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0053 - Eine Frau, ein Mörder und ich

0053 - Eine Frau, ein Mörder und ich

Titel: 0053 - Eine Frau, ein Mörder und ich
Autoren: ein Mörder und ich Eine Frau
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sagte ich.
    Sarah lachte. Und jetzt hatte ihre warme Altstimme plötzlich einen silberhellen, perlenden Klang.
    »Es ist ganz einfach«, sagte sie. »Die Produktionsmittel kosten nur viel. Sagt man in der Sprache der Volkswirtschaftler nicht so?«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Keine Ahnung. Aber vielleicht erklärst du mir, was du unter Produktionsmitteln verstehst?«
    Sie stand auf. Sie nahm meine Hand.
    »Komm«, sagte sie.
    Ich folgte ihr. Sie zeigte mir ihre Küche. Und ich verstand auf den ersten Blick, daß sie stolz auf dieses kleine Reich war, das sie sich hier geschaffen hatte. Es war eine Küche, wie man sie gelegentlich auf Ausstellungen sehen kann. Jedes Möbelstück hat seinen raffiniert ausgesuchten Platz, um der hier tätigen Hausfrau jeden unnötigen Schritt, ja, jede unnötige Handbewegung zu ersparen. Und dazwischen hob sich als Prunkstück ein elektrischer Herd ab, der beinahe wie der Prüfstand irgendeines technischen Wunderwerkes aussah.
    »Man kann hier alles einstellen«, sagte Sarah erläuternd. »Du kannst bequem eine Gans hier vier Stunden lang schmoren lassen, ohne daß du dich darum zu kümmern brauchst. Erst eine halbe Stunde lang vorwärmen auf vierzig Grad. Dann stufenweises Heraufgehen auf hundertzwanzig mit allseitiger Wärmeeinwirkung und… Aber ich bin eine Närrin. In Küchendingen interessieren sich Männer nur für das Fertigprodukt, nicht für die Herstellungsweise. Komm, sonst müssen wir unsere Gans wieder dem Herd überantworten.«
    Es war das schönste Essen meines Lebens.
    Danach tranken wir tiefschwarzen Mokka aus zerbrechlichen chinesischen Porzellantassen und rauchten eine Verdauungszigarette. Wir saßen dabei auf der bequemen Couch.
    Sarah hatte die Augen geschlossen und ihren Kopf an meine Schulter gelehnt. Lange Zeit sprachen wir kein Wort. Als es für mich Zeit wurde zu gehen, merkte sie es an der Bewegung, mit der ich auf die Uhr sah.
    »Wann kommst du heute abend?« fragte sie. »Ich werde das Abendessen vorbereiten. Oder möchtest du lieber ausgehen?«
    Sie sah mich an.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich auch nicht«, sagte sie. »Wir brauchen niemand außer uns selbst.«
    Ich drückte meine Zigarette aus, ohne den Blick von ihr zu lassen.
    »Wann wirst du kommen?« wiederholte sie.
    Ich zuckte die Achseln.
    »Ich weiß es nicht, Sarah. Ich bin G-man.«
    »Entschuldige«, lächelte sie. »Ich vergaß es. Du brauchst keine Zeit zu nennen. Und du sollst dich auch nicht gebunden fühlen. Es ist völlig gleichgültig, wann du kommst. Das Essen wird zu jeder Zeit für dich bereit sein.«
    Sie legte mir den linken Arm um den Hals und lehnte ihren Kopf gegen meine Schulter.
    Plötzlich fühlte sie den Druck meines Dienstrevolvers in meiner Halfter. Sie zuckte erschreckt zurück, als ob sie sich verbrannt hätte.
    »Was war das?«
    »Mein Dienstrevolver.«
    »O Jerry«, sagte sie. Und auf einmal liefen ihr Tränen über die Wangen. »Versprich mir, daß du an mich denkst, wenn du in Gefahr bist. Ich will keinen Helden. Ich will einen Mann, der zurückkommt…«
    Ich drückte ihr einen Kuß auf die tränenfeuchten Augen.
    »Ich . werde zurückkommen«, versprach ich. »Immer. Ich verspreche es dir.«
    Sie begleitete mich bis zur Tür und brachte mir meinen Hut aus dem Wartezimmer. Als ich ihn aufgesetzt hatte, fragte ich: »Sarah, möchtest du, daß ich dir zuliebe aufhöre, ein G-man zu sein?«
    Sie schüttelte tapfer den Kopf.
    »Nein. Nicht. Ich will dich so wie du bist.«
    »Dann mußt du meine Frage jetzt so verstehen, als ob sie ein fremder G-man an dich richtete.«
    »Ja«, nickte sie.
    Ich holte tief Luft. Verdammt, ich gebe es zu, mir wollte diese Frage,, die ich einfach stellen mußte, fast nicht über die Lippen.
    »Sarah«, sagte ich. Meine Stimme klang rauh. »Heute morgen die Anzeige wegen des gestohlenen Kartons… Hast du die Wahrheit gesagt?«
    Ihr Blick tauchte tief in meinen.
    Sie brauchte nichts zu sagen. Ihre Augen sagten es deutlicher, als es ihre Lippen je hätten formulieren können.
    »Danke«, sagte ich. »Ich wußte es. Aber ich mußte es direkt fragen. Ich rufe dich an, kurz bevor ich kommen kann. Gut?«
    »Sehr gut.«
    Wir trennten uns.
    Ich nahm mir ein Taxi. Als ich in meinem Office ankam, stieß ich auf Phil, der aufgeregt auf und ab marschierte.
    »Endlich!« rief er aus, als ich eintrat. »Was ist denn los?« fragte ich.
    »Eine Mrs. Prieve wurde in der 74. Straße ermordet auf gefunden!«
    »Na und?« fragte ich. »Was geht es uns an?
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