Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Titel: Gilde der Jäger 02 - Engelszorn
Autoren: N. Singh
Vom Netzwerk:
FantasyNalini Singh
    Roman
    Ins Deutsche übertragen von
    Petra Knese
    Genesis
    Tropf.
    Tropf.
    Tropf.
    »Komm, kleine Jägerin. Koste.«
    Blut in der Luft, an den Wänden, zu ihren Füßen. »Ari?«
    »Ari hält ein feines Nickerchen.« Ein Kichern ertönte, und sie wollte nur noch davonlaufen, laufen, LAUFEN!
    »Mm, ich glaube, Belle ist mir lieber.« Ein roter Finger näherte sich ihrem Mund, presste sich auf ihre Lippen.
    Sie schmeckte Blut.
    Das Blut ihrer Schwester.
    In diesem Moment fing sie an zu schreien.
    1
    Elena klammerte sich an die Balkonbrüstung und starrte in die zerklüftete Schlucht. Die Felsen sahen aus wie spitze Zähne, allzeit bereit zum Beißen, Reißen, Schlitzen. Ein eisiger Wind kam auf und drohte sie in den unbarmherzigen Schlund zu stürzen, sie griff fester zu. »Noch vor einem Jahr«, flüsterte sie, »habe ich nichts von dieser Zufluchtsstätte gewusst, und jetzt stehe ich hier.«
    Vor ihr lag eine riesige Stadt aus Glas und Marmor, im gleißenden Sonnenlicht traten ihre eleganten Formen deutlich hervor. Bäume mit dunklen Blättern bildeten wohltuende grüne Flecken zu beiden Seiten der Schlucht, die eine gewaltige Kluft durch die Stadt trieb, und der Horizont wurde von schneebedeckten Bergkuppen beherrscht. Nichts, weder Straßen noch Hochhäuser, trübten diesen vollkommenen Anblick.
    Doch trotz all seiner Schönheit hatte dieser Ort etwas Fremdartiges, man bekam das unbestimmte Gefühl, dass unter der glänzenden Oberfläche die Dunkelheit lauerte. Tief sog Elena die schneidend kühle Luft der Berge ein und sah hinauf … zu den Engeln. So viele Engel. Ihre Flügel bedeckten den Himmel der Stadt, einer Stadt, die aus bloßem Fels gewachsen zu sein schien.
    Sterbliche, die beim Anblick himmlischer Flügel buchstäblich erstarrten, würden an einem Ort wie diesem, an dem es von den angebeteten Wesen nur so wimmelte, feuchte Augen bekommen. Doch Elena hatte einen Erzengel lachen sehen, während er einem Vampir die Augen aus dem Schädel riss, vorgab, sie essen zu wollen, und die glibberige Masse dann schließlich zerquetschte. So, dachte sie mit Schaudern, hatte sie sich den Himmel nicht vorgestellt.
    Flügelrauschen, der sanfte Druck kraftvoller Hände auf ihren Hüften. »Überanstreng dich nicht, Elena. Komm rein.«
    Sie rührte sich nicht, obwohl sie ihn stark und gefährlich an ihren Flügeln spürte und vor Lust erzitterte. »Glaubst du etwa, du könntest mir jetzt Befehle erteilen?«
    Der Erzengel von New York, ein todbringendes Wesen, vor dem Elena selbst jetzt manchmal noch Angst hatte, schob ihr das Haar aus dem Nacken und drückte seine Lippen auf ihren Hals. »Selbstverständlich. Du gehörst mir.« Nicht die geringste Spur von Ironie, reine Besitzgier.
    »Ich glaube, die Sache mit der wahren Liebe hast du noch nicht so richtig verstanden.« Ambrosia hatte er ihr eingeflößt, aus einer Sterblichen eine Unsterbliche gemacht, ihr Flügel verliehen – Flügel! – und alles aus Liebe. Zu ihr, einer Jägerin, einer Sterblichen … einer ehemals Sterblichen.
    »Wie dem auch sei, du musst jedenfalls wieder zurück ins Bett.«
    Und dann lag sie auf einmal in seinen Armen, auch wenn sie sich gar nicht erinnern konnte, die Brüstung losgelassen zu haben – aber das hatte sie wohl, denn das gestaute Blut floss wieder in ihre Hände, ihre Haut spannte. Es tat weh. Sie verbiss sich den Schmerz, während Raphael sie durch die Schiebetüren in einen prächtigen gläsernen Raum trug, der auf einer Festung aus Marmor und Quarz thronte, ebenso dauerhaft und unerschütterlich wie die Berge ringsum.
    Wut schoss in ihr hoch. »Verschwinde aus meinem Kopf, Raphael!«
    Warum?
    »Weil ich dir schon unzählige Male erklärt habe, dass ich nicht deine Marionette bin.« Sie knirschte mit den Zähnen, als er sie auf das wolkenweiche Bettzeug mit den üppigen Kissen legte. Die Matratze war zum Glück fest, und sie konnte sich aufrecht hinsetzen.
    »Eine Geliebte« – mein Gott, sie konnte kaum glauben, dass sie sich ausgerechnet in einen Erzengel verliebt hatte – »sollte eine Partnerin sein, kein Spielzeug, das man lenkt.«
    Kobaltblaue Augen in einem Gesicht von nahezu vollkommener Anmut und … Grausamkeit, umrahmt von nachtschwarzem Haar. »Du bist seit genau drei Tagen wach, nachdem du ein ganzes Jahr im Koma gelegen hast«, sagte er. »Ich lebe schon seit über tausend Jahren. Und auch wenn ich dir Unsterblichkeit verliehen habe, bist du mir heute genauso wenig ebenbürtig wie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher