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2720 – Im Stern von Apsuma

2720 – Im Stern von Apsuma

Titel: 2720 – Im Stern von Apsuma
Autoren: Perry Rhodan
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1.
    Aunna,
    10. August 1514 NGZ
     
    Plötzlich senkte sich dichter, orangefarbener Nebel bis auf die Oberfläche, und Schechter sah im schwachen Licht des Scheinwerfers, dass Coin ins Stolpern geriet. Schnell drückte er sich gegen den Tefroder und stützte ihn. Die abrupte Bewegung wirbelte Eiskristalle vom Boden auf, die ihm kurz die Sicht nahmen. Coin schwankte, hielt sich aber auf den Füßen. Er war völlig erschöpft, rang nach Atem.
    War die Maske defekt, die ihn mit Luft aus der Sauerstoffpatrone versorgte? Das würde ihre Lage prekärer machen. Coin ging es offensichtlich schlecht, aber Schechter ging es nicht viel besser. Wortlos trat er zur Seite, beobachtete aus dem Augenwinkel, wie Coin sich zusammenriss, trotzig einen Fuß vor den anderen setzte. Weiter, immer weiter. Nur nicht stehen bleiben. Wer stehen blieb, würde nicht mehr weitergehen. Wer zusammenbrach, würde nicht mehr aufstehen.
    Er blieb dicht hinter Coin, ließ ihn nicht aus den Augen. Er traute dem Tefroder nicht. Sie hatten zwar vereinbart, sich während des Picknicks nicht gegenseitig zu töten, doch das war gewesen, bevor die Kälte wirklich in sie hineingekrochen war. Als sie sie nur gespürt hatten wie immer, wenn sie Holosker verlassen mussten. Als sie noch nicht durch den Schutzanzug bis in ihre Knochen eingedrungen war, sie lähmte, ihnen die Kraft nahm, jede Bewegung zur Qual werden ließ.
    Und Coin hatte nur Worte gesprochen. Worte waren geduldig und in Holosker weniger wert als anderswo. Coin musste durch sein Handeln beweisen, dass er sie ernst meinte.
    Wie viele Kilometer hatten sie bereits zurückgelegt? Schechter konnte es nicht genau sagen. Sechs? Sieben? Falls das stimmte, hatten sie eine Leistung vollbracht, die kaum zwei anderen Picknickern gelungen war. Drei Kilometer schafften die meisten, eventuell sogar fünf, wenngleich mit Verletzungen. Zehn galten als glattes Todesurteil. Sie hatten neun bekommen.
    Neun Kilometer durch die Eiswüste, nur begleitet von einer Schneekugel. Schechter konnte sie in dem dichten Nebel kaum sehen, aber sie blieb stets bei ihnen. Er drehte den Oberkörper, bis er die gut einen Meter durchmessende Kugel endlich erblickte. Strahlend weiß stakste sie auf ihren drei biegsamen Laufbeinen mit den Krallenfüßen über das Eis. Drei weitere Stahltentakel ragten aus ihrem Äquator. Wegen ihrer hellen Lackierung konnte er sie bei klarer Sicht kaum von ihrer Umgebung unterscheiden.
    Aber das galt umgekehrt nicht für die Schneekugel. Sie verfolgte jede ihrer Bewegungen und sendete die Aufnahmen live nach AUN-5. Schechter fragte sich, wie viele Wärter dort im Warmen saßen, in gemütlich eingerichteten Freizeiträumen, und Wetten auf sie abschlossen oder einfach nur genossen, wie die Picknicker sich auf dem Gefängnisplaneten quälten.
    Die Wärter bekamen hautnah mit, wie der Tod sich immer näher an die Sträflinge schlich. Wahrscheinlich hofften sie darauf, dass Coin sein Wort brach. Dass er durchdrehte und seine letzte Chance wahrnahm.
    Drei Kilometer, dachte Schechter. Vielleicht nur zwei. Wir schaffen das! Wir haben es bis hierher geschafft, und wir schaffen auch den Rest!
    Aber noch lagen ein paar Tausend Meter klirrender Frost vor ihnen, die auf den ersten zwanzig Metern genauso lebensfeindlich waren wie auf den letzten. Der Weg wurde nicht leichter, je näher sie ihrem Ziel kamen.
    Aber auch nicht schwerer. Eine so lebensfeindliche Umgebung blieb bei jedem Schritt gleichermaßen tödlich. Jeder Fehltritt konnte der letzte sein, jede Unaufmerksamkeit eine zu viel. Bizarre Eisskulpturen versperrten den Weg, Türme aus gefrorener Atmosphäre mit rasiermesserscharfen Kanten schienen nach ihnen zu greifen, ihnen den Weg zu versperren. Wer glaubte, die Hölle sei ein Ort unendlicher Hitze, war noch nicht auf Aunna gewesen.
    Die Hölle bestand aus Eis, aus purem, tödlichem Eis.
    Jederzeit konnte in ihrer Nähe ein Kryovulkan ausbrechen, und es war ständig damit zu rechnen, dass ein Dornwurm auftauchte, ob sie nun zehn oder zehntausend Meter von Holosker entfernt waren. Dann waren sie verloren.
    Coin ging langsam weiter, setzte einen Fuß vor den anderen wie eine Maschine. Sein Blick war völlig leer.
    Wann wird er aufgeben?, fragte sich Schechter. Wann wird ihm endgültig klar werden, dass er keine Kraft mehr hat, gar keine, dass er es nicht zurück nach Holosker schafft? Wann wird er mich angreifen?
    Der sich senkende Nebel wurde immer dichter. Er bestand allerdings nicht aus kondensierenden
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