Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1182 - Halloween Man

1182 - Halloween Man

Titel: 1182 - Halloween Man
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Der Fahrer des Busses hatte aufgehört, sich über den Nebel zu beschweren. Er war Engländer und kannte sich aus. Von Kind an war er damit groß geworden.
    Der Fahrer stoppte. »Wir sind da, Freunde. Wer jetzt noch aus der Hose muss, kann es tun. Die Toilette befindet sich im Kiosk.« Damit meinte er das kleine Haus, an dessen Vorderseite eine Lampe dunstiggelb leuchtete.
    Niemand meldete sich.
    Der Fahrer grinste. Das war schon mal anders gewesen. Da hatte es Stimmung und Action im Bus gegeben. Da war der Whisky geflossen, das Bier ebenfalls, aber irgendwann machte auch die stärkste Truppe mal schlapp. Und so hatten die jungen Leute zuletzt nur noch ziemlich müde in den Sitzen gehangen.
    »He, will keiner?« rief der Mann nach hinten.
    »Das Wetter ist beschissen!«, lautete die müde Antwort.
    Der Fahrer musste lachen. Er war ein alter Profi und schon 20 Jahre im Geschäft. »Aber der Blasendruck auch. Oder habt ihr Schiss? Jetzt schon. Wo es noch gar nicht richtig angefangen hat. Aber kein Sorge, der Halloween Man wartet.«
    »Arsch!«
    »Selber.«
    »Ich gehe.« Aus der letzten Reihe drückte sich Mirco Simco hoch. Er war ein schlaksiger Typ mit halblangen dunklen Haaren und einem immer blassen Gesicht. Der hätte auch im Film eine Leiche spielen können, ohne erst noch groß geschminkt zu werden.
    »Super!«, lobte der Fahrer. »Ein Mutiger hat sich gefunden.«
    Simco blieb neben dem Mann stehen. »Ich muss nur mal mein Ende betrachten, das ist alles.«
    »Brauchst du 'ne Lupe?«
    Mirco zeigte den Stinkefinger und öffnete die Tür an der Beifahrerseite. Er trat hinaus in die Kühle der Dunkelheit und zog sofort den Kragen seiner Lederjacke hoch. Es blies kein Wind. Dennoch war ihm kalt. Ihn fröstelte. Er zog die Nase hoch, drückte den Kopf nach vorn und machte sich mit langsamen Schritten auf den Weg zu diesem Kioskähnlichen Haus, das von den grauen Nebelschwaden umflort wurde, als sollte es eingepackt werden.
    Es war eine ideale Nacht. Noch nicht Halloween. Aber sie alle wollten den Halloween Man sehen.
    Die Gestalt, die angeblich nur um Halloween herum immer wieder auftauchte und Angst und Schrecken brachte. Es hatte in den letzten Jahren schon Tote gegeben, und man gab dem Halloween Man daran die Schuld. Zumindest hatten die Polizisten keinen anderen oder realen Mörder gefunden.
    Was genau geschehen war, wusste niemand. Aber die Legenden hatten sich gehalten, und man konnte ja nie wissen, ob es ihn nicht doch gab.
    Wie er aussah, wusste keiner. Auch Mirco nicht, der stehen blieb, als er näher an die Lampe herangetreten war. Sie war rund, das Licht schimmerte gelb, und mit viel Fantasie konnte man in ihm einen Kürbis erkennen, wie er auch zu Halloween immer wieder in die Fenster gestellt oder durch die Straßen getragen wurde. Obwohl das Fest kaum mehr etwas mit dem zu tun hatte, wie es früher gewesen war. Es war mehr zu einem gruseligen Karneval geworden.
    Mirco und seine Freunde waren gekommen, um den Halloween Man zu erleben. Sie hatten eine Grusel-Tour gebucht. Das war alles möglich. Es gab eigentlich nichts, was es nicht gab. Sogar über Internet konnte man diese Reisen buchen. Die Welt war vernetzt, verkabelt, globalisiert worden und damit auch näher zusammengerückt.
    Aber etwas war geblieben. Und das bekamen auch keine Globalisierung und kein Internet weg.
    Die Gefühle der Menschen!
    Ob heute oder vor hundert Jahren. Es ging einfach nicht ohne Gefühle. Der Mensch war kein Roboter. Er empfand Freude, auch Angst sowie Schmerz und Trauer.
    Wie auch Mirco Simco!
    Er war eigentlich immer locker, spielte oft den coolen Gewinner, und jetzt brauchte er nur in das Steinhaus zu gehen und die Toilette aufzusuchen. Etwas völlig Normales und auch Nichtssagendes, und doch war es bei ihm anders.
    Er ging und stoppte zugleich.
    Mirco kannte sich selbst nicht mehr. Er wollte seine Blase endlich entleeren. Es wurde auch Zeit, aber seine Schritte waren einfach zu zögerlich.
    Der Nebel hielt ihn längst umfangen. Er drehte sich noch einmal um. Der Bus war nur als Schatten zu sehen. Außerdem hatte der Fahrer das Licht ausgeschaltet.
    Mirco ging weiter. Er biss sich auf die Lippen. Er schimpfte sich selbst aus und nannte sich ein Weichei, einen schwachen Sack und noch einiges mehr.
    Dennoch schaffte er es nicht, sich fit zu machen. Er ging auch nicht schneller. Trotz der Kühle begann er zu schwitzen. Der Nebel war für ihn zu einem Feind geworden. Er schien sich aus zahlreichen Gestalten zusammenzusetzen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher