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030 - Das Schloß der Vampire

030 - Das Schloß der Vampire

Titel: 030 - Das Schloß der Vampire
Autoren: Peter Saxon
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hatte bei ihrer Ankunft gesagt, daß die Straße so schnell wie möglich freigeschaufelt würde. Vielleicht konnte man mit dem Landrover jetzt schon einen Durchbruch wagen. Er war ja robust gebaut.
    Offenbar hatte er jedoch etwas dagegen; der Motor sprang nicht an. Penny versuchte alle möglichen Tricks, bis Mike Zuflucht zur Handkurbel nahm. Endlich klappte es, und Penny gab Gas. Normalerweise war sie eine zwar schnelle, aber sehr vorsichtige Fahrerin. Heute jedoch fand Mike ihre Fahrweise reichlich nervös.
    Der Weg, den sie gekommen waren, hatte einen Eis- und Schneebelag. Auch an den steilsten Stellen verzichtete Penny darauf, die Bremsen zu benützen, denn das hätte zur Katastrophe führen können. Jetzt bedauerte sie es, daß sie sich vor der Abfahrt keine Zeit genommen hatten, die Schneeketten mitzunehmen.
    Sie kamen durch die winzige Ortschaft mit dem Gasthaus. Alle Läden waren geschlossen. Das kleine Nest wirkte wie ausgestorben.
    Bald danach erreichten sie die Stelle, an der die Lawine heruntergekommen war. Penny hielt an. Schweigend starrten sie auf die Bescherung. Die Lawine hatte einen breiten Pfad durch den bewaldeten Berg gebrochen und unzählige Bäume mit sich gerissen, ehe sie die Straße erreichte. Hier hatte sie einen Teil der Bäume und eine Unmenge Geröll abgeladen und war dann weiter abwärts gerollt. Alles lag wirr mehr als mannshoch übereinander, in einer Breite von mindestens fünf Metern. Wie um dem Anblick den Schrecken zu nehmen, hatte der Schnee ein gnädiges Tuch darüber gebreitet. Ein unberührtes, sauberes weißes Tuch!
    Niemand hatte auch nur versucht, die Straße freizuschaufeln!
    Dem Landrover würde es unmöglich gelingen, diese Barrikade zu überwinden.
    „Gehen wir zu Fuß weiter?“ fragte Mike.
    Penny zögerte. Bis zur nächsten Landstraße würden sie zwanzig bis fünfundzwanzig Kilometer durch tiefen Schnee stapfen müssen. Nicht, daß sie es nicht schaffen würden. Es wäre zwar kein Vergnügen, aber auch kein unüberwindliches Problem.
    Aber da war etwas anderes, das ihr keine Ruhe ließ. Sie würden sich vielleicht eine verdammt interessante Story entgehen lassen.
    Die Schrecken der Nacht schienen unwirklich an diesem strahlenden Morgen. Sie versuchte, sie vernunftmäßig zu erklären. Jedenfalls aber hatte man sie überfallen, daran gab es nichts zu rütteln. Mike selbst war Zeuge gewesen. Das Unbegreifliche an diesem Überfall war die befremdliche, unheimliche Art, in der es geschehen war.
    Jetzt kannten sie den Feind, vermochten Vorkehrungen zu treffen. Sie waren dem Unbekannten nicht mehr hilflos ausgesetzt. Es gab Möglichkeiten, ihn zu schlagen.
    Penny dachte an das Gelächter, wenn ihre Kollegen erfuhren, daß sie vor einem Vampir davongelaufen war. Dann dachte sie, welche Wellen ihre Story schlagen würde, falls Mike die richtigen Bilder dazu schießen könnte. Das Aufsehen, das sie erregte, wäre weltweit und sicherlich auch sehr einträglich.
    Natürlich hatte sie immer noch Angst, wenn sie an dieses Wesen der Finsternis dachte. Aber sie war wie ein Kämpfer, der dem Feind Auge in Auge gegenüberstehen mußte, wollte er sich nicht selbst für einen Feigling halten.
    „Nein! Zum Teufel mit ihnen allen. Wir kehren um!“ bestimmte sie. „Wir werden schon herausbekommen, was hier vor sich geht.“
    „Gut“, sagte Mike zustimmend.
    Mit viel Mühe und Fingerspitzengefühl gelang es ihnen, den Landrover zu wenden.
    Drei Stunden war es her, daß sie das Gasthaus verlassen hatten. Beim Betreten des Hauses kam ihnen Istwanoff, der ihren Wagen gehört hatte, mit zwei Tassen Kaffee entgegen. Sein Gesicht war ausdruckslos, und er mied ihren Blick.
    Er stellte die Tassen auf dem Tisch ab, auf dem Pennys Scheine immer noch unberührt lagen, und verließ wortlos das Gastzimmer.
    Sie blickten einander fragend an. Istwanoffs Benehmen verriet eine beträchtliche Änderung ihrer Beziehungen. Natürlich hatte er gewußt, daß sie abgereist waren. Er hatte aber auch gewußt, daß sie zurückkommen würden - zurückkommen mußten.
    Die Fassade beruflicher Höflichkeit war wie weggewischt, daran bestand kein Zweifel. Möglicherweise betrachtete er sie als unwillkommene Gäste. Beide fühlten sie jedoch, daß es mehr als das war. Und noch etwas fiel ihnen auf.
    Er hatte ihnen den Kaffee gebracht, gleichgültig wie ein Gefängniswärter, der einen Eßnapf in die Zelle schiebt.
    Natürlich hatten sie im hellen Tageslicht mehr Selbstvertrauen als während des Überfalls auf
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