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030 - Das Schloß der Vampire

030 - Das Schloß der Vampire

Titel: 030 - Das Schloß der Vampire
Autoren: Peter Saxon
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ihren stämmigen Frauen begleitet, deren Köpfe in schwarze Tücher gehüllt waren. Unförmige Kleidungsstücke verbargen die Körperformen.
    Angst lastete fast greifbar über ihnen.
    Unzählige Feuer am Fußende der Mauern beleuchteten den Hof. Ihre Flammen zuckten drohend auf den Lanzen der Söldner, die die Menge umringten.
    Von irgendwoher kamen wilde, tierische Laute.
    An einem Ende des Hofes brannten die Feuer am hellsten. Es war, als triebe man die Bauern, in deren Mitte sie sich befand, als Zuschauer zu einer beleuchteten Bühne.
    Ein roter Schein fiel auf die unebenen Kopfsteine, als ein Tor in der Mauer aufgerissen wurde. Heraus keuchten brüllende und sich gegenseitig anfeuernde Männer, die etwas an einer Kette zerrten.
    Es holperte rasselnd über die Steine, hell vom Feuer der Schmiede hinter dem Tor, aber auch von der eigenen Glut.
    Es war ein Stuhl, ein großer Sessel mit Arm - und Rückenlehnen aus Eisen. Man hatte ihn so lange ins Feuer getaucht, bis er weißglühte und Funken spie.
    Er war so groß wie ein Thron.
    Er war ein Thron.
    Ihm folgten wie gräßliche Karikaturen von Höflingen zwei Männer, die glühende Gegenstände in langen Zangen hielten. Ein Szepter und eine Krone.
    Türen öffneten sich an der entgegengesetzten Seite des Hofes, und Wachen, mit einem Gefangenen in ihrer Mitte, traten heraus.
    Er war ein hochgewachsener Mann, Ketten und Lumpen bedeckten seinen Körper. Sein Stolz schien ungebrochen, und seine Würde beschämte seine Peiniger.
    Die tierischen Laute wurden kräftiger, schienen aus derselben Tür zu dringen, durch die er geschritten war.
    Diener eilten mit Fackeln durch die Holztür eines Balkons, der der Bühne am nächsten lag. Unmittelbar nach ihnen trat ein Mann heraus, dessen Gestalt und Schnurrbart sie alle nur zu gut kannten: ihr Herr, der Woiwode von Transsylvanien. In seiner Hand lag die Macht über Leben und Tod jedes Mannes, jeder Frau und jedes Kindes, deren unerbittlicher Lebensherr er in diesen wilden, schwer zugänglichen Bergen war.
    Eine aus Furcht geborene Stille senkte sich über den Hof, als seine Stimme erschallte: „Hier ist der Mann, der sich als euer König erhob. Seht sein prachtvolles Gewand! Er strebte nach einem Thron für seinen Leib und einer Krone für sein Haupt. Er soll sie haben!“
    Der beißende Spott ließ die Leute schaudern.
    „Und seine Gefolgsleute sollen an seiner Krönung teilhaben!“
    Die tierischen Laute kamen näher. Neun Männer, die nur noch Haut und Knochen waren, irr von Durst und Hunger, wurden ins Freie getrieben. Sie waren die letzten von vierzig Gefangenen, die der Woiwode vor zwei Wochen machte. Die anderen hatten die Foltern und den in ihren Eingeweiden nagenden Hunger nicht überlebt.
    Auf ein Zeichen von dem Balkon streiften die Wachen die Ketten von dem König und rissen ihm die letzten Fetzen vom Leib. Nackt stießen sie ihn mit Schwertspitzen zu dem funkensprühenden Thron, bis er mit dem Rücken davor stand.
    Ein Hieb mit einem Lanzenschaft ließ ihn zurücktaumeln in die weißglühende Umarmung des eisernen Thrones. Schnell schnappte einer der Wachen mit einer langen Zange die an einem Sesselarm befestigte Querstange am anderen ein und verhinderte dadurch, daß der Gefangene aufspringen konnte.
    Solcherart in den Sitz gepreßt, kam sein Körper mit dem glühendheißen Eisen in Berührung. Der Mann bäumte sich auf, versuchte der Qual zu entkommen, aber die Querstange hielt.
    Muskelstränge an seinen Armen zeichneten sich ab. Sein Gesicht war ein einziger lautloser Schrei der Pein, und seine Augen quollen aus den Höhlen.
    Aber kein Laut kam von seinen Lippen.
    Der Ausdruck des Triumphs verschwand aus den Zügen des Woiwoden. Erbost brüllte er: „Reicht ihm seine Krone und sein Szepter!“
    Die beiden Männer mit den Zangen näherten sich behutsam dem Thron. Der eine streckte vorsichtig das Szepter aus und ließ es in den Schoß der sich bäumenden Gestalt fallen.
    Der andere hielt die Krone über den Kopf des Gemarterten und setzte sie sacht darauf.
    Doch dem Gefolterten war kein Laut abzuringen.
    Des Woiwoden Wut wuchs. Das Opfer seiner sadistischen Vorführung reagierte nicht wie erwartet. Es schrie nicht um Gnade, jammerte nicht um Vergebung und flehte nicht um einen schnellen Tod.
    Er brüllte: „Hört, ihr Hunde!“
    Die neun geketteten Gefangenen wandten ihre Blicke, die scheu und ehrfürchtig an ihrem gepeinigten Anführer gehangen hatten, dem Balkon zu.
    „Ihr habt seit Tagen nicht gegessen.
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