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030 - Das Schloß der Vampire

030 - Das Schloß der Vampire

Titel: 030 - Das Schloß der Vampire
Autoren: Peter Saxon
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schwankend auf ihren vier Beinen, wedelte mit dem buschigen Schweif und hob die Schnauze zu einem Dankgeheul an den Liebsten, den Mond.
    Dann rannte die Wölfin mit wachsamen rötlichen Augen und schnuppernder Nase hinein in die Finsternis. Sie war hungrig.
    Sie trabte vorbei an hohen Felsen und über schneebedeckte Wiesen, bis sie den Wald erreichte.
    Aus der Ferne kam ihr ein Geruch von Holzrauch entgegen. Dort mußten Menschen sein. Wenngleich der Mensch oft Gefahr bedeutete, so war er doch auch Nahrung.
    Im Schatten der Bäume schlich sie dem Geruch entgegen, der sich aus dem Kamin einer kleinen Holzhütte auf einer Lichtung kräuselte. Licht drang durch die Vorhänge eines der Fenster.
    Sie hörte ein Baby weinen. Es war ein hoher, dünner Ton.
    Ihre Ohren spitzten sich. Aus dem Wald drang ein anderes Geräusch, und sie spürte auch das leichte Beben der Erde unter den näher kommenden Schritten.
    Es war ein Mann.
    Sie machte einen Satz und wurde eins mit dem Schatten eines großen Baumes.
    Der Mann schritt sorglos durch den Wald, auf die Lichtung zu. Er hatte einen Gegenstand um die Schultern geschlungen, dessen Form sie kannte und den sie fürchtete. Er machte einen betäubenden Krach und sandte Tod und Verstümmelung.
    Aber das Wasser lief ihr in der Schnauze zusammen beim Gedanken an frisches warmes Blut.
    Der Mann kam näher.
    Sprungbereit lauerte sie.
    Jetzt! Es war soweit! Sie sprang! Die Überrumpelung war vollkommen. Der Mann kam nicht mehr dazu, einen Schrei auszustoßen, ehe die spitzen Reißzähne unterhalb des Kinns in seinen Hals drangen. Das Gewicht des riesigen Tiers warf ihn rücklings zu Boden. Der Gewehrriemen löste sich von der Schulter.
    Vergeblich versuchte er die Bestie abzuwehren, aber die kräftigen gelben Zähne rissen am Fleisch seines ungeschützten Halses, und die starken Klauen trafen seine Augen und sein Gesicht.
    Es war ein leichter Sieg.
    In wenigen Augenblicken klaffte seine Kehle weiter als sein Mund.
    Mit Zähnen und Klauen zerrte sie an der dicken Kleidung, bis sich das Weiß des nackten Körpers zeigte. Mit ihren Schneidezähnen schlitzte sie den Bauch unterhalb des Brustkorbs auf, um ans Herz zu kommen.
    Gierig fraß und schlürfte sie, bis ihr Hunger gestillt war.
    Nun war das rauhe schwarze Fell ihres Kopfes und ihrer Schultern klebrig von Blut. Am Rücken begann es in der Kälte bereits zu erstarren.
    Wieder sandte sie ein wildes, anhaltendes Dankgeheul zum Mond.
    Eine Frau hörte es in der Hütte und hielt erschreckt inne. Bangen war in ihren Augen. Instinktiv beugte sie sich schützend über die Wiege.
    Die Wölfin trottete zurück zum Rand der Schlucht, wo nichts zwischen ihr und ihrem Meister stand. Sie legte sich auf das Bündel Kleider.
    Sie war zufrieden, wunschlos zufrieden.
    Dann stützte sie ihren zotteligen Wolfskörper auf die Vorderpfoten und wartete auf die Rückverwandlung, ehe die Dunkelheit über sie kam.
     

     
    Penny lief in ihrem Zimmer auf und ab und rauchte in hastigen Zügen. Mike saß auf dem Bett und wechselte den Film einer seiner Kameras.
    „Ich werde keine ruhige Minute mehr haben, ehe ich nicht herausbekomme, was hier gespielt wird“, sagte Penny.
    Völlig erledigt waren die beiden von ihrem langen Spaziergang und ihrer Kletterei zurückgekommen, gerade als es erneut zu schneien begann. Sie fanden das Hotel menschenleer - kein Petru Istwanoff, keine Gäste. Ihre Rufe verhallten umgehört. Kopfschüttelnd suchte Mike nach einer Flasche Tsuica, die er später auch aufs Zimmer mitnahm. Sie bedienten sich selbst. Nach einer Stunde erschien eine ältere dicke Frau und entzündete die Öllampen. Sie sprach kein Englisch, verstand jedoch, daß die beiden hungrig waren und brachte ihnen nach kurzer Wartezeit eine wohlschmeckende Milchsuppe, kalten Schinken mit Salat und Essiggurken und einen scharfen Ziegenkäse.
    Wenig später betraten ein paar Männer in dicken Schaffelljacken und Kniehosen die Gaststube. Sie grüßten höflich und widmeten sich ganz ihrem Wein und einem ruhigen Gespräch.
    Penny war zappelig. Sie machte sich Gedanken darüber, wo Laura Dasart und ihre Freundin so lange blieben, und versuchte ihre Unruhe mit mehreren Gläsern Landwein zu betäuben, während Mike sich an das einheimische Bier hielt.
    Es war Mitternacht, die letzten Gäste hatten die Gaststube bereits verlassen, als endlich Schlittenglocken fröhlich bimmelnd näher kamen. Die beiden Amerikanerinnen betraten mit rosigen Wangen das Hotel und stampften den Schnee
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