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030 - Das Schloß der Vampire

030 - Das Schloß der Vampire

Titel: 030 - Das Schloß der Vampire
Autoren: Peter Saxon
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erfuhr von dem ungewissen Verdacht der Frau. Als das Licht gelöscht wurde, flog sie zur Vorderseite des Hotels und klammerte sich an den hölzernen Stützen der Dachrinne fest. Mit dem Kopf nach unten, die Flughäute eng an den Körper gepreßt, wartete sie unbemerkt, bis sie überzeugt war, daß die Fremden eingeschlafen waren. Dann breitete sie wieder die Flügel aus und landete vor der Eingangstür. Eine Minute später erhob sich der Mann und drückte leise die Klinke nieder.
    Unbesorgt schritt er zur Küche, wo Istwanoff furchtsam auf ihn wartete. „Sieh nach, ob sie wach ist!“ befahl er.
    „Jawohl, Eure Exzellenz“, stammelte der Wirt und verließ katzbuckelnd den Raum. Wenige Minuten später kehrte er mit Laura Dasart zurück. Sie rannte ihm entgegen und warf sich an seine Brust.
    Er hob ihren Kopf, beugte ihn zurück und ließ seine Zunge über ihre Kehle gleiten. Sie bebte vor Ekstase, während sich ihre Finger verlangend in seinen Rücken krallten.
    „Bist du sicher, daß es noch dein Wunsch ist?“ fragte er sie.
    „Ja!“ stöhnte sie. „Bald!“
    „Ja“, wiederholte er. „Bald!“
    Er fragte sich ohne daß es ihn jedoch berührte, ob sie sich wirklich ganz darüber im klaren war, was es bedeutete, die Braut eines Vampirs zu sein
    .

     

Strahlender Sonnenschein weckte Penny. Sie sprang aus dem Bett und öffnete das Fenster. Wie wunderbar frisch und klar die Luft war, und besonders hier, wo die Rückseite des Hotels unmittelbar an einer fast senkrecht abfallenden Schlucht stand! Das Mädchen atmete tief ein und blickte hinab auf die zahllosen Tannen und Fichten, die ihre schneebedeckten Äste hungrig der Sonne entgegenstreckten.
    „Raus aus den Federn!“ Sie rüttelte Mike wach, ehe sie sich ins Badezimmer und danach in den Frühstücksraum begab. Die beiden Amerikanerinnen aßen bereits, offensichtlich mit gutem Appetit, große duftende Omeletts. Sie wünschte ihnen einen guten Morgen, durchquerte den Gastraum und trat vor das Haus. Die Szenerie war von bezaubernder Romantik. Mit Ausnahme der beiden Autos wies nichts auf das zwanzigste Jahrhundert hin.
    Die malerischen Holzhäuschen rings um die Kirche hatten Schindeldächer und steile, kunstvoll verzierte Giebel. Rauch stieg aus den Kaminen, und im frischen Schnee glitzerten vereinzelte Fußspuren.
    Auch die Kirche war völlig aus Holz und blickte mit ihrem hohen runden Turm stolz auf die Häuschen hinab. Wo sich jedoch das Kreuz befinden sollte, ragte nur noch ein abgebrochener Eisenstab aus dem Dach. Hinter den Häusern führte ein bewaldeter Hügel scheinbar direkt in den Himmel.
    Trotz der Ruhe und des Friedens, der über dem Dorf lag, hatte Penny ein ungutes Gefühl. Sie spürte verborgenen Haß und Feindseligkeit.
    Fröstelnd kehrte sie in den Frühstücksraum zurück, wo Mike sich inzwischen zu den beiden Mädchen gesellt hatte.
    „Wie spät ist es eigentlich?“ wandte er sich an Penny. „Ich habe dummerweise vergessen, meine Uhr aufzuziehen.“
    „Neun Uhr“, antwortete sie. In diesem Moment hörte man das Klingeln von Schlittenglöckchen, und die zwei Amerikanerinnen sprangen abrupt auf. Sie stülpten sich ihre Strickmützen auf den Kopf und zogen ihre warmen Mäntel an.
    „Wir machen eine kleine Schlittenpartie“, erklärte Laura Dasart. „Ich nehme an, wir sehen Sie später noch.“
    Neugierig blickte Penny aus dem Fenster und sah die beiden in einen mit zwei fuchsroten Pferden bespannten Schlitten steigen. Ein untersetzter Kutscher mit Vollbart verbeugte sich tief, half ihnen in den Schlitten und ließ die Peitsche knallen. Die Pferde galoppierten durch das Dorf, und bald verschwanden die Ausflügler auf dem Waldweg, der den Hügel hinaufführte.
    Petru Istwanoff brachte zum Frühstück noch dampfenden Kaffee.
    „Wem gehört der Schlitten?“ fragte Penny.
    „Einem Bekannten der Damen“, antwortete er ausweichend.
    „Und wie heißt dieser Bekannte?“
    „Ich glaube, Graf Zapolia“, entgegnete er mürrisch und zog sich eilig zurück.
    „Zapolia? Zapolia?“ Penny überlegte. Der Name kam ihr bekannt vor, aber seine Bedeutung wurde ihr im Augenblick nicht klar.
    „Ich hoffe, du hast feste Schuhe an“, wandte sie sich an Mike. „Wir werden einen langen Spaziergang machen.“
    Zwei Stunden später bereute sie ihren Entschluß. Sie waren den Schlittenspuren gefolgt, durch tiefen Schnee, der die Unebenheiten des Weges verbarg. Der strahlende Himmel hatte sich bedeckt, und graue Wolkenschwaden jagten über sie
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