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Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Titel: Gilde der Jäger 02 - Engelszorn
Autoren: N. Singh
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wieder die beinharte Gildedirektorin durch. »Deshalb habe ich auch Viveks besondere Pistole in die Tasche mit den Waffen gelegt, die auf dem Weg zu dir ist.«
    Elena ballte die Fäuste.
    Beim letzten Mal, als sie die Waffe benutzt hatte, war Raphaels Blut in nicht enden wollenden roten Strömen auf ihren Teppich geflossen, und Dmitri hatte ihr fast die Kehle aufgeschlitzt. Aber nichts davon, dachte sie, während sie die Fäuste langsam wieder öffnete, minderte den Wert einer Waffe, die dazu bestimmt war, Flügel kampfuntauglich zu machen, nicht – ihr Blick wanderte aus dem Fenster hinaus zum Himmel empor –, wenn sie an einem Ort wie diesem von Unsterblichen umgeben war, wo es aus allen Ecken wispernd um Dinge ging, die kein menschliches Wesen wissen durfte. »Danke. Auch wenn du mir die ganze Chose erst eingebrockt hast.«
    »He. Ich habe dich auch stinkreich gemacht.«
    Elena blinzelte, versuchte ihre Stimme wiederzufinden.
    »Das hast du ganz vergessen, nicht wahr?« Sara lachte.
    »Ich war zu sehr damit beschäftigt im Koma zu liegen«, würgte Elena mühsam hervor. »Raphael hat mich bezahlt?«
    »Bis auf den letzten Cent.«
    Sie brauchte einen Moment, um das zu begreifen. »Mann!« Die Anzahlung war bereits mehr gewesen, als sie jemals in ihrem gesamten Leben zu verdienen gehofft hatte. Und die hatte gerade mal fünfundzwanzig Prozent der Gesamtsumme betragen. »Stinkreich scheint mir untertrieben.«
    »Ja. Aber letztendlich hast du den Auftrag, für den er dich engagiert hatte, zu Ende gebracht. Ich vermute, es hatte etwas mit dem Kampf gegen Uram zu tun.«
    Elena biss sich auf die Unterlippe. Hinsichtlich der Weitergabe von Informationen über das sadistische Monster, das so viele gequält und getötet hatte, waren Raphaels Anweisungen sehr klar gewesen: Jeder Mensch, dem sie davon erzählte, würde sterben. Ausnahmslos. Vielleicht lagen die Dinge jetzt anders, aber sie wollte auf der Grundlage einer Beziehung, die sie selbst nicht recht verstand, keinesfalls das Leben ihrer besten Freundin aufs Spiel setzen. »Ich darf es dir nicht sagen, Sara.«
    »Alles andere erzählst du mir, aber dieses Geheimnis behältst du für dich?« Sara klang gar nicht beleidigt, eher neugierig. »Interessant.«
    »Bitte, bohre nicht nach.« Als sich die Bilder von Urams Gräueltaten wie eine Diaschau in ihr Bewusstsein drängten, drehte sich ihr der Magen um. Dieses letzte Zimmer … der Gestank verwesenden Fleisches, das Glitzern blutbesudelter Knochen, der schleimige Brei zweier Augen, die Uram einem sterbenden Vampir ausgerissen hatte.
    Sie wappnete sich gegen das bittere Brennen der Galle in ihrer Kehle, bemüht, die ganze Besorgnis, die sie empfand, in ihre Stimme zu legen. »Das wäre ganz schlecht.«
    »Ich habe doch keine Todessehnsu… ah, Zoe ist wach.« Die Liebe zu ihrer Tochter klang aus jeder Silbe. »Und Dean auch, so wie es aussieht. Zoe braucht nur kurz zu jammern, schon wacht Daddy auf. Nicht wahr, meine Süße?«
    Elena machte einen tiefen Atemzug. Die freundlichen Bilder, die Saras Worte in ihr auferstehen ließen, verscheuchten alle Gedanken an Urams Verderbtheit. »Mit euch wird es ja auch Tag für Tag schlimmer.«
    »Meine Kleine ist schon fast eineinhalb, Ellie«, flüsterte Sara. »Ich möchte, dass du sie mal siehst.«
    »Das werde ich auch.« Und das war ein Versprechen. »Ich werde lernen, wie man die Flügel benutzt, auch wenn es mich umbringt.« Während sie das sagte, fiel ihr Blick wieder auf Lijuans Einladung, und der Tod legte seine knöcherne Hand um ihre Kehle.
    3
    Doch nur eine Woche nach ihrem Gespräch mit Sara dachte Elena mehr an Rache als an den Tod. »Ich wusste ja, dass Sie auf Schmerz stehen, aber nicht, dass Sie ein Sadist sind«, sagte sie zu Dmitri, der mit dem Rücken zu ihr stand, während sie ihre müden Knochen im Becken einer Thermalquelle badete, zu der sie der Vampir gebracht hatte – nachdem er sie, angeblich um ihre Muskulatur zu kräftigen, eine Stunde lang mit Übungen gequält hatte, bis ihr das Wasser in den Augen gestanden hatte. Er hatte sie fast dorthin tragen müssen.
    Dmitri wandte sich um und blickte sie aus seinen dunklen Augen durchdringend an, Augen, die einen Unschuldigen in Versuchung und einen Sündigen direkt in die Hölle führen konnten. »Wann«, murmelte er mit einer Stimme, die von verschlossenen Türen und übertretenen Tabus kündete, »habe ich Ihnen je Anlass zu Zweifeln gegeben?«
    Ein liebkosender Hauch schlich sich über ihre Lippen,
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