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0053 - Eine Frau, ein Mörder und ich

0053 - Eine Frau, ein Mörder und ich

Titel: 0053 - Eine Frau, ein Mörder und ich
Autoren: ein Mörder und ich Eine Frau
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los, Jerry? Meine Güte, du bist ja ganz blaß, was ist denn?« Hywood tauchte hinter Phil auf. Auch er sah mich fragend an.
    Ich stand auf und ging ins Badezimmer. »Erinnerst du dich, wie wir schon einmal an diesem Fenster standen und klug wie notorische Dummköpfe feststellten, daß niemand hier eingebrochen haben könnte?«
    »Natürlich! Zweiundzwanzig Stockwerke, tiefe, glatte Wand.«
    »Richtig. Und noch eine Menge glatte Wand darüber. So glatt, daß man sich an ihr bequem abseilen kann!«
    Phil begriff sofort. Sein Mund stand offen und klappte vorerst auch nicht wieder zu. Ich besah mir das Fensterbrett gründlich. Kein Zweifel, da waren Kratzspuren.
    Ich sagte nichts mehr. Ich drehte mich um und verließ die Wohnung. Meine Lippen lagen so hart aufeinander, daß sie zwei weiße Striche sein mußten. Ich fand die richtige Tür wie im Schlaf. Dr. Bender hatte Wohnung und Praxis genau über Sarah. Ich klingelte.
    Nach ein paar Minuten wurde die Tür von einem verlebt aussehenden jungen Mann im Schlafanzug geöffnet.
    »Sie wünschen?« fragte er gähnend.
    Vier Schritte vor mir stand er: Sarahs Mörder. Der Mörder von Mrs. Prieve. Der Organisator des Morphiumhandels. Der zitternde Miniaturgangster, der feige war und schuldig am Tode von sechs Menschen. Von acht Menschen, wenn man die beiden Polizeibeamten mitzählte.
    Ich ging, langsam auf ihn zu. In mir war alles eiskalt. Ich war nicht mehr zurechnungsfähig.
    »Rühren Sie mich nicht an!« kreischte er und hielt mir eine Injektionsnadel entgegen. »Die Spitze ist mit geschmolzenem Zyankali überzogen! Ein Stich tötet Sie im Handumdrehen! Rühren Sie mich nicht an!«
    Ich tat den nächsten Schritt. Mochte mich die Nadel treffen. Sarah lebte ja auch nicht mehr.
    »Halt! Ich steche zu!« brüllte er.
    »Jerry!« gellte Phils Stimme hinter meinem Rücken.
    Ich tat den letzten Schritt und holte aus. Mit gestreckter Handkante.
    Er riß die Nadel hoch.
    Da knallte Phils Schuß. Die Injektionsnadel flog splitternd aus seiner Hand. Von seinen Fingern träufelte Blut.
    Meine Hand fuhr herab und traf ihn seitlich im Genick. Er verdrehte die Augen und sackte langsam in die Knie. Ich holte wieder aus.
    Aber da war Phil vor mir. Ich sah seine Faust auf einmal ungeheuer groß vor mir auftauchen, fühlte verwundert, daß sie gegen meine Kinnspitze dröhnte, hatte für einen Sekundenbruchteil ein eigenartiges Gefühl im Gehirn, und dann war es vorübergehend aus.
    Bender gestand. Er hatte mit Sarah die Praxis zusammen eröffnet. Sarah hatte ihm ein paarmal Vorhaltungen wegen seiner Liederlichkeit gemacht. Als er sich ihren weiblichen Patienten zu nähern versuchte, warf sie ihn hinaus. Grollend zog er eine Etage höher. Aber er bekam keine Patienten. Sein Haß auf die erfolgreiche Sarah wuchs. Eines Abends überfiel er sie in ihrer Wohnung, betrunken und mit unziemlichen Anträgen.
    Sarah ohrfeigte ihn zur Tür hinaus. Da gebar dieses vom Alkohol zersetzte Gehirn einen teuflischen Plan. Er wollte Sarah zur Verbrecherin machen. Zuerst wollte er ihr den guten Namen und dann auch noch das Leben nehmen. Er stahl ihr Morphium und ließ es von Cass und Williamsfield verkaufen. Er hetzte ihnen Sarahs Bruder auf den Hals und machte ihn süchtig. Er erwartete Mrs. Prieve, die ihn noch aus der Zeit seiner mit Sarah gemeinsam betriebenen Praxis kannte, vor dem Hause, als sie von ihrem Besuch bei Sarah kam, bot sich an, sie in seinem Wagen nach Haus zu fahren, und brachte ihr unterwegs gewaltsam die tödliche Morphiumdosis bei. Er wußte genau, daß man Sarah für die Täterin halten würde — wenn auch nur wegen Fahrlässigkeit.
    Er gestand es später, nachdem wir ihn vierzehn Stunden lang ins Kreuzverhör genommen hatten. Er mußte zum Elektrischen Stuhl geschleppt werden. Der Mann, der zum Morden skrupellos genug war, hatte nicht den Mut, seinem Tod gefaßt entgegenzusehen. Er war durch und durch feige wie jeder Mörder.
    Als ich wieder zu mir kam, rieb mir Phil gerade das Gesicht mit reinem Alkohol ab. Ich rieb mir übers Kinn.
    »Donnerwetter«, murmelte ich. »Jetzt kapiere ich, warum einige Unterweltler vor uns so eine Angst haben. Wenn alle G-men so zuschlagen wie du.«
    Wir standen auf. Gemeinsam verließen wir das Haus. Die Mordkommission rückte gerade mit dem gefesselten Bender ab. Ich gönnte ihm keinen Blick.
    ENDE
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