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030 - Das Schloß der Vampire

030 - Das Schloß der Vampire

Titel: 030 - Das Schloß der Vampire
Autoren: Peter Saxon
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Madame“, erwiderte der Wirt bedauernd. „Sowohl die Telefondrähte als auch die elektrischen Leitungen wurden von der Lawine beschädigt. Wir sind hier im Winter manchmal wochenlang von der Außenwelt abgeschnitten. Aber bitte machen Sie sich keine Sorgen“, beruhigte er sie, als er ihren Gesichtsausdruck bemerkte, „die Straße wird gleich morgen früh freigeschaufelt.“
    „Dann müssen wir wohl Ihre Gastfreundschaft so lange in Anspruch nehmen“, sagte sie und setzte sich zu den bereits wartenden Amerikanerinnen.
    Das Essen war hervorragend, genau wie der dazu servierte einheimische Wein und der Tsuica. Während der ganzen Mahlzeit herrschte Schweigen. Zwar versuchte Mills die Mädchen in eine Unterhaltung zu verwickeln, aber sie gaben nur einsilbige Antworten und hingen ihren Gedanken nach. Selbst Penny, der es sonst nie an einem Gesprächsthema mangelte, schien ihre Sprache verloren zu haben. Notgedrungen hielt Mike sich deshalb an die Flasche, bis ihn wohlige Wärme und Müdigkeit übermannte.
    „Auf in die Falle!“ schlug er vor und bemühte sich, die Augen offen zu halten.
    Der Wirt, der gerade das letzte Geschirr abräumte, sagte: „Ich werde Ihnen Ihre Zimmer zeigen.“ Er ergriff die Koffer der beiden Amerikanerinnen, Penny nahm ihre leichte Reisetasche, während Mike seine Kamera und das Zubehör aufsammelte, die er nie anderen anvertraute.
    Weder Penny noch er waren überrascht, als Istwanoff sie in ein Zimmer mit einem riesigen geschnitzten und mit Baldachin überdachten Doppelbett führte. Sie waren es gewöhnt, daß man sie für ein Ehepaar hielt und dachten sich auch nichts dabei, ein Bett, ein Bad oder auch nur eine Wolldecke miteinander zu teilen, wenn es ihr Beruf so mit sich brachte.
    Ihr Zimmer lag am Ende eines langen Korridors, genau entgegengesetzt von dem der Amerikanerinnen. Sie riefen den beiden noch gute Nacht zu und schlossen die Tür hinter Istwanoff, der ihnen eine Öllampe dagelassen hatte.
    Penny ließ sich auf das Bett fallen. „Na, was hältst du jetzt von deiner schönen Blondine?“
    „Wie kann ich mir eine Meinung bilden, wenn keine von euch den ganzen Abend den Mund auftut? Hat sie wenigstens etwas gesprochen, als ihr euch die Hände waschen gingt?“
    „Nicht viel“, meinte Penny gähnend. „Jedenfalls hatte ich den Eindruck, daß sie wütend ist, weil wir ihr folgten, und noch mehr, weil wir jetzt nicht zurück können.“
    „Ja, wir hätten früher umkehren sollen“, sagte er schuldbewußt.
    „Wer weiß“, orakelte Penny. „Sie kam aus einem ganz bestimmten Grund hierher. Ich habe keine Ahnung aus welchem, und ihre kleine Freundin vermutlich ebenfalls nicht. Aber was immer es auch ist, es gefällt mir nicht.“ Sie schüttelte den Kopf. „Sie haßt mich.“
    „Übertreibst du nicht?“
    „Nein, ich spüre ihn richtig. Einen echten, ausgewachsenen zwanzigkarätigen Haß. Aber warum?“
    Mills grinste. „Weil du mit mir bist, offensichtlich. Sie ist eifersüchtig.“
    Aber Penny ging nicht auf seinen Scherz ein. „Echter Haß“, murmelte sie nachdenklich, „ist gewöhnlich mit Angst verbunden.“
    Sie ließen das Fenster geschlossen, weil immer noch der Sturm tobte. Trotzdem war die Luft im Zimmer frisch, und es roch nicht nach Mottenpulver wie in den meisten Herbergen im Land.
    Mills, müde von der anstrengenden Fahrt und dem schweren Wein, schlief sofort tief und fest. Penny fiel zwar ebenfalls gleich in Morpheus’ Arme, aber ihr Schlaf war nur leicht.
    Der Sturm harte nachgelassen, als sie erwachte. Eine ungewohnte Stille herrschte. Nur das leichte, stetige Knarren des alten Gebälks war zu vernehmen - bis sich ein anderer Laut dazugesellte. Die Türklinke wurde behutsam, aber doch nicht leise genug nach unten gedrückt.
    Sie atmete tief und regelmäßig, als schliefe sie, während Mike hin und wieder einen Schnarchton von sich gab.
    Sie hörte, wie die schwere Tür ein paar Zentimeter geöffnet und dann wieder geschlossen wurde. Aha, dachte sie, man will nur wissen, ob wir auch wirklich schlafen.
    Die Bodenbretter auf dem Gang knarrten. Penny öffnete vorsichtig die Tür einen Spalt breit und sah am Korridorende Petru Istwanoff mit einer brennenden Kerze vor dem Zimmer der Amerikanerinnen anhalten. Er klopfte sacht, und Laura Dasart schlüpfte angekleidet, aber mit den Schuhen in der Hand, aus dem Zimmer. Gemeinsam huschten die beiden auf Zehenspitzen die Treppe hinunter.
    Einen Augenblick überlegte Penny, ob sie ihnen folgen sollte. Sie
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