkel und jede Einstellung teuer verkaufen lassen würden. Einen besseren Hintergrund hätte sie sich gar nicht wünschen können. Der Nachthimmel, der Mond und die Sterne, die leichte Brise, die das Laub ein klein wenig in Bewegung versetzte und über das Fell mit den silbernen Spitzen strich. Ihr Motiv erwies sich als äußerst kooperativ – die Berglöwin streckte sich, sie putzte sich und zeigte ihren langen, geschmeidigen Körper aus jedem Blickwinkel.
    Tansy hatte es insbesondere auf eine Fotoserie abgesehen, die das Fell in Nahaufnahmen in unterschiedlichem Licht zeigte. Die Farbe ließ sich schwer bestimmen, vor allem, da jede einzelne Haarspitze dieses Silbergrau aufwies, das es der Großkatze ermöglichte, im Halbdunkel zu verschwinden, sich nahtlos in ihre natürliche Umgebung einzufügen und sich dort während der Nachtstunden fast überall unentdeckt zu bewegen. Sie wollte eine Ahnung von dieser Tarnung,
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