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030 - Die zweite Realität

030 - Die zweite Realität

Titel: 030 - Die zweite Realität
Autoren: Michael J. Parrish
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ohne gleich den Boden zu küssen. Unter »Pieroos« Anleitung unternahm er seine ersten unsicheren Gehversuche - doch schon nach ein paar Stunden Übung konnte er wieder richtig laufen. Es war ein verdammt gutes Gefühl. Von da an ging es mit Matts Genesung steil bergauf.
    An den nächsten beiden Tagen musste er eine Unzahl von Tests und Untersuchungen über sich ergehen lassen, bei denen seine körperliche Fitness und Leistungsfähigkeit geprüft wurden - mit durchweg zufrieden stellenden Ergebnissen.
    ***
    Matthew Drax war wieder gesund - zumindest was seinen Körper anging. In seinem Kopf hingegen herrschte nach wie vor einiges Durcheinander. Knoten, die es zu lösen gab, Fragen, die geklärt werden mussten. Doch mit jedem Tag, den sich Matt länger in seiner alten Umgebung aufhielt, wurde das Gefühl stärker, dass er hierher gehörte. Nach einer fünfzehn Monate dauernden Odyssee war er endlich nach Hause zurück gekehrt…
    Matts erster Befehl nach seiner Entlassung von der Krankenstation lautete, sich zum Rapport bei Major Bellmann im Stabsgebäude einzufinden - eine Anwei- sung, der Matt nur zu gerne nachkam. Bellmann war ein Vorgesetzter, wie man ihn sich nur wünschen konnte. Der »alte Mann«, wie die Piloten von Matts Staffel ihn respektvoll nannten, hatte ihm gefehlt; er freute sich darauf, ihn wiederzusehen. Matt legte die Uniform an, die Hank ihm vorbei gebracht hatte, betrachtete den makellosen blauen Stoff wie einen Schatz.
    Auch in jener anderen Welt hatte er überwiegend seine alte Fliegerkombi getragen, die nach einiger Zeit mehr einem Flickenteppich geähnelt hatte als einer Uniform. Jetzt stand er im kleidsamen Dienstanzug der US Air Force vor dem Spiegel - und ihm gefiel, was er sah. Matt stopfte die wenigen persönlichen Dinge, die im Spind des Krankenzimmers lagen, in einen Seesack, warf sich das Ding über die Schulter und wandte sich zum Gehen. Auf der Türschwelle drehte er sich noch einmal um. In diesem Krankenzimmer hatte es geendet, war er aus dem Albtraum einer zerstörten, versunkenen Welt erwacht. Er würde diesen Augenblick niemals in seinem Leben vergessen. Er schulterte den Seesack und verließ das Zimmer, ging den Korridor hinab bis zum Aufzug. Aus einem Nebengang trat ihm unvermittelt Schwester Ruler entgegen.
    Noch immer gab ihm das Aussehen der jungen Frau einen Stich ins Herz - doch gleichzeitig hatte er das Gefühl, allmählich darüber hinweg zu kommen. Er wurde damit leben müssen, dass Aruula nichts als eine psychische Spiegelung gewesen war, eine Reflexion der Realität, die ihn während seines Komas umgeben hatte. Ebenso wie Jenny, Hank, Irvin und all die anderen, denen er auf seiner langen Reise begegnet war. Matt verabschiedete sich von Angela Ruler, bedankte sich noch einmal für die fürsorgliche Pflege, die sie ihm hatte angedeihen lassen. Dann stieg er in den Aufzug und fuhr hinab zum Erdgeschoss. Als sich die Türhälften vor ihm teilten, drang ihm heiseres Geschrei entgegen, Tumult herrschte auf dem Korridor. Matt sah, dass zwei Militärpolizisten einen kleinwüchsigen Mann festgenommen hatten, der sich in ihrem Griff heftig wand und wehrte. »Das ist nicht wahr!«, hörte Matt ihn zetern und kreischen. »Ich hab keine Medikamente gestohlen! Gopferdammt! Ich brauchte nur dringend etwas gegen mein A-!«
    »Das können Sie dem Wachoffizier erzählen, Corporal Nutty«, knurrte einer der beiden MPis. »Das ist bereits das dritte Mal, dass Sie auf frischer Tat ertappt wurden - diesmal wird es Sie teuer zu stehen kommen.« »Gopferdammi, ich hab doch nicht…«
    Nutty -zeterte und fluchte, während sich Matt an der Menge der Schaulustigen vorbei Richtung Ausgang wandte - und dabei ein seltsames Gefühl von Deja vu verspürte. Der kleinwüchsige Corporal hatte einem Quälgeist aus seiner Traumwelt verblüffend ähnlich gesehen: dem Schweizer Agenten Sepp Nüssli.*
    ***
    Durch die gläserne Front des Lazaretts trat Matt nach draußen, sog die frische kühle Morgenluft in seine Lungen und genoss das Gefühl, wieder zu Hause zu sein.
    Über den Exerzierplatz, wo einige Drill Sergeants gerade dabei waren, einer Gruppe junger Offiziersanwärter auf die Sprünge zu helfen, erreichte Matt das Stabsgebäude, in dessen oberer Etage Major Bellmanns Büro untergebracht war.
    Ungläubig, fast andächtig blickte sich Matt um, holte tief Luft, ehe er seine Mütze abnahm und das Gebäude betrat. Den Weg zu Bellmanns Büro fand er wie im Schlaf, erinnerte sich an jede Einzelheit. Die
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