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1182 - Halloween Man

1182 - Halloween Man

Titel: 1182 - Halloween Man
Autoren: Jason Dark
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Toilette gewesen wäre. Sie glaubte auch nicht, dass er sie verlassen hatte.
    Dann hätte sie ihn sehen müssen. Er wäre ihr entgegengekommen.
    Sie schluckte den widerlich schmeckenden Speichel. Im Kopf hämmerte es. Es war die Angst, die sie so handeln ließ. Eine bedrückende Angst, wie die junge Frau sie noch nie zuvor erlebt hatte. Sie klemmte einfach alles ein und ließ sie nicht aus ihren Krallen.
    »Mirco…?«
    Sehr deutlich hörte sie die Panik, die in ihrer Stimme mitzitterte. Plötzlich kam sie sich so allein und verlassen vor wie noch nie.
    Weglaufen. Sich wieder in den Bus setzen. Den Fahrer anschreien, dass er fahren sollte. Das schoss ihr jetzt durch den Kopf. Aber alles ohne Mirco?
    Nein, das wollte sie auch nicht. Er und sie gehörten zusammen. Er mochte sie. Er war ein feiner Typ. Zwar etwas überdreht, aber man konnte sich auf ihn verlassen.
    Und jetzt war er nicht mehr da!
    »Du musst hier sein!«, sagte sie keuchend und ging einen Schritt auf die Tür zu. Den rechten Arm hielt sie bereits ausgestreckt, und mit der flachen Hand drückte sie gegen die Tür, die gar nicht mal so leicht nach innen schwang, weil sie ziemlich schwer war. Aber sie bewegte sich doch und gab Claudia den Blick frei in das Innere des Toilettenhäuschens.
    Es war dunkel.
    Es roch…
    Sie ekelte sich vor diesem Geruch. In ihm schwang so viel Undefinierbares mit, sodass sie nur die Nase rümpfen und den Kopf schütteln konnte.
    Claudia trat noch einen Schritt vor. Sie hatte das Gefühl, sich dabei ducken zu müssen. Ihr Herz schlug jetzt noch kräftiger, als ihr Blick in das Dunkel des Raumes glitt.
    Da war nichts zu sehen.
    Oder doch?
    Die junge Frau wusste es nicht. Sie hatte in diesem Augenblick den Eindruck, einfach nur neben sich zu stehen. Noch einen Schritt ging sie nach vorn und hatte damit die Schwelle hinter sich gelassen. Sogar das leise Kratzen hörte sie, als sie den Fuß aufsetzte.
    Lag da wirklich etwas am Boden?
    Sie musste sich überwinden. Sie duckte sich vor dem nächsten Schritt und erst dann holte sie noch einmal tief Luft.
    Ja, da lag jemand!
    Ein Körper!
    Er lag vor ihren Füßen. Es war so verdammt still. Kein Lufthauch, kein Atemzug des Liegenden.
    Nur sich selbst hörte sie, aber auch die Laute glitten an ihr vorbei.
    Um an die Gestalt heranzukommen, musste sie noch einen Schritt nach vorn gehen. Dann war sie so nahe bei ihm, dass sie sich bücken und sie berühren konnte.
    Es war nur mehr eine zarte Berührung, und ihre Finger zuckten auch sofort zurück, nachdem sie den ersten Kontakt mit der Gestalt gehabt hatten.
    Kein Stöhnen, kein Atmen mehr - nichts. Auch die Gestalt selbst bewegte sich nicht.
    Sekunden vergingen, in denen Claudia nichts tat. Sie hockte einfach nur da, ohne an etwas denken zu können. Bis ihr einfiel, dass in der rechten Tasche ihrer gefütterten Jacke Streichhölzer steckten.
    Sie hatte sie aus einem griechischen Lokal mitgenommen. Beim ersten Griff fand sie das schmale Heftchen. Schnell war ein Zündholz abgeknickt, und einen Moment später ratschte der Kopf über die Reibfläche hinweg. Erste kleine Funken sprühten, dann zuckte die Flamme auf.
    Licht und Schatten produzierend.
    Über das Gesicht eines Menschen hinweggleitend.
    Ja, es war Mirco.
    Er lag da und bewegte sich nicht mehr. Er musste tot sein.
    Aber da war noch mehr.
    Sein Hals sah aus, als wäre er mit dunklem Öl beschmiert worden, was Claudia wiederum nicht glauben wollte.
    Die Flamme erlosch.
    Claudia warf das Zündholz weg. Es war wieder dunkel geworden, aber das schreckliche Bild hatte sie noch genau vor Augen, und sie wusste auch, wohin sie fassen musste.
    Ihre Hand bewegte sich über die Brust der starren Gestalt hinweg. Sie kroch auf den Hals zu, weiter und immer weiter, bis die Fingerkuppen die Feuchtigkeit erreichten.
    Nein, das war kein Öl.
    Alles Schreckliche, das sie sich vorgestellt hatte, war plötzlich zu brutaler Wahrheit geworden. Ohne das Licht einzuschalten, wusste Claudia, dass sie jetzt blutige Finger besaß…
    ***
    Nein, sie schnellte nicht in die Höhe. Sie rannte auch nicht schreiend davon. Sie blieb in der Hocke und kam sich selbst vor wie eine Tote, falls dieser Vergleich überhaupt passte.
    Nichts fühlen! Nichts denken! Sich an nichts mehr erinnern! Nur einfach auf der Stelle hocken und sich fragen, ob das Leben noch einen Sinn hatte.
    Nein, auch das war nicht möglich. Claudia Black kam sich vor, als hätte jemand das Leben aus ihrem Gehirn gesaugt. In ihrem Innern war die
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