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077 - Der Schrei des Vampirs

077 - Der Schrei des Vampirs

Titel: 077 - Der Schrei des Vampirs
Autoren: A.F.Morland
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Ein leises, hilfloses Krächzen weckte Jimmy Dillaway im Morgengrauen. Der zwölfjährige Junge blinzelte verschlafen und rieb sich die Augen.
    Er schlief fast das ganze Jahr bei halb offenem Fenster; nur in den grimmigen Wintermonaten war es geschlossen. Doch jetzt war Mitte April, und die Nächte hatten ihren frostigen Schleier verloren.
    Da war es wieder, dieses Krächzen. Lauter, deutlicher. Vielleicht auch ein bißchen unheimlich.
    Jimmy setzte sich auf und strich sich das rotblonde glatte Haar aus der Stirn. Sollte er nachsehen, was da so verzweifelt krächzte? Es mußte ein Tier sein, das war ihm klar. Aber welches?
    Neugier erwachte in dem Jungen. Er warf die Bettdecke zur Seite und stand auf. Mit nackten Füßen, bekleidet mit einem Pyjama, der ihm allmählich zu klein wurde, tappte er auf das Fenster zu.
    Außer dem zeitweiligen Krächzen war nichts zu hören. Stille herrschte im Dorf. Kein Motorenlärm. Kein Gezänk in der Nachbarschaft. Kein zu laut eingestelltes Fernsehgerät. Keine grölenden Betrunkenen auf dem Heimweg. Nichts. Um diese Stunde waren alle zu Hause und schliefen einem neuen Tag entgegen, der ihnen wieder viel Arbeit und manchem auch Ärger bringen würde.
    Jimmy erreichte das Fenster. Ein kalter Lufthauch traf seinen jungen Körper, aber die Bettwärme wurde damit spielend fertig. Jimmy spürte die Kälte kaum.
    Er schob die weiße Gardine zur Seite, schob das Fenster ein Stück höher und streckte den Kopf neugierig hinaus. Unter seinem Fenster, das sich im Obergeschoß befand, ragte ein breites Weidengebüsch auf, das erst kürzlich wieder grün geworden war. Leise raschelten die zarten Blätter, und aus diesem Gebüsch stieg das Krächzen zu dem Jungen empor.
    War es ein verletzter Vogel, der dort unten so jämmerlich schrie?
    Jimmy beugte sich weit aus dem Fenster. Bewegte sich dort unten nicht etwas?
    Manchmal vermeinte der Junge ein leises Klatschen zu vernehmen, als würden Flügel gegen die Zweige schlagen.
    Jimmy hatte ein Herz für Tiere. Er liebte sie alle, und wenn er erwachsen war, wollte er sich einen kleinen Zoo anlegen. Davon träumte er seit Jahren, und er war fest entschlossen, diese Idee in die Tat umzusetzen, sobald er ein Haus und ein eigenes Grundstück besaß.
    Wenn sich zwischen den Weidenzweigen ein Vogel gefangen hatte, mußte ihm Jimmy helfen, das war ganz klar.
    Das neuerliche flehende Krächzen schnitt ihm schmerzhaft ins Herz. Er nickte und flüsterte: »Ich komme. Sei ganz ruhig. Hab keine Angst. Ich werde dich retten. Und wenn du verletzt bist, werde ich dich ins Haus nehmen und gesundpflegen.«
    Jimmy zog den Kopf zurück.
    Am Horizont wurde es langsam hell, und das Krächzen wurde immer verzweifelter.
    »Ja«, sagte Jimmy leise. »Ich bin ja schon unterwegs.«
    Er eilte zur Tür und öffnete sie vorsichtig. Er hatte Eltern und Geschwister. Sein Bruder Ray war 19, Celia, seine Schwester 18.
    Und er war der kleine Wicht in der Familie, der laufend für Unruhe sorgte und den sie nicht ernst nehmen wollten, worüber er sich manchmal grün und blau ärgerte.
    Leise, Jimmy, ganz leise! sagte er sich und trat aus seinem Zimmer. Er wich den Kakteen aus, die auf einem schmiedeeisernen Ständer ein trauriges Dasein hatten, weil sich kaum mal jemand um sie kümmerte. Sie gehörten Celia, aber die hatte mit 18 Jahren jetzt andere Dinge im Kopf.
    Dicke, gedrechselte Holzsprossen trugen den Handlauf, an dem sich Jimmy festhielt.
    Die Dillaways waren tüchtige Leute. Eine Autoreparaturwerkstatt und eine Tankstelle gehörten ihnen, und sie vermieteten auch Zimmer an Urlaubsgäste.
    Das hätte ruhig ein bißchen öfter sein können, aber Laxford hatte außer dem nahen Blood Castle nichts zu bieten, was Touristen interessierte.
    Jimmy erreichte das untere Ende der Treppe. Bevor er die Haustür aufschloß, schlüpfte er in seine leichten Sportschuhe.
    Behutsam drehte Jimmy den Schlüssel, und als er die Tür öffnete, strich nebelfeuchte Morgenluft über sein Gesicht.
    Es war etwas heller geworden, und am Ende des Dorfes begann der erste Hahn zu schreien. Jimmy schaute zum Himmel hoch. Es versprach, ein wunderschöner Tag zu werden.
    Der Junge trat aus dem Haus, lief die Front entlang und bog um die Ecke. Beim Weidenstrauch angelangt, blieb er keuchend stehen.
    »Bist du noch da?« fragte er und streckte die Hände nach den biegsamen Zweigen aus.
    Zunächst hörte er nichts, aber dann nahm er ein verzweifeltes Zucken wahr. Das Tier schien sich vor ihm zu fürchten.
    »Hab
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