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Sternstunde der Liebe (German Edition)

Sternstunde der Liebe (German Edition)

Titel: Sternstunde der Liebe (German Edition)
Autoren: Luanne Rice
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PROLOG
    Z ebulon Mayhew gehörte der Himmel, und Rumer Larkin herrschte über die Erde. So hatten sie das Universum im Alter von fünf Jahren unter sich aufgeteilt, ein Arrangement, das sich bis heute, mit fünfzehn Jahren, bestens bewährt hatte.
    Als sie hinter Zeb aus dem Fenster seines Schlafzimmers gekrochen war, arbeitete sich Rumer auf dem Streifen des Dachs vorwärts, der unterhalb der Gauben an der Frontseite des Hauses verlief, und benutzte dann die Spitze des Giebelfensters, um sich auf den First hochzuziehen.
    »Warte auf mich!«, rief sie, als Zeb auf dem schmalen Grat des steil abfallenden Daches entlanglief, die Arme zu beiden Seiten ausgestreckt.
    »Lahme Schnecke«, konterte er, aber er wartete, warf ihr ein rasches Lächeln über die Schulter zu und hielt ihr die Hand entgegen. Als Rumer sie ergriff, spürte sie ein Prickeln im Blut, so dass sie erschauerte und sich fester an ihn klammerte.
    »Und was gibt es heute zu sehen?« Sie folgte ihm, als sie auf dem steilsten Teil des Daches entlangbalancierten, zwischen dem krumm und schief gemauerten ziegelsteinernen Schornstein und der Einhorn-Wetterfahne.
    »Larkin, du bist ein hoffnungsloser Fall. Du hast ein Gedächtnis wie ein Sieb, es sei denn, es geht um irgendwelches Getier – egal ob zu Wasser, zu Lande oder in der Luft. Was für ein Datum haben wir?«
    Sie zögerte, wartete, dass er ihre Hand losließ. Er dachte nicht daran, und sie hoffte, dass er nicht merkte, wie ihre Finger zitterten. Er war groß für einen Fünfzehnjährigen, überragte sie um einiges, die Silhouette seines Kopfes mit dem blonden Haarschopf zeichnete sich vor der Milchstraße ab. »Zwölfter August«, erwiderte sie schließlich.
    »Richtig. Der Meteoritenschauer, der vom Sternbild des Perseus auszugehen scheint, auch Auguststernschnuppen genannt – muss ich dich jedes Jahr aufs Neue daran erinnern? Wir werden Sternschnuppen zählen, und du darfst das Dach erst dann verlassen, wenn du mindestens zwanzig beisammen hast.«
    »Zwanzig!« Insgeheim fand sie den Gedanken erregend, weil sie wusste, es würde Stunden dauern, zwanzig Sternschnuppen zu zählen.
    »Da ist eine!«, rief er und ließ ihre Hand los, um sie ihr zu zeigen. Sie drehte sich gerade rechtzeitig herum, um eine weiß glühende Lichtspur am Nachthimmel auszumachen. »Ich würde dir gerne den Krebsnebel, Saturn oder Jupiter zeigen, aber ich weiß, dass du dir nichts daraus machst.«
    »Der Himmel ist deine Domäne, Astro-Boy.«
    »Rumer, das Hasenmädchen«, erwiderte er neckend.
    Sie ließen sich auf dem Dachfirst nieder, am anderen, dem Schornstein entgegengesetzten Ende des Hauses. Von dort oben konnte Rumer den Long Island Sund ausmachen, die weißen Ränder der schwarzen kabbeligen Wellen, die gegen den halbmondförmigen Strand brandeten. Gen Norden lag der Rest von Hubbard’s Point, bestehend aus ungefähr hundert Cottages, die sich auf dem Hügel und in der Niederung aneinander schmiegten. Sie lebten auf dem Point selbst, dem Kap, das in den Sund hineinragte, in einer Sackgasse, die den aristokratischen alten Damen vorbehalten war, deren Väter und Großväter die Strandregion erschlossen hatten.
    Das Cottage direkt nebenan, das Rumers Familie gehörte, war im selben Jahr errichtet worden wie das Haus der Mayhews; die beiden glichen sich, was die äußere Gestaltung betraf, wie ein Ei dem anderen. Während die meisten Menschen Hubbard’s Point als reines Sommerdomizil betrachteten, wohnten Rumers und Zebs Familien ganzjährig dort. Einmal, mit sieben, als sie bei Zeb übernachtet hatte, war sie ins Zimmer seiner Eltern geschlafwandelt, so wie sie es bisweilen zu Hause tat.
    »Da, noch eine!« Zeb stieß sie in die Seite. »Jetzt bist du zwei im Rückstand.«
    »Ich halte die Augen offen«, erklärte Rumer, aber in Wirklichkeit blickte sie durch die transparenten Vorhänge ins Badezimmer ihrer Familie, wo sich ihre Schwester gerade die Beine rasierte. »Vielleicht sollte ich Elizabeth sagen, dass es besser wäre, die Jalousien herunterzulassen.«
    »Du würdest es nicht für möglich halten, wobei ich euch Larkin-Mädels schon beobachtet habe. Selbst bei heruntergelassenen Jalousien kann man durch die Ritzen spähen.«
    »Du beobachtest uns?« Rumer starrte ihn mit offenem Mund an.
    »Was hast du denn gedacht? Unsere Häuser sind weniger als fünf Meter voneinander entfernt und eure Jalousien schließen nicht richtig. Natürlich schaue ich hin. Hey, noch eine Sternschnuppe!«
    Rumer musterte ihn
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