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0053 - Eine Frau, ein Mörder und ich

0053 - Eine Frau, ein Mörder und ich

Titel: 0053 - Eine Frau, ein Mörder und ich
Autoren: ein Mörder und ich Eine Frau
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meisten waren mit der Aufzeichnung von Notizen über ihre bisher geleistete Arbeit beschäftigt.
    Links hinten führte eine Tür ins Schlafzimmer. Ich hatte schon so viele dieser genormten Wohnungen gesehen, daß ich mich im Schlaf darin zurechtgefunden und wahrscheinlich im Dunkeln jedes Möbelstück gefunden hätte.
    Wir tippten grüßend an unsere Hutkrempen und marschierten auf die Schlafzimmertür zu, die halb offenstand.
    Schon von weitem war zu hören, wer hier die Mordkommission in Schwung brachte. Dieses Donnerorgan konnte nur unser alter Freund Hywood haben. Er war ein Bär von zirka zwei Meter Größe und einer Schulterbreite, die ihn zwang, durch die meisten Türen schräg hindurchzugehen. Man erzählte sich von ihm, daß sein Bürostuhl eine Spezialanfertigung sei, weil alle anderen unter ihm zusammengebrochen waren.
    Wir traten nur auf die Schwelle des Schlafzimmers und blickten in den kleineren Raum hinein. Er war mit einem hellblauen seidenähnlichen Stoff ausgeschlagen, der sehr romantisch zu dem kitschigen Himmelbett paßte, das mit rosa Salonhimmel fast zwei Drittel des ganzen Schlafzimmers einnahm:
    Auf dem Bett lag in natürlicher Haltung der Körper eines jungen Mädchens, dessen Gesicht trotz aller erkennbaren Jugend reichlich verlebt aussah. Daran hatte auch der wächserne Ausdruck des längst eingetretenen Todes nichts ändern können.
    Hywood stand breitbeinig vor dem Bett und polterte gerade einen älteren Mann mit einer randlosen Brille an: »He, Doc, sind Sie mit dem falschen Bein aufgestanden? Sie bleiben bei Ihrer irrsinnigen Behauptung, daß das Mädchen an einer Luftblase in harmlosem Leitungswasser gestorben ist? Das ist Ihr Ernst?«
    Der Alte schien sich von Hywoods Organ nicht einschüchtern zu lassen. Er zahlte mit leiserer Stimme, aber mit gleicher Münze heim: »Zum Teufel«, knurrte er. »Sind Sie der Arzt oder bin ich es? Wenn ich Ihnen sage, daß es Leitungswasser war, dann war es Leitungswasser! Aber brüllen Sie deswegen den Mörder an und nicht mich, Sie Trampeltier!«
    Hywood stemmte die Fäuste in die Hüften und brüllte: »Wollen Sie mir vielleicht mal erklären, wie ein Mensch an einfachem Leitungswasser sterben kann, he?«
    »Gern!« fauchte der Doc zurück. »Er braucht es sich nur in eine Vene zu spritzen und dabei ein bißchen Luft mit hineinzupumpen, was bei Leitungswasser unter gewissen Umständen leicht passieren kann!«
    »Welcher verdammte Idiot sollte sich denn Leitungswasser in seine Adern spritzen?« donnerte Hywood.
    »Einer, der sich selbst umbringen will! Oder ein Mörder, der einen anderen umbringen will!«
    »Das Neueste, was ich höre!«
    »Ihnen zuliebe kann ich ja als Todes ursache nicht einen Herzschuß angeben, wenn nicht geschossen wurde, nicht?«
    »Mir zuliebe sollen Sie überhaupt nichts angeben!« schrie Hywood. »Verraten Sie mir lieber, wann der Tod eintrat!«
    »Gestern abend nach elf Uhr und heute früh vor fünf.«
    »Genauer können Sie das nicht ’rauskriegen, Sie Stümper?«
    »Erst nach der Obduktion, Sie Schreihals!«
    »Und so etwas nennt sich Polizeiarzt! Es muß Sonnenfinsternis und Stromsperre zugleich gewesen sein, als man Sie bei unserem Verein aufnahm!«
    Der Doc grinste freundlich.
    »Als man sie zum Captain beförderte, muß jemand die Namen verwechselt haben. Sonst wären Sie heute noch Sergeant.«
    Das Gespräch drohte abzugleiten. Ich unterbrach es deshalb, indem ich von hinten an den Captain herantrat und ihm meine flache Hand auf die Schulter knallte, daß jeder andere in die Knie gegangen wäre. Hywood wischte sich mit einer lässigen Gebärde über die getroffene Stelle, als wollte er ein Stäubchen verjagen. Dann kapierte er plötzlich, daß es jemand gewagt hatte, ihm auf die Schulter zu klopfen.
    Er warf sich herum. Im Handumdrehen holte er schon Luft, um eines seiner gefürchteten Unwetter loszulassen. Man fürchtete seine Gewitter aber nicht etwa, weil er es so meinte, wie sie sich anhörten, sondern weil man immer unwillkürlich um die Sicherheit des Gebäudes bangen mußte, in dem er sie losließ.
    »Halten Sie die Luft an und zählen Sie bis dreißig«, sagte ich schnell. »Das ist eine sehr empfehlenswerte Methode zur Erlernung von Selbstbeherrschung.«
    Hywood machte große Augen. Er stieß die Luft schnaufend wieder von sich. Das Geräusch erinnerte mich lebhaft an eine Lokomotive, die Dampf abließ.
    »Cotton und Decker!« schnaufte Hywood. »Die beiden widerlichen Kerle, die ihre neugierigen Nasen
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