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0053 - Eine Frau, ein Mörder und ich

0053 - Eine Frau, ein Mörder und ich

Titel: 0053 - Eine Frau, ein Mörder und ich
Autoren: ein Mörder und ich Eine Frau
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Haustür.
    Der Nachtpförtner des großen Gebäudes sah uns sehr mißtrauisch an, als wir die Halle betraten.
    Hywood hielt ihm seinen Ausweis hin. Der Nachtpförtner war zufrieden.
    Wir fuhren mit dem Lift hinauf und stiegen in der 2. Etage aus. Es war halb drei Uhr nachts, als wir an Sarahs Tür schellten.
    Es meldete sich niemand.
    Ich legte den Daumen auf den blanken Messingknopf und drückte unser Signal, das ich mit Sarah vereinbart hatte. Fünfmal hintereinander. Es rührte sich nichts.
    »Verdammt noch mal!« fluchte Hywood. »Entweder ist sie getürmt; weil sie schuldig ist, oder…«
    Er vollendete seinen Satz nicht.
    Wir wußten auch so, was er meinte.
    Ich ging einen Schritt zurück, hob den Fuß und trat zu, indem ich mein ganzes Körpergewicht hineinwarf.
    Krachend flog die Tür auf.
    Hywood hatte eine Taschenlampe bei sich. Wir stürmten hinein.
    Im Wohnzimmer fanden wir sie.
    Sie hielt in der linken Hand den Telefonhörer, der rechte Arm war zur Wählscheibe hin ausgestreckt. Sie war gestorben, während sie noch um Hilfe telefonieren wollte.
    In ihrer rechten Handfläche war ein scharfer Schnitt. Auf dem Teppich neben dem Telefontischchen lag ein vergoldeter Brieföffner.
    In meiner Brust war plötzlich eine endlose Leere.
    ***
    Phil rief die Mordkommission. Zusammen mit Hywood kümmerte er sich um die ersten Ermittlungen.
    Ich Saß auf einem Hocker im Wohn-.zimmer und war wie betäubt. Etwas so Schönes, so Zartes, wie es zwischen Sarah und mir in den wenigen Tagen, die wir uns kannten, aufgekommen war, hatte nun plötzlich ein unfaßbares Ende gefunden.
    Ich stand auf und ging zur Bar. Ich nahm eine Whiskyflasche. Ich bekam den Korken nicht heraus. Ich schlug den Hals an der Fensterkante ab und merkte nicht, daß ich mir beim Trinken die Lippen zerschnitt.
    Ich stellte die Flasche auf das Fensterbrett und holte mir aus dem Fach im Bücherschrank Sarahs Fotoalbum.
    Ich setzte mich wieder und blätterte langsam Blatt für Blatt um. Sarah als Kind, hübsch und nichtssagend, wie fast alle Kinderfotos.
    Und dann kam der entscheidende Teil des Albums. Ich schlug ihn auf, ohne zu wissen, daß ich dem Mörder auf den Fersen war. Ich hatte gerade das erste Bild von Sarahs neu eingerichteter Praxis betrachtet, als sich Phil neben mich setzte.
    »Interessiert dich das Ergebnis der Mordkommission?« fragte er leise.
    Ich sah ihn an.
    »Okay«, nickte er. »Ich erzähle 'ja schon. Also zuerst die Todesursache: Zyankali in die Blutbahn, entwickelte Blausäure, die Fermentlähmung trat rasch ein. Soweit der Arzt. Der Spurensicherungsdienst dazu: Der vergoldete Brieföffner weist stark verwischt nur Sarahs Fingerabdrücke auf. An der Klinge befindet sich geschmolzenes Zyankali. Durch den tiefen Schnitt in der rechten Handfläche gelangte es in die Blutbahn. Gesamteindruck: klarer Selbstmord. Nachdem der Schnitt ausgeführt worden war, scheint es die Frau dann doch mit der Angst zu tun bekommen zu haben, sie versuchte, noch Rettung herbeizutelefonieren, aber es war bereits zu spät. Jerry, es tut mir verdammt leid…«
    »Halt deinen Mund!« fuhr ich ihn an. »Erzähl mir nur nicht, daß das doch ein ganz offensichtlicher Beweis für ihre Schuld ist! Tu mir den einen einzigen Gefallen, Phil, und halt deinen Mund! Verstehst du? Halt deinen Mund!«
    Phil war aufgesprungen. Er war blaß, Aber er sagte nichts.
    Ich wandte das Albumblatt um und betrachtete das nächste Bild. Wieder die Praxis. Aber diesmal mit zwei weißbekleideten Personen, einem Mann und einer Frau. Die Frau war Sarah. Den Mann hatte ich schon einmal gesehen, aber ich konnte mich nicht erinnern, wo es gewesen war.
    Unter dem Bild stand: »Praxis von Dr. Kingsdon und Dr. Bender.«
    Dr. Bender…
    Wo hatte ich diesen Namen denn schon gehört? Ich grübelte eine Weile nach, aber ich kam nicht darauf.
    Ich blätterte um. Das nächste Bild zeigte das große weiße Schild, das sich an der Hauswand befand: »Dr. Kingsdon und Dr. Bender — prakt. Ärzte.« Und auf einmal war mir alles klar. Dieses Schild befand sich nicht mehr unten neben dem Eingang. Dort standen jetzt zwei getrennte Schilder: Dr. Kingsdon das eine und Dr. Bender das andere.
    Und jetzt wußte ich auch, wo ich diesen Mann schon gesehen hatte: im Flur vor Sarahs Wohnung. Als er mich kommen hörte, war er plötzlich umgedreht und zurück zum Lift gegangen.
    Jetzt war mir alles klar.
    »Phil!« rief ich, daß es durch die Wohnung hallte. »Phil!«
    Er kam aufgeregt ins Wohnzimmer. »Ja, was ist
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