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0053 - Eine Frau, ein Mörder und ich

0053 - Eine Frau, ein Mörder und ich

Titel: 0053 - Eine Frau, ein Mörder und ich
Autoren: ein Mörder und ich Eine Frau
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schob unmerklich den linken Fuß vor, während ich ihn nicht aus den Augen ließ.
    »Wer bist du?« fragte ich, um ihn abzulenken. »Williamsfield oder Cass?«
    »Cass! Aber was bedeutet das? Ihr bekommt mich nie!«
    »Wir haben dich doch schon, Cass«, sagte ich mit ruhiger Stimme. »Du kannst uns gar nicht mehr entkommen! Selbst wenn du mich jetzt abknallen würdest — unten warten meine Kollegen.«
    »Sie können nicht ewig warten!« zitterte er.
    »Länger als du jedenfalls. Außerdem macht es ihnen nichts aus. Sie lassen sich alle paar Stunden vom Hauptquartier eine Ablösung schicken. Sie können dich hier so lange belagern, bis du vor Hunger und Durst zu schwach geworden bist, dich länger hier festzuhalten. Schlafen kannst du auch nicht, weil du im Schlaf abstürzen würdest! Sieh doch hinunter! Dreißig Yard unter dir ist der Eisenbeton des Pier! Was glaubst du, wie ein Mensch aussieht, der von hier stürzt? Sieh hinab, Cass! Und überleg es dir, wie lange du deine Furcht verlängern willst! Sieh nur hinab!«
    Er senkte tatsächlich den Kopf. Die Tiefe hat für den Menschen immer etwas Faszinierendes. Sie hatte es auch für Cass. Er konnte den Kopf nicht schnell genug wieder losreißen.
    Als er wieder aufsah, stand ich dicht neben ihm.
    Seine Lippen öffneten sich weit. Ein gellender Schrei des plötzlichen Erschreckens löste sich aus seiner Kehle und hallte schaurig in die stille Nacht.
    Er riß seine Pistole hoch, und schon krümmte sich sein Finger.
    Ich hatte keine andere Wahl. Ihn anzuspringen, hätte unseren Sturz bedeutet.
    Ich ließ mich fallen. Meine Hände griffen die Kante eines Trägers und hielten mich. Über mir peitschte der Schuß durch die Luft.
    Dreißig Yard über dem Betonboden hing ich an einer Stahlschiene. Ich fühlte, wie mir der Wind von der See her kühl durch die Glieder fuhr. Das Scheinwerferlicht biß mir gleißend in die Augen.
    »Jetzt befördere ich dich endgültig in die Hölle!« schrie ein Wahnsinniger über mir.
    Ich machte einen Klimmzug und bekam den Kopf über die Schiene, als Cass mit voller Kraft zutrat.
    Aus einem halben Dutzend von Männerkehlen löste sich ein Schrei maßloser Empörung tief unter mir.
    Ich bekam seinen Absatz in die linke Schulter. Die Wucht warf mich zurück. Wieder hing ich senkrecht nach unten. Aber ich sah nicht, was unter mir war. Ich sah nach oben, in das Gewirr der Verstrebungen.
    Cass hatte sich im ersten Erschrecken über meine plötzliche Nähe ein paar Yard zurückgezogen, nachdem er mir den Tritt versetzt hatte. Als er sah, daß ich nicht stürzte, kam er langsam wieder heran.
    Meine Muskeln schmerzten. Ich biß mir die Unterlippe blutig, als ich mich wieder hinaufzog. Von unten hatten sie keine Möglichkeit, mir zu helfen. Aus dieser Entfernung hat man keine große Treffsicherheit mit einer Pistole, noch dazu, wenn Gangster und Detektiv so dicht nebeneinander sind.
    Ich keuchte und hörte das Blut in meinen Ohren rauschen. Das Kinn kam über die Schiene, der Hals.
    Ich wagte es, die linke Hand blitzschnell nach vorn um eine zweite Strebe zu werfen, so daß ich mich weiterziehen konnte. Als ich mit dem Oberkörper quer über der ersten Schiene lag, trat mir Cass in den Rücken, daß ich das Gefühl hatte, mir brächen sämtliche Rippen.
    »Hör auf, du verdammter Hund!« brüllte ich, während mir etwas Warmes über das Kinn lief.
    Er war wie von Sinnen. Ich spürte seine Tritte in meinem Rücken, während ich vollauf damit beschäftigt war, meinen mühsam gewonnenen Halt nicht zu verlieren. Wenn er es lange genug aushielt, würde ich vor Schmerzen loslassen müssen.
    Es war ein wahnsinniges Trommelfeuer von Fußtritten. In seinem Kopf schien sich die verrückte Idee festgebissen zu haben, daß er selbst gerettet sei, wenn es ihm nur gelänge, mich loszuwerden.
    Mein Brustkorb brannte wie in einer Hölle. Jeder Tritt schoß mir als rotsprühendes Sternbündel durch mein Gehirn. Ich biß mir in die Unterlippe, daß mir das Blut in kleinen Bächen übers Kinn lief. Aber ich ließ nicht los.
    Unter mir brüllten einige Männer irgend etwas, was ich nicht verstand.
    Eine Schmerzwelle jagte durch meinen Körper. Ich hämmerte mir in meinen Gedanken immer wieder nur den einen Satz vor: Festhalten! Um jeden Preis festhalten! Festhalten!
    Irgendwann mußte er seine Kräfte verbraucht haben. Denn daß er keine Kugel mehr hatte, war klar. Er hätte längst geschossen, wenn noch eine Patrone im Lauf oder im Magazin gewesen wäre.
    Und
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