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Herrin der Qualen (German Edition)

Herrin der Qualen (German Edition)

Titel: Herrin der Qualen (German Edition)
Autoren: Adrian Pein
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Die Nacht

    In den dunklen Gassen der alten Stadt neigt sich allmählich die Nacht herunter, die zwei Sonnen, die eine weit entfernt und rot, ein tiefes Rot, wie es ansonsten nur in den Augen der Dunklen Damen zu erkennen ist, wenn sie außer Rand und Band geraten. Von gelber Farbe die zweite Sonne, groß und mächtig am Himmel, alles beherrschend, eine tiefe Wärme spendend, die im Sommer unerträglich alles Leben ermüdet, es erbarmungslos zwingt, Schutz im Schatten zu suchen.
    Da der gelbe Stern seine Bahn weit schneller zieht als der rote, auf einen Umdrehungszyklus des roten fallen rund fünf des gelben Gestirns an, herrscht kaum komplette Dunkelheit, nur wenn auch der rote Riese ebenfalls unter dem Horizont sinkt, herrscht eine abgrundtiefe, bedrohliche Dunkelheit, welche die Unendliche Nacht genannt wird.
    Ein Ausdruck, der seit Jahrhunderten so von Generation zu Generation überliefert wurde, eilig fliehen in jenen Nächten die Männer nach Hause zu ihren Frauen, die alleinstehenden jedoch, welche in Schande leben, flüchten sich in Wirtshäuser, falls sie genug Geld besitzen, um sich mit dem Trunk zu berauschen, oder in die Tempel, wo sie jedoch nicht alle Aufnahme finden, da die Priesterinnen die Männer, welche zu spät Obhut suchen, vor die Türe weisen.

    Innerlich zitternd sitzen die Männer an den Tischen, berauschen sich, lenken sich mit Würfelspielen ab, immer den Wirt im Auge behaltend, denn es geht das Gerücht um, dass ein oder gar mehrere Wirte sich Geld nebenbei verdienen, indem sie ihre Gäste betäuben, manchmal auf die Straße legen, so dass sie von den Dunklen Damen nur eingesammelt werden müssen. Gesehen hat dies noch niemand, niemals war ein Mann Zeuge so eines Vorfalles, aber das Gerücht ist lebendig wie eh und je.
    Karol trinkt bedächtig, seine Glückssträhne scheint kein Ende zu finden, so viel Geld kann er ansonsten in seinem Beruf als Juwelenschmied in einem Umdrehungszyklus kaum verdienen. Die Geschäfte laufen auch mehr recht als schlecht, denn alle Damen haben bereits Juwelen oder erben sie von den Damen, welche den Weg in die große Dunkelheit gegangen sind.
    Viele Umdrehungszyklen war Karol verheiratet mit einer guten Frau, welche liebevoll und aufrichtig war wie keine andere, doch von einem Tag zum anderen hat sie sich geändert, Karol floh aus der Stadt am Meer ins Landesinnere, in kleine Dörfer mit schwachen Mauern und mit dazupassenden Bewohnern, die in immerwährender Angst lebten, da die kleinen, schwach befestigten Dörfer die meisten Verluste in den Unendlichen Nächten vorweisen konnten.
    Seitdem hütete sich Karol noch mehr als früher, in den dunklen Nächten leichtsinnig oder gar unvorsichtig zu sein. Noch nie war ein Mann, der den Dunklen Damen in die Hände fiel, danach wieder gesehen worden, zumindest nicht in einem Zustand, der ein Erkennen des bedauernswerten Opfers leicht gemacht hätte. Auch wenn er nicht weiß, ob seine Frau nun eine von ihnen ist, ist er stets umsichtig.

    Dessen ungeachtet, dass Karol noch kein Opfer gesehen hat, reichen ihm die Erzählungen, die selten und wenn, dann nur mit grausigen Einzelheiten flüsternd weitergegeben wurden.
    Noch nie hat jemand die Dunklen Damen gesehen, außer den Männern, die sie als letzte Lebewesen erblickten, aber nicht berichten konnten, wie sie aussehen, nahezu wie ihre Frauen zuhause oder wie die weißen Lamien, die mit ihren bleichen Gesichtern weit in der Nacht leuchten. Ab und dann gellten in der Vergangenheit Schreie, Flehen und Schluchzen durch die Nacht, wenn die Dunklen Damen sich eines Mannes bemächtigt hatten. Stets angemeldet durch klickende Geräusche auf dem Steinpflaster, Geräusche, weit zu hören, hallend in den engen Gassen, gleichwohl durch diesen Hall nicht zu orten, so konnte es geschehen, dass ein Mann auf der Flucht die falsche Richtung einschlug, und ihnen in die Arme lief, oder was immer diese Wesen als Arme benutzen.
      
    Noch sechzehn Mal wird sich das Stundenglas drehen, eher der Morgen durch die aufgehende gelbe Sonne angekündigt wird. Unendliche Stunden noch, welche diesen Nächten auch den Namen verliehen hat. Plötzlich eine Stille – wie auf einen unhörbaren Befehl halten alle Männer inne, lauschen dem Klicken, welches zuerst leise, dann immer bedrohlicher zu vernehmen ist, blicken einander ins Gesicht, weichen den gegenseitigen Blicken schnell aus, wenden angsterfüllt ihr Antlitz ab, blicken zu Boden oder schließen die Augen, als könnten sie so dem Geschehen
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