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1023 - Monster-Queen

1023 - Monster-Queen

Titel: 1023 - Monster-Queen
Autoren: Jason Dark
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Andere Frauen ließen ihn kalt abfahren oder entwischten ihm einfach. Nicht so Cynthia. Sie konnte ihm nicht entwischen. Sie war zwar fern, aber trotzdem nah, denn Dancer verließ sich auf perfekte, künstliche Augen, umrahmt von einem dunklen leichten Kunststoffgehäuse. Das Fernglas war sein liebster Besitz. Damit holte er sich die fremde Welt der Nachbarschaft in seine unmittelbare Nähe, obwohl er weit entfernt stand. Aber er hatte stets das Gefühl, dabeizusein.
    Die schöne Cynthia war ein Traum. Hätte er die Frau mit der krausen blonden Mähne auf der Straße angesprochen, hätte sie ihn kalt abfahren lassen. Ihm möglicherweise sogar einen Tritt gegeben, denn Männer wie Dancer waren für derartige Frauen einfach Luft.
    Mit vollem Namen hieß sie Cynthia Carinelli, und sie wohnte im Haus auf der anderen Straßenseite. Zwei Fenster ihrer Wohnung lagen direkt in seinem Blickfeld, wenn er sich in seinem Bad aufhielt, das für ihn zur Spannerbude geworden war. Er hatte es sich »wohnlich« eingerichtet. So war die Fensterbank an der Innenseite tiefer in das Zimmer hineingebaut worden, damit dort Getränke und auch ein Ascher Platz fanden. Beim Zuschauen wurde sein Mund immer so trocken, da mußte er hin und wieder nachspülen. Am liebsten mit Bier. Manchmal auch mit Gin oder Whisky.
    Dancer lebte in seiner Bude allein. Er war keinem Menschen über sein Tun Rechenschaft schuldig, und das nutzte er auch weidlich aus. Jeden Abend wartete er auf die Schau.
    Dabei wußte er so gut wie nichts über Cynthia. Wo sie arbeitete, wo sie herkam, warum sie gerade hier wohnte, denn bei ihrem Aussehen hätte sie Karriere machen können. Er wußte nicht einmal, ob der Nachname echt war oder einem Pseudonym entsprach, wie es sich Starlets oder Tänzerinnen oft zulegten.
    Ja, Tänzerinnen war schon gut. So wie Cynthia gebaut war, konnte es keine bessere geben. Außerdem erlebte Dancer es jeden Tag.
    Heute wieder!
    Den Stuhl hatte er nahe an die Fensterbank herangerückt und auch das Licht längst gelöscht. Mit dem Fernglas konnte er auch bei Dunkelheit sehen, dafür sorgte eine hochsensible und perfekt entwickelte Optik. Sie holte alles heraus – alles, und nur das war für ihn wichtig.
    Seine Finger zitterten schon jetzt, als er seine Zutaten richtete. Er stellte den Aschenbecher an den richtigen Platz. Die Dose Bier hatte er ebenfalls geöffnet, und die Duschkabine hinter ihm war ebenso verschwunden wie der kleine Wandschrank und der Halter mit den drei Handtüchern. Er nahm einen Schluck. Dann holte er aus der Blechdose ein dünnes Zigarillo und klemmte es zwischen seine Lippen. Gelassen zündete er das braune Stäbchen an, paffte einige Züge und wedelte den Rauch mit der freien Hand zur Seite.
    Mit der anderen Hand hob er das Fernglas an und hielt es an seine Augen. Joel grinste, weil er daran dachte, daß er der einzige in der gesamten Nachbarschaft war, der sein Fenster stets geputzt hielt. Da war die Scheibe immer glasklar, als sollte sie für eine TV-Werbung Pate stehen.
    Ein Blick auf die Uhr. Das Metallband spannte sich um sein schweißfeuchtes Handgelenk, auf dem die dunklen Haare fast so dicht wie ein Fell wuchsen und selbst noch das Armband umklammerten.
    Vier Minuten bis 22.00 Uhr!
    Spätestens zu Beginn der neuen Stunde würde Cynthia erscheinen und sich ausziehen. In der Wohnung hielt sie sich bereits auf. Es brannte Licht in den anderen Räumen. Deren Fenster waren für Dancer zwar nicht einsehbar, aber durch eine offenstehende Tür konnte er einen Schimmer der Helligkeit im anderen Zimmer sehen.
    Einmal war auch Cynthia selbst aufgetaucht. Zwar nur als schattenhafter Umriß, aber sie hatte zumindest den Beweis ihrer Anwesenheit erbracht.
    Zwei Minuten noch.
    Dancer trank wieder einen Schluck. Saugte an seinem Zigarillo.
    Räusperte sich. Alles geschah schnell hintereinander, als säße ihm die Zeit brutal im Nacken.
    Sie mußte kommen. Sie würde auch kommen. Er spürte es. Sein Körper vibrierte. In den Fingerspitzen merkte er das Zittern, und der Schweiß war auch geblieben.
    Dann verlosch in dem anderen Zimmer das Licht. Dunkelheit senkte sich über die Wohnung. Allerdings nicht lange. Nur wenige Sekunden dauerte dieser Zustand an. Danach geschah das, was sich Joel Dancer so herbeigesehnt hatte.
    Hinter den beiden Fenstern, die ihm direkt gegenüber lagen, wurde es hell.
    Sie war da!
    Tief holte Joel durch die Nase Luft und weitete dabei seine Nasenlöcher so weit wie möglich. Er rauchte jetzt nicht, er
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