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0601 - Druiden-Seelen

0601 - Druiden-Seelen

Titel: 0601 - Druiden-Seelen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Gevatter Tod öffnete die Augen. Das erste, was er sah, war das Gesicht eines Echsenmannes, der sich über ihn beugte.
    Gevatter Tod fror.
    Er erinnerte sich. Die Silbermond-Druidin, die sich Vali nannte, hatte Reek Norrs Waffe an sich genommen und eine Kältenadel auf ihn abgeschossen. Der Blackout war praktisch sofort gekommen.
    Jetzt befanden sich gleich eine ganze Menge Sauroiden hier, aber von Vali war nichts zu sehen.
    Was war geschehen, nachdem er das Bewußtsein verloren hatte?
    Er versuchte sich zu erheben. Er war von kräftiger Statur, auch wenn sein Kopf an einen Totenschädel erinnerte, was ihm seinen Spitznamen eingebracht hatte. Trotzdem gelang es ihm nicht, hochzukommen. Er hatte sich auf seine Ellenbogen gestützt, doch er schaffte es nicht, seinen Oberkörper in die Waagerechte zu befördern.
    Er sank auf das Lager zurück.
    »Immer mit der Ruhe«, hörte er den Echsenmann in seiner knarrenden und schmatzenden Sprechweise sagen, der über ihn gebeugt war.
    »Was ist mit Norr?« krächzte Gevatter Tod. Seine Stimme hörte sich furchtbar an, und er sehnte sich nach Wärme.
    »Er lebt - vielleicht«, sagte der Echsenmann.
    Jetzt erst entdeckte Padrig YeCairn, den man Gevatter Tod nannte, daß der Sauroide die Gewandung eines Priesters der Kälte trug. Mit allem hätte er gerechnet, nicht aber damit, daß sich ausgerechnet die Kälte-Priester um sein Wohlergehen bemühen würden.
    Ein weiterer Priester befand sich im Zimmer, und drei Adepten, an der Kleidung deutlich voneinander zu unterscheiden.
    Die Sauroiden selbst konnte YeCairn weniger gut auseinander halten. Gut eine Million von ihnen lebte auf dem Silbermond, letzte Überlebende einer sterbenden Welt, sie waren vor Jahren hierher evakuiert worden.
    YeCairn lebte lange genug unter ihnen, er erkannte inzwischen die individuellen Unterschiede der humanoiden Echsen ebenso gut, wie er sie bei Menschen erkannte. Dennoch waren ihm vom Namen her nur vielleicht ein paar hundert der Sauroiden wirklich bekannt.
    Diesen hier aber kannte er vage. »Sie sind Rrach, nicht wahr?«
    »Sie kennen mich?«
    Gevatter Tod zwang sich zu einem Lächeln, das auf einen Menschen furchterregend gewirkt hätte. Den Sauroiden konnte er damit nicht erschrecken. »Sie sind so etwas wie ein Abweichler von der Lehre des Kälte-Kultes.«
    »So kann man es sagen. Wenn man die Zusammenhänge nicht versteht«, erwiderte Rrach leise. »Ich bin ein Priester, und ich diene dem Glauben und der Wissenschaft. Auf meine Weise, nach meinem Verständnis«, fügte er noch leiser hinzu.
    »Unsere Lehre läßt mir den nötigen Entscheidungsspielraum, auch wenn es vielen anderen nicht gefällt, wie ich denke. Der junge Priester, der Sie und Norr fand, teilt meine Ansichten. Er kam eigentlich, um Reck Norr um Hilfe zu bitten.«
    »Was ist mit Norr?« wiederholte YeCairn seine Frage von vorhin.
    Abermals versuchte er sich zu erheben. Diesmal gelang es ihm, und er schwang die Beine von der Liege.
    Jetzt konnte er seinen Freund sehen, der unweit von ihm lag.
    Andere Sauroiden kümmerten sich um ihn.
    »Stehen Sie noch nicht auf«, bat Rrach. »Sie müssen erst warm werden.«
    »Ich bin nicht so schwächlich wie ihr Reptilien«, brummte YeCairn. »Ich bin ein Warmblüter. Ich werde mit der Unterkühlung schneller fertig.«
    Tatsächlich schaffte er es, auf den Beinen zu bleiben.
    Rrach reichte ihm eine Tasse mit einer dampfenden, heißen Flüssigkeit.
    YeCairn kannte die Tasse und das Getränk. Die KältePriester schienen sich in Norrs Haushalt bereits gut zurecht gefunden zu haben. Warum auch nicht?
    Er nippte vorsichtig an dem heißen, aromatischen Getränk.
    »Norr wurde von zwei Nadeln nahe an Kopf und Wirbelsäule getroffen«, sagte Rrach endlich. »Tshat Zarrek und die drei Adepten ringen um sein Überleben.«
    »Zwei Nadeln«, murmelte YeCairn bestürzt. »Das kann tödlich sein. Es wäre eiskalter Mord.«
    Die Geschosse lösten sich auf, sobald sie einen Körper trafen, und gaben dabei die gespeicherte Frostkälte ab, die sich blitzartig im Opfer ausbreitete. Kaltblüter wie die Sauroiden verfielen dadurch automatisch in eine Art Winterschlaf-Starre.
    Ihre Lebensvorgänge, ihr Stoffwechsel, wurden innerhalb weniger Sekunden auf das absolute Minimum reduziert.
    Diese Nadeln waren ursprünglich ein Abfallprodukt der Entropieforschung der Kälte-Priester gewesen. Während normalerweise ein sich auflösendes Objekt Wärme abstrahlt, war es hier genau umgekehrt. Wieso das funktionieren konnte,
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