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0053 - Eine Frau, ein Mörder und ich

0053 - Eine Frau, ein Mörder und ich

Titel: 0053 - Eine Frau, ein Mörder und ich
Autoren: ein Mörder und ich Eine Frau
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für Patienten hat Dr. Kingsdon vorwiegend?«
    »Meistens Frauen und ihre Kinder. Aber gelegentlich läßt sich auch mal ein Mann aus der Nachbarschaft sehen. Miß Kingsdon ist nämlich sehr tüchtig, und das spricht sich sogar bei den Männern ’rum, die ungern eine Ärztin aufsuchen.«
    »Ihre Praxis geht also gut?«
    »Sehr gut.«
    »Aber die Einrichtung der Praxis muß doch enorm viel Geld verschlungen haben.«
    Marry merkte überhaupt nicht, worauf Phil hinauswollte. Sie nickte arglos.
    »Sicher! Die Geräte dürften ein kleines Vermögen gekostet haben.«
    »Das dachte ich auch«, nickte Phil. »Und ich frage mich, woher Miß Kingsdon dieses Geld hatte. Sie ist doch noch so jung, daß sie noch nicht lange Ärztin sein kann. Also selbst verdient kann das doch nicht alles sein!«
    »Das weiß ich nicht«, gestand Marry ein.
    Phil warf mir einen bezeichnenden Blick zu. Ich zuckte mit den Achseln. Damit war nun wirklich nichts bewiesen. Ein Mensch, der wertvolle Gegenstände besitzt oder bei sich ’rumstehen hat, muß deshalb noch nicht auf ungesetzlichem Wege an sie herangekommen sein.
    Phil wechselte das Thema, weil er gemerkt hatte, daß er in dieser Richtung nichts Wesentliches erfahren konnte.
    »Kennen Sie eigentlich eine Miß Eileen Rivers?«
    Marry errötete prompt.
    »Ja«, sagte sie. »Wir waren zusammen auf dem College. Aber Eileen hatte nie Lust für die Schule. Sie ging früh ab, weil sie Geld verdienen wollte. Wir waren in der Klasse ziemlich froh darüber.«
    »Warum?«
    »Ach, sie wollte immer im Mittelpunkt stehen. Wenn wir mal eine Tanzparty hatten, schnappte sie immer die nettesten jungen Männer weg. Die Männer flogen aber auch richtig auf sie.«
    »Das schafft böses Blut, das kann ich verstehen.«
    »Och, wir waren ihr nicht gerade böse. Aber wir waren natürlich froh, daß diese Konkurrenz freiwillig das Feld räumte«, bekannte Marry in entwaffnender Ehrlichkeit.
    »Gehörte George eigentlich auch zu denen, die von der Rivers jemandem weggeschnappt wurden« erkundigte sich Phil.
    Marry wurde wieder rot.
    »Ja«, hauchte sie. »Und zwar mir.«
    Phil beugte sich vor.
    »Sie — Sie waren sehr in George verliebt, nicht wahr?«
    Marry nickte wortlos.
    »Lieben Sie ihn noch?«
    Marry zuckte hilflos die Schultern. »Ich — ich weiß nicht«, hauchte sie mit gesenktem Kopf.
    Also doch, konstatierte ich im stillen. »Wo wohnt denn dieser George?« fragte Phil.
    Marry zuckte wieder die Achseln.
    »Ich weiß nicht. Früher hat er im College-Wohnheim gewohnt. Aber seit er auf der Universität ist, weiß kein Mensch mehr genau, wo er wirklich wohnt. Ich hatte schon ein paarmal den Verdacht, daß er überhaupt keine richtige feste Wohnung mehr hat.«
    »Soso. Was studierte dieser George denn?«
    »Medizin.«
    Phil schwieg einen Augenblick. Er mußte diese Nachricht erst verdauen. In dieser ganzen Geschichte lief alles immer wieder irgendwie auf Medizin und Arzt hinaus.
    »Haben Sie nicht versucht, sich diesen George irgendwie zu halten?« fragte Phil.
    Marry nickte.
    »Doch. Ich habe damals alles mögliche angestellt. Ich war ja so verliebt, daß ich richtig den Verstand verloren hatte. Ich habe an Eileen auch ein paar Briefe geschrieben. Aber das hat alles nichts genutzt. Wenn Eileen erst einmal einen Mann zwischen den Fingern hatte, dann war nichts mehr zu machen.«
    »Wie heißt denn George mit dem Familiennamen?«
    Marry sah uns verwundert an.
    »Das wissen Sie nicht? Sie wissen doch sonst so gut Bescheid über alles, was mit ihm zusammenhängt!«
    Phil machte eine lässige Handbewegung: »Natürlich wissen wir seinen Namen. Wir möchten nur wissen, ob man uns richtig informiert hat. Also, wie heißt er?«
    Marry beugte sich vor und sagte leise: »George Kingsdon. Er ist doch der jüngere Bruder von Miß Kingsdon.«
    Meine Kaffeetasse zerbrach mit einem lauten Klirren auf dem Steinboden.
    ***
    Wir beendeten unsere Unterhaltung mit Marry Sunfort. Als wir mit dem Lift wieder hinabfuhren, zog ich den Schlüssel meines Jaguar aus der Hosentasche.
    »Fahr du mit dem Wagen zurück, Phil.«
    Er sah mich fragend an. Ich setzte hinzu: »Ich komme später mit einem Taxi nach.«
    Sein Blick lag noch immer auf mir. Erst nach einer geraumen Weile nickte er und murmelte: »Okay. Ich sehe ein, daß du dich von etwas überzeugen mußt.«
    Ich versuchte ein Grinsen, weil ich mich für sein Verständnis bedanken wollte. Aber es mißlang mir. Wie ich selbst fühlte, wurde nur eine komisch verzerrte Grimasse
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