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Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Windes: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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Prolog
    Der wilde Wind peitschte fluchend über den Atlantik und trommelte mit den Fäusten auf die Felder der westlichen Grafschaften ein. Harter, nadelspitzer Regen schlug auf den Boden und schnitt den Menschen ins Fleisch. Blumen, die vom Frühjahr bis zum Herbst in leuchtender Blüte gestanden hatten, wurden schwarz unter dem tödlichen Frost.
    In den Cottages und Pubs versammelten sich die Menschen um die Kamine und sprachen von ihren Farmen, ihren zu flickenden Dächern und ihren Lieben in Deutschland oder Amerika, wobei es keine Bedeutung hatte, ob jemand erst am Vortag oder bereits vor zwanzig Jahren ausgewandert war. Irland verlor seine Menschen, genau wie es seine Sprache verlor.
    Hin und wieder sprach man auch von den »Unruhen«, dem endlosen Krieg im Norden. Aber Belfast war nicht nur, was die Kilometer betraf, sondern auch gefühlsmäßig weit von Kilmilhil entfernt. Die Menschen machten sich größere Sorgen um ihre Ernten, ihre Tiere, die Hochzeiten und die Totenwachen, zu denen man in diesem Winter zusammenkam.
    Ein paar Meilen außerhalb des Dorfes, in einer von Backhitze und -düften erwärmten Küche, stand Brianna Concannon und sah durch das Fenster in ihren den Attacken des eisigen Regens ausgesetzten Garten hinaus.
    »Ich fürchte, die Akelei verliere ich. Und den Fingerhut auch.« Der Gedanke brach ihr das Herz. Eilig hatte sie so
viele Pflanzen wie möglich ausgegraben und sorgsam in dem überfüllten kleinen Schuppen hinter dem Haus verstaut, aber das Unwetter war so schnell gekommen, daß kaum Zeit gewesen war.
    »Dann pflanzt du im Frühjahr eben neue Blumen.« Maggie sah Brianna nachdenklich von der Seite an. Brie sorgte sich um ihre Blumen wie eine Mutter um ihr Kind. Seufzend rieb sich Maggie den gewölbten Bauch. Es überraschte sie immer noch, daß sie und nicht ihre häusliche Schwester verheiratet und schwanger war. »Und ich bin sicher, daß es dir einen Riesenspaß machen wird.«
    »Das glaube ich auch. Was mir fehlt, ist ein Gewächshaus. Ich habe mir schon Prospekte angesehen. Ich denke, es wäre möglich.« Und wenn sie gut haushaltete, hätte sie bis zum Frühjahr vielleicht sogar genug Geld dafür gespart. Während sie ihren bescheidenen Tagträumen von in einem Glashaus gedeihenden Pflanzen nachhing, zog sie ein Blech Preiselbeermuffins aus dem Ofen und stellte es auf den Tisch. Die Preiselbeeren hatte ihr Maggie von einem Markt in Dublin mitgebracht. »Die nimmst du mit nach Hause.«
    »Und ob.« Grinsend nahm Maggie eins der Muffins und warf es von einer Hand in die andere, damit es ein wenig abkühlte, ehe sie einen gierigen Bissen nahm. »Das heißt, erst mal esse ich mich hier so richtig satt. Ich sage dir, Rogan wiegt jeden einzelnen Happen ab, den ich seiner Meinung nach essen darf.«
    »Er ist eben auf deine und auf die Gesundheit des Babys bedacht.«
    »Allerdings. Und außerdem fragt er sich offensichtlich, wieviel von mir das Baby ist und wieviel Fett.«
    Brianna sah ihre Schwester an. Maggie wirkte wohlgerundet und weich, und außerdem strahlte sie nun, da sie sich dem letzten Drittel ihrer Schwangerschaft näherte, eine rosige Zufriedenheit aus, die einen auffälligen Kontrast bildete zu dem
Brianna besser bekannten Bündel aus Energie und Nervosität.
    Sie ist so glücklich, dachte Brianna. Sie liebt ihren Mann und weiß, daß diese Liebe erwidert wird. »Du hast tatsächlich ganz schön zugelegt, Margaret Mary«, sagte sie, woraufhin ein belustigtes Blitzen in Maggies Augen trat.
    »Ich veranstalte einen Wettbewerb mit einer von Murphys Kühen, und ich sage dir, ich gehe aus diesem Wettstreit als Siegerin hervor.« Sie schluckte den letzten Bissen ihres Muffins hinunter und streckte schamlos die Hand nach dem nächsten aus. »In ein paar Wochen sehe ich vor lauter Bauch bestimmt noch nicht mal mehr das Ende meines Glasbläserrohrs. Aber was soll’s? Dann steige ich eben auf Bunsenbrenner um.«
    »Du könntest auch einfach ein bißchen Urlaub machen«, meinte Brianna. »Ich weiß, daß Rogan meint, du hättest bereits genug für seine Galerien hergestellt.«
    »Und was mache ich dann, außer an Langeweile einzugehen? Ich habe eine Idee für ein ganz besonderes Stück für die neue Galerie hier in Clare.«
    »Die nicht vor dem Frühjahr eröffnet wird.«
    »Bis dahin hat Rogan seine Drohung bestimmt längst wahr gemacht und mich ans Bett gefesselt, damit ich nicht mehr in mein Atelier gehen kann.« Sie seufzte, aber Brianna nahm an, daß sie die Drohung, die
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