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0053 - Eine Frau, ein Mörder und ich

0053 - Eine Frau, ein Mörder und ich

Titel: 0053 - Eine Frau, ein Mörder und ich
Autoren: ein Mörder und ich Eine Frau
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plötzlich war alles vorbei. Ich hörte einen gellenden, spitzen Schrei von unten. Als ich die Augen aufriß, sah ich plötzlich unter mir ein zappelndes Bündel, von dem ein unheimlicher Schrei ausging. Blitzschnell verschwand es unter mir aus dem Scheinwerferlicht.
    Und dann schlug Cass aus dreißig Meter Höhe auf dem Eisenbeton auf. Er war im Treten nach mir gestrauchtelt.
    ***
    Totenstille herrschte.
    Ich spürte, wie der Schmerz in meiner Brust langsam aus einem zuckenden Rhythmus in eine monotone Gleichförmigkeit kam.
    Noch immer lag ich quer über einer der Trägerschienen. Meine Beine hingen hinab und spürten den kalten Luftzug des Meerwindes.
    Allmählich kam ich wieder zu Verstand. Ich hob meinen schmerzenden linken Arm und packte eine Strebe über mir. Mit zusammengepreßten Lippen zog ich mich hoch. Als meine Füße wieder eine Standfläche fühlten, atmete ich erleichtert auf.
    Schrittweise taumelte ich zurück. Mehr als einmal trat ich ins Leere. Aber ich achtete kaum noch auf meine Füße. Solange meine Hände nur einen sicheren Halt hatten, ging alles.
    Ich war nur noch wenige Yard von der Stelle entfernt, wo der Ausleger in den senkrechten Turm mündet, als mir zwei Kollegen von der Stadtpolizei entgegengeklettert kamen.
    »Kommen Sie, Sir!« sagte der eine und wollte mich stützen.
    »Lassen Sie mich um Himmels willen los!« erwiderte ich. »Hier ist es schon einzeln schwierig genug, voranzukommen. Nebeneinander geht es überhaupt nicht. Ich werde es schon schaffen. Vielen Dank, aber es nutzt leider nichts. Ich muß es auch so schaffen…«
    Sie sahen es ein. Es war wirklich nicht anders zu machen.
    Ich wollte wieder zwischen den Streben hinabklettern.
    »Da ist eine Steigleiter, Sir«, rief mir einer der Cops zu.
    Ich blickte in die von ihm gezeigte Richtung. Sein Zeigefinger schnitt im Schein seiner Taschenlampe gespenstisch weiß durch die Finsternis.
    »Ah ja«, brummte ich und setzte meine Füße auf die oberste Krampe der Leiter.
    Nun ging es einigermaßen. Als ich endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatte, lehnte ich mich mit dem Rücken gegen die Sockelwand und schloß die Augen. Himmel und Hölle — nie wieder so etwas.
    Ich taumelte ein paar Schritte nach hinten zum Ende des Piers. Dort ließ ich mich in die Knie sinken, legte mich ganz nieder und hielt den Kopf über den Rand des Piers hinaus. Unter mir schwappte das faulige Hafenwasser stinkend gegen die Piermauer.
    In meinem Magen war eine ekelhafte Übelkeit. Ich schloß die Augen und dachte noch einmal an die endlose schwarze Tiefe, die sich unter mir wie ein gähnender Höllenschlund geöffnet hatte.
    Sofort mußte ich mich wieder übergeben.
    Als ich wieder aufstand, kam aus dem Dunkel eine Gestalt auf mich zu.
    Es war Phil.
    Er hielt mir die Hand hin. Ich drückte sie schweigend. Warm und fest lagen unsere Hände ineinander. Für ein paar Herzschläge lang hatte ich das Gefühl, als ob ich nach einer jahrelangen Abwesenheit wieder nach Hause gekommen wäre.
    Phil zündete eine Zigarette an und schob sie mir zwischen die Lippen.
    Ich rauchte in tiefen, genußreichen Zügen.
    Plötzlich kam aus der Finsternis, die nun wieder über dem Pier herrschte, weil die Schnellboote abgedreht waren, eine große Gestalt.
    »Da!« polterte eine rauhe Stimme. »Trinken Sie mal ’nen anständigen Schluck Whisky, Sie Trapezkünstler!«
    Hywoods Bärenpranke hielt mir eine kleine Reiseflasche Whisky hin. Das Zeug war durch seine Körpertemperatur viel zu warm, aber es brannte herzhaft in meinen Eingeweiden und machte mich wieder fit.
    »Okay«, brummte ich zufrieden und wischte mir die brennenden Lippen ab. »Kümmern wir uns um den Rest der Sache!«
    Einen Augenblick lang herrschte ein betretenes Schweigen. Dann sagte Phil mit dem Taktgefühl, das er immer entwickelt, wenn es sich um heikle Situationen dreht: »Ich dachte, Jerry, daß du die Verhaftung von Dr. Kingsdon vielleicht besser mir überläßt?«
    Ich lachte, während wir schon zu unserem Jaguar zurück gingen.
    »Wen willst du verhaften? Sarah? Aber warum denn?«
    Phil räusperte sich.
    »Meinst du nicht, Jerry, daß du jetzt erst einmal ausschlafen solltest nach den Strapazen der letzten Sunde?«
    Ich klopfte ihm vergnügt auf die Schulter.
    »Meinst du, ich wäre da oben verrückt geworden, mein Alter? Nein, keine Gefahr. Ich war noch nie so klar im Oberstübchen, wie jetzt.«
    »Aber Jerry! Dann muß es dir doch einleuchten, daß wir Dr. Kingsdon jetzt verhaften
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