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0053 - Eine Frau, ein Mörder und ich

0053 - Eine Frau, ein Mörder und ich

Titel: 0053 - Eine Frau, ein Mörder und ich
Autoren: ein Mörder und ich Eine Frau
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Beleidigung nicht verbergen konnte? Oder war es der gespielte, beleidigte Blick einer guten Schauspielerin?
    Wir gingen zu meinem Jaguar. Als wir bereits wieder unterwegs zum Distriktgebäude waren, knurrte Phil: »Vierzig ist sie nicht, sondern höchstens dreißig. Hysterisch ist sie auch nicht, sondern höchstens eine verdammte schlaue Lügnerin. Ich will dir sagen, was es mit diesem verschwundenen Karton auf sich hat: Sie hat die Ampullen gegen jedes medizinische Gewissen an Morphiumsüchtige gegen prächtig viele Dollar verkauft und erfindet jetzt das Märchen von dem Diebstahl, um die in ihren Büchern fehlende Morphiummenge begründen zu können…«
    Ich stoppte den Wagen abrupt. Ich drehte mich zu ihm. In meinen Schläfen hämmerte das Blut.
    »Wenn du Wert auf unsere Freundschaft legst«, sagte ich, und meine Stimme klang mir selbst fremd, »dann halt deinen Mund!«
    Und jetzt hatte er endlich verstanden.
    Auf leisen Sohlen surrte mein Jaguar durch die Straßen der City. Rechts und links schoben sich die Giganten der Wolkenkratzer empor. Geschäftige Menschen eilten auf den Bürgersteigen dahin. Junge Leute schwatzten lachend an den Straßenecken.
    Ich sah nicht viel von ihnen.
    Mir ging dieses Gesicht nicht aus dem Kopf. Dieses ungeschminkte, natürliche, frische Gesicht mit den wachen, intelligenten Augen, dem weizengelben Haar und dem trotz aller Klugheit so weichen Ausdruck.
    Mißgestimmt kamen wir im Distriktgebäude an.
    Phil hatte kein einziges Wort mehr gesagt.
    Als wir am Auskunftsschalter im Erdgeschoß vorbeigingen, rief uns der Kollege zu: »Gut, daß ihr kommt! Der Chef sucht euch!«
    »Okay«, brummte Phil, während wir schon in den Lift stiegen.
    Wir fuhren hinauf. Schweigend gingen wir den Korridor entlang. Phil klopfte an die Tür zum Arbeitszimmer unseres Chefs.
    »Herein!« ertönte seine Stimme.
    Wir traten ein.
    Mr. High saß wie üblich hinter seinem Schreibtisch. Der gewohnte Aktenstapel lag vor ihm. Als der Chef der Bundeskriminalpolizei des Districts New York kann er sich wirklich nicht über Mangel an Arbeit beklagen.
    »Morning, ihr beiden«, sagte er freundlich wie immer. »War etwas Dringendes, weil ihr am frühen Morgen schon unterwegs wart?«
    Bevor Phil antworten konnte, sagte ich: »Nein, Chef. Nichts Besonderes.«
    »Gut«, nickte Mr. High. »Dann seht euch mal in der 86. Straße um. Hausnummer 319.«
    »Was liegt an?« fragte Phil.
    Mr. High griff nach einem Zettel.
    »Die City Police rief vor einer halben Stunde an. Im elften Stock des genannten Hauses wurde heute morgen die Leiche der zweiundzwanzigjährigen Bardame Eileen Rivers aufgefunden. Die Mordkommission der Stadtpolizei begab sich sofort an den Tatort.«
    »Und warum rief sie bei uns an?« fragte ich. »Ein gewöhnlicher Mord ist nicht Sache der Bundespolizei.«
    »Nein, bestimmt nicht«, seufzte Mr. High. »Aber leider spielt etwas hinein, was garantiert Sache der Bundespolizei ist: Die Tote war schwer morphiumsüchtig.«
    Ich hatte seltsamerweise auf einmal ein flaues Gefühl in der Magengegend.
    ***
    Eine knappe Dreiviertelstunde später waren wir am Tatort.
    Vor dem Hause stand das in solchen Fällen übliche Aufgebot von Fahrzeugen der Stadtpolizei. Zwei Cops lehnten lässig an der Hauswand neben dem Eingang. Sie musterten uns prüfend, als wir aus dem Jaguar stiegen und durch den Eingang gingen, aber sie sagten nichts.
    Wir fuhren mit dem Lift hinauf. Im Flur der elften Etage wimmelte es von vielen neugierigen Hausbewohnern. Wir bahnten uns mühsam einen Weg durch die Menschenmenge, bis wir die Tür des Apartments erreicht hatten, das die Nummer 319 hatte.
    Ein bulliger Cop stand breitbeinig im Türrahmen vor der geschlossenen Tür. Sein Knüppel baumelte lässig an seinem Gürtel.
    Ich schob mich an ihn heran und hielt ihm kurz meinen Ausweis hin. Er warf nur einen kurzen Blick darauf, dann satulierte er und riß zuvorkommend die Tür auf.
    Wir traten ein.
    Es war eine jener kleinen Apartmentwohnungen, wie man sie für sündhaft teures Geld in New York mieten kann: bestehend aus Schlaf- und Wohnzimmer mit einer winzigen, hochmodern eingerichteten Küche und einem völlig ausgekachelten Badezimmer. In solchen kompletten Wohnungen gehören sogar die Spiegel und die Bettvorleger zur gestellten Einrichtung, und da sie von ein und derselben Firma Tausende solcher Wohnungen einrichten ließen, sind sie sich alle irgendwie ähnlich.
    Im geräumigen Wohnzimmer standen und saßen an die zehn Männer umher. Die
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