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1182 - Halloween Man

1182 - Halloween Man

Titel: 1182 - Halloween Man
Autoren: Jason Dark
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sich nun in einer Welt, die von unzähligen Geistern bewohnt wurde, die allesamt ihre Arme nach ihr ausgestreckt hatten, um sie fangen zu können. Wie eine Blinde kam sie sich zwar nicht vor, aber viel fehlte nicht, denn es war schwer für sie, die Augen an die Umgebung zu gewöhnen.
    Claudia ging mit kleinen und langsamen Schritten vom Bus weg. Sie nahm die gleiche Strecke, die auch ihr Freund gegangen war. Ihre Augen befanden sich in ständiger Bewegung. Sie suchte die Umgebung ab, aber sie sah nichts. Der Nebel war einfach zu dicht, und zudem bewegte er sich in seiner Kompaktheit. Er quoll und drehte sich, aber es war nie ein einziger Laut zu hören. Die Stille hatte sich wie ein Druck auf ihren Gehörgang gelegt, und selbst die eigenen Schritte klangen leise.
    Der Dunst schluckte viel. Er verzerrte auch. Er malte ihr Gestalten vor, die es gar nicht gab, und auf ihrem Rücken wechselten sich die Schauer ab.
    Immer wieder musste sie schlucken und spürte im Mund einen schon widerlichen Geschmack. Als hätte sie mit einem feuchten Brei aus alter Asche gegurgelt.
    Mirco Simco sah sie nicht. Er hätte die Toilette längst verlassen müssen. So lange auf ihr zu bleiben, war schon mehr als ungewöhnlich.
    Der Kiosk war geschlossen. Im Nebel auch nicht besonders gut zu sehen. Obwohl er wie ein kantiger Würfel aussah, schien er sich zu bewegen, was allein an diesem verdammten Nebel lag, der alle Umrisse aufweichte oder sie völlig schluckte.
    Keiner war mit ihr gegangen. Da saßen noch sechs Typen im Bus und hielten sich zurück. Erst die große Klappe, dann der Rückzieher. Das war wieder typisch. Plötzlich hasste sie ihre Freunde. Sie hätte nie gedacht, dass sie sich so verhalten würden, aber man täuscht sich oft in Menschen, das hatte Claudia wieder einmal erfahren müssen.
    Den Kiosk hatte sie noch nicht erreicht und wollte es trotzdem wissen. Claudia Black rechnete sich aus, dass Mirco den alten Bau verlassen hatte und ihm draußen etwas geschehen war. Ausgerutscht, hingefallen, denn auf dem Boden lagen auch Blätter, die sich mit Feuchtigkeit vollgesogen hatten.
    Deshalb ging auch sie vorsichtig und schaute genau hin, wo sie ihren Fuß hinsetzte. Sie blieb stehen und drehte sich um.
    Der Bus stand noch da.
    Aber er war kaum zu sehen. Der Dunst hüllte ihn ein, als wollte er ihn verstecken. Claudia wünschte sich, dass der Fahrer die Scheinwerfer leuchten ließ, dann hätte sie noch einen Bezugspunkt gehabt, doch der Mann sparte Energie.
    Da saßen und warteten sie. Die Feiglinge, die Weicheier. Claudia hätte sie der Reihe nach erwürgen können, doch auch dieses Gefühl verschwand sehr schnell.
    Sie setzte ihren Weg fort. Kein Überlegen mehr. Einfach durch. Am Eingang vorbei. Um die Bude herum, denn an irgendeiner der Seiten mussten die Türen zu den Toiletten liegen.
    Der Weg wurde durch Steinplatten gebildet, die unterschiedlich hoch lagen. Sie musste Acht geben, dass sie nicht ausrutschte oder über eine Kante stolperte.
    Dann blieb sie stehen. Sie sah die Tür. Es war die zur Männertoilette. Sie war nicht geschlossen und stand so weit offen, dass Claudia normal hindurchgehen konnte. Trotzdem traute sie sich noch nicht.
    Etwas schreckte sie ab, sich durch den Spalt in das Unbekannte dahinter zu schieben.
    Sie biss sich auf die Unterlippe.
    Es war noch immer so still, so verdammt still. Alles um sie herum hatte den Atem angehalten. Die Natur lag hinter den Schleiern aus Nebel verborgen, und die Schwaden waren auch durch die Tür in den Toilettenraum gekrochen, denn im Spalt wallten die grauen Schleier ebenfalls.
    Tiefes Einatmen. So heftig, dass es beinahe in der Lunge schmerzte. Sie beugte sich dann nach vorn, um durch den Spalt zu spähen. Eine Taschenlampe trug sie nicht bei sich. Sie hätte sich vom Fahrer eine geben lassen sollen. Dafür war es jetzt zu spät. Und ob sich hinter der Tür etwas tat, konnte sie auch nicht sehen. Da lauerte die Dunkelheit wie in einer gewaltigen Höhle.
    Endlich hatte sie sich überwunden und war in der Lage, Mircos Namen zu rufen.
    Zuerst flüsterte sie ihn nur. Sie wollte niemand aufschrecken. Dann sprach sie lauter.
    »Mirco…?«
    Nichts. Keine Reaktion. Der Nebel verschluckte einen Teil ihrer Stimme.
    »Bitte, Mirco, gib Antwort…«
    Auch nach dieser Bitte hörte sie nichts, aber ihr Herz schlug jetzt noch heftiger.
    Fragen peitschten durch ihren Kopf. Warum, zum Teufel, sagte er nichts? Warum meldete er sich nicht? Er hätte etwas sagen müssen, wenn er in der
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