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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch
Autoren: Anthony Horowitz
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    Sie fanden schon bald den nächsten Sklavenmarkt. Es kam ihnen vor, als gäbe es in jedem Dorf und jeder Stadt Brasiliens einen, weil die Menschen nur auf diese Weise überleben konnten. Männer verkauften ihre Frauen und Frauen verkauften ihre Kinder … je jünger und fitter sie waren, desto höher der Preis. Wer besonders verzweifelt war, verkaufte sich selbst. Auf ihrer Fahrt nach Süden kamen Matt und Lohan an mehreren zusammengeketteten Trupps vorbei, die sie an alte amerikanische Filme erinnerten, in denen Kettensträflinge mit gefesselten Händen und zusammengeketteten Knöcheln vorwärtsschlurften.
    Es kam ihnen vor, als wären schon Monate vergangen, seit sie in der überschwemmten und verschimmelten Stadt Belém gelandet waren und erkennen mussten, dass sich die Welt in den paar Sekunden seit ihrer Flucht aus Hongkong vollkommen verändert hatte. Umweltkatastrophen, politische Unruhen, der dunkle Einfluss der Alten … sie waren sich dieser Dinge bewusst, doch sie spielten kaum eine Rolle. Den Tag zu überleben, war wichtiger. Sie hatten kein Geld, nichts zu essen und kein Transportmittel. Erst als sie zufällig auf den Mercado de Ferro – den alten Eisenmarkt am Hafen – gestoßen waren und erkannten, wofür er jetzt genutzt wurde, wussten sie, was sie tun konnten. Matt hatte nicht widersprochen. Er war inzwischen drei Mal als Sklave verkauft worden, und obwohl der ganze Vorgang beschämend und gelegentlich auch schmerzhaft war, brachte er ihnen das Geld ein, das sie zum Überleben brauchten.
    Der dritte Verkauf war der schlimmste gewesen. Er hatte sie zu Fernandinho geführt. Der Drogenbaron suchte vermutlich immer noch nach ihnen und wahrscheinlich waren viele Sklavenhändler der Region inzwischen vor dem Chinesen mit dem amerikanischen Jungen gewarnt worden – und vor dem Trick, den die beiden abzogen. Aber sie mussten es noch einmal versuchen. Von dem Moment an, als Matt in dem gestohlenen Jeep aufgewacht war, hatte er das Kommando übernommen. Sie wollten jetzt nicht mehr nach Salvador und Matt hatte auch kein Interesse mehr daran, die Vereinigten Staaten zu erreichen. Er war in der Traumwelt gewesen und hatte seitdem ein neues Ziel.
    „Die Antarktis!“ Lohan, der im grauen Licht des Regenwaldes nach einer schlechten Nacht verkrampft und von Moskitos zerstochen aufgewacht war, konnte nicht fassen, was er da hörte.
    „Die Alten sind dort“, sagte Matt. „An einem Ort namens Oblivion. Sie warten darauf, dass wir kommen.“
    „Wenn sie auf euch warten, sollte das der letzte Ort sein, an den ihr geht.“
    „Nein. Sie haben Scott. Deswegen wissen sie, dass wir kommen werden. Ihre Armeen sind bereits dort.“
    Matt schaute in die Ferne, wo die Sonne zaghaft durch die grauen Wolken schien. „Wir sind nicht die Einzigen, Lohan. Überall auf der Welt sind Menschen unterwegs nach Süden. Es gibt immer noch Flüge. Oder Schiffe …“
    „Woher wissen die von Oblivion?“
    „Ich weiß es nicht. Vielleicht haben sie davon gehört … wie ein Gerücht, das sich von einem Land zum nächsten verbreitet. Vielleicht haben sie auch davon geträumt. Aber es hat bereits begonnen. Und wir müssen dorthin, um ihnen zu helfen …“
    Das war vor drei Tagen gewesen. Seitdem war ihrem Jeep der Sprit ausgegangen und Matt und Lohan waren gezwungen gewesen, zu Fuß weiterzugehen. Sie hatten kein anderes Fahrzeug gefunden, das sie hätten stehlen können. Matt wusste, dass Lohan keine Skrupel hatte, jeden zu töten, der sich ihnen in den Weg stellte, und sich alles zu nehmen, was er brauchte. Die beiden waren völlig unterschiedliche Partner, und obwohl Matt es nie aussprach, vermisste er Richard Cole doch sehr. Lohan verfügte zwar über die besseren Überlebenstechniken, aber seine Rücksichtslosigkeit machte ihn zu einem kalten und wenig vertrauenswürdigen Menschen. Als Matt ein Gefangener des Drogenbarons gewesen war, hatte er eine Zeit lang daran gezweifelt, ob Lohan sich an ihre Abmachung halten und ihm zu Hilfe kommen würde. Er hätte es dem Triadenführer durchaus zugetraut, dass er ihn sitzen ließ und sich mit dem Geld aus dem Staub machte.
    Und dieser Gedanke war Lohan tatsächlich gekommen.
    Er war vierundzwanzig und hatte fast sein ganzes Leben mit organisierter Kriminalität verbracht. Er hatte Drogen geschmuggelt. Er hatte Waffen an andere Kriminelle und an Terroristen verkauft. Er war in illegales Glücksspiel, Erpressung und Morde verstrickt. Im Laufe seiner Karriere hatte er elf
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