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ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: ALTEA (Sturmflut) (German Edition)
Autoren: Nina Suslik
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    ALTEA
    „Feuermeer“

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
    Für meinen geliebten Großvater. Von dir habe ich gelernt, was Ideale und Integrität sind und wie man beides verteidigt. Ich vermisse dich sehr.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
    "Aus Feuer ist der Geist geschaffen, // Drum schenk mir süßes Feuer ein."
    Ernst Moritz Arndt

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
    Prolog

 
    Es war der erste Schultag nach den Ferien. Mein Vater war nun schon seit Jahren fort und meine Mutter hatte einen neuen Mann kennengelernt. Ich wollte nicht behaupten, dass ihr das leicht fiel und eigentlich sollte ich auch kein Problem damit haben. Schließlich wussten wir beide, dass mein Vater nicht zurückkommen würde. Trotzdem war es merkwürdig. Eigentlich sogar mehr als das. In kürzester Zeit hatte mein Leben sich wieder überschlagen und alles war anders geworden. Ich hatte kaum geschlafen. Fast die ganze Nacht über hatte ich nur so dagelegen, die Decke angestarrt und über alles nachgedacht. Vielleicht war es gut so. Es war gut, dass meine Mutter sich nicht aufgab und weiterlebte. Ich wollte das auch, aber irgendwie fühlte ich mich dazu einfach nicht in der Lage. Dieser Mann, den meine Mutter nun regelmäßig traf, hatte auch einen Sohn. Sein Name war Radu und er war älter als ich. Das war alles, was ich wusste. Ich hatte ihn bis jetzt noch nicht getroffen, doch bald würde es wohl soweit sein. Meine Mutter hatte schon all unseren Besitz in Kartons verstaut. Viel war es nicht. Die letzten Jahre waren wir immer nur irgendwie so über die Runden gekommen. Wir würden zu ihm ziehen, denn er hatte die größere Wohnung. Sie war auch näher am Stadtzentrum. Es würde sich zwangsläufig alles ändern, ob ich dazu bereit war oder nicht.
             „Alles in Ordnung Ludmilla? Du siehst etwas blass aus.“ Meine Lehrerin schaute mir in die Augen und legte einen besorgten Blick auf. Ich schüttelte nur leicht den Kopf. Ich sah immer blass aus. Das war nun einmal die Farbe meiner Haut, aber es half gelegentlich, wenn ich mich krankstellte, um die Schule zu schwänzen.
             „Alles okay. Ich bin nur etwas müde.“ Sagte ich leise und versuchte sie anzulächeln, konnte aber nicht. Ihr Blick wurde skeptisch und ich bekam Angst, ich müsste mich erklären. Ich wollte nicht über meine Gefühle sprechen. Schon gar nicht mit einer Lehrerin und vor der gesamten Klasse.
             „Na gut. Jetzt musst du aber wach werden, denn wir beginnen gleich mit einem besonders wichtigen Thema.“ Mit einem herzlichen Lächeln legte sie mir eins der Bücher auf den Tisch, die sie auf ihrem Arm trug. Sie teilte die neuen Lehrwerke für den Geschichtsunterricht aus und ich zog mein Exemplar ein Stück näher zu mir. ‚ Neuzeitliche Europäische Geschichte‘. Ich atmete tief ein und schloss die Augen. Alles, nur das nicht schon wieder. In jedem Schuljahr befasste sich mindestens eine Themeneinheit des Geschichtsunterrichts mit Europäischer Geschichte. Ich konnte es nicht mehr ertragen und ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass irgendein anderer Schüler in Europa es noch ertragen konnte. Jeder kannte doch die Geschichte. Die Konsequenzen umgaben uns Tag für Tag. Keine Chance ihnen auszuweichen. Dieses Buch mochte vielleicht nicht mit Lügen gefüllt sein, aber es waren ein Haufen Halbwahrheiten. In meinen Augen noch schlimmer als Lügen, denn man wurde dazu verleitet alles einfach zu akzeptieren. Jeder sollte den Eindruck gewinnen, als hätte es damals keinen anderen Weg gegeben und, dass in Anbetracht des Gewinns für unsere Gesellschaft, gewisse Opfer erbracht werden mussten. Ich hasste das alles so sehr. Meine Noten in Geschichte waren immer im unteren Durchschnitt. Meine Mutter brachte das regelmäßig an den Rand der Verzweiflung. Für sie war es vermutlich ein erstes Vorzeichen, dass ich den rebellischen Geist meines Vaters geerbt hatte. Damit hatte sie nicht Unrecht und ein wenig tat es mir auch leid, denn ich wollte ihr keine Sorgen bereiten. Ich konnte nur einfach nicht anders. Deshalb trug ich nichts zum Unterricht bei und füllte die Tests nur gerade so hinreichend aus, um nicht durchzufallen. Es war besser nicht durch totale Verweigerung aufzufallen. Wollte ich
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