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Rote Fesseln: Erotischer Roman (German Edition)

Rote Fesseln: Erotischer Roman (German Edition)

Titel: Rote Fesseln: Erotischer Roman (German Edition)
Autoren: Jule Winter
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    Ihr Name war noch immer was wert in dieser Stadt. Man kannte sie, und als Pia sich der langen Warteschlange vor dem Club näherte, winkte ein Türsteher sie an den Leuten vorbei, die sie mit hasserfüllten Blicken streiften und sich zu ihren Freunden herüberbeugten.
    Ist das nicht …?
    Doch, sie war’s.
    Man kannte sie in Hamburg, und obwohl sie es früher genossen hatte, sich in der Aufmerksamkeit der Masse zu sonnen, verursachte es ihr jetzt Magenschmerzen. Pia drückte die Hand auf ihren Bauch und trat mit gesenktem Kopf durch die schwere Stahltür, die sich krachend hinter ihr schloss. An der Garderobe nahm man ihr den Mantel ab, und danach presste sie die Clutch beinahe verzweifelt gegen ihren Unterleib.
    Auch hier waren die Blicke anders. Oder bildete sie sich das nur ein?
    Sie trat in den großen Hauptraum des Clubs. Die Beats setzten sich in ihrem Leib fest und lösten die Anspannung. Sie richtete sich auf, warf das dunkle Haar zurück und ließ ihren Blick suchend über die Menge schweifen.
    Sie suchte jemanden. Einen Mann, den sie nicht kannte, der sie auch nicht kannte – das wäre ideal. Sie hatte eigentlich keine Lust, am nächsten Morgen die Zeitung aufzuschlagen und lesen zu müssen, was der Fick ihrer letzten Nacht der Hamburger Presse erzählt hatte.
    Aber sie wollte sich wieder spüren. Sie wollte wieder Luft bekommen, ohne zu zittern oder zusammenzubrechen. Sie wollte sich das Leben nicht von anderen diktieren lassen.
    Es war schlimm genug gewesen, als die Boulevardpresse ihre Scheidung so genüsslich ausgeschlachtet hatte. Jedes schmutzige Detail hatten sie ans Licht gezerrt. Bis zu dem Zeitpunkt hatte sie es recht gut geschafft, ihre Nähe zu Johannes vor der Presse geheim zu halten. Aber irgendjemand hatte einem Journalisten gegenüber erwähnt, sie sei sehr gut mit dem Mann bekannt, der vor gut anderthalb Jahren ihre Freundin Isabel erpresst hatte und dafür verurteilt wurde. Danach kannte die Meute kein Halten mehr. Es war egal, dass ihr Mann derjenige gewesen war, der sie betrogen hatte. Es war egal, dass die Scheidung im Einvernehmen erfolgte, weil Robert und sie begriffen hatten, dass eine lieblose Ehe beiden schadete. Niemanden interessierte es, dass Pia im Grunde froh war, endlich aus dieser unglücklichen Ehe ausgebrochen zu sein.
    Die Leute entwickelten eine gewisse Erwartungshaltung. Sie glaubten, was die Zeitungen über Pia schrieben. Und schon bald ging sie dazu über, es selbst zu glauben.
    Sie ging zur Bar hinüber, bestellte einen Wodka und wartete. Dann schob sie sich durch das Gedränge und suchte einen ruhigen Platz.
    Sie spürte die Blicke. Den Neid der Frauen, die Gier der Männer, die glaubten, nur weil die Zeitungen über sie berichteten, könnte jeder mit ihr im Bett landen.
    Irgendwie traurig. Früher hatte sie sich nicht darum geschert, was andere über sie dachten. Jetzt, wo sie endlich zur Vernunft gekommen war, sah alle Welt in ihr die Frau, die sie früher gewesen war.
    Die sie nie mehr sein wollte.
    Aber heute Nacht wollte sie nicht allein sein. Um nichts in der Welt.
    An den Hauptraum des Clubs schlossen kleine Séparées an, eingerichtet mit teuren weißen Ledersofas und niedrigen Tischchen. Das gedämpfte Licht variierte von Rot über Violett bis zu Lagunenblau. Sie fand einen leeren Alkoven und setzte sich, stellte den Wodka vor sich ab, ohne ihn zu trinken. Sie saß auf der Sofakante und umschloss mit den Händen die Knie. Die Clutch lag neben ihr.
    Sie wartete.
    Früher hätte sie einfach einen Mann angesprochen, der ihr gefiel, und es hätte mit ihm geklappt oder auch nicht. Inzwischen war sie nicht mehr die stolze, selbstbewusste Frau von einst. Sie fühlte sich klein, obwohl sie eigentlich wusste, dass das, was sie jeden Morgen im Spiegel sah, der Traum eines jeden Mannes war. Üppige Kurven. Ein strahlendes Lächeln – wenn sie wollte. Volle Lippen, dunkles Haar … und dann fiel ihr ein, wie viel sie verloren hatte.
    Aber eins war ihr geblieben: ihr gutes Aussehen. Es gab nur wenige Männer, die an ihr vorbeigehen konnten, ohne ihre Figur zu bewundern.
    Nach zehn Minuten lehnte der Erste im Durchgang zum Alkoven. Lässig stand er da, eine Hand in der Hosentasche, in der anderen ein Glas mit Cola, vielleicht sogar Cola mit Rum. Er musterte sie schweigend, und als Pia ihn anlächelte und ihre verkrampften Hände um die Knie löste, stieß er sich ab und kam zu ihr.
    »Auch allein unterwegs?« Er machte zugleich eine fragende Geste, sie rückte
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