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Das Geheimnis der Monduhr: Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Monduhr: Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Monduhr: Roman (German Edition)
Autoren: Amanda Brooke
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PROLOG
    D ie Zeiger der Uhr schoben sich übereinander, für den flüchtigen und unaufhaltsamen Augenblick, der einen Tag vom anderen trennt. Holly lag im Bett und strich zärtlich über ihren gewölbten Bauch, versuchte, das ungeborene Kind vor den Panikattacken zu schützen, die sie so regelmäßig überkamen, wie die Zeiger auf der Uhr vorrückten.
    Es kostete sie beträchtliche Mühe, sich vom Rücken auf die Seite zu wälzen. Behutsam und ohne das übliche Ächzen und Stöhnen schob sie ihren dicken Bauch zu Tom hin, der von ihr abgewandt leise schnarchte. Holly kuschelte sich näher an ihn, bis sie das vertraute Kitzeln seiner widerspenstigen Locken an der Nase spürte, und sog gierig seinen warmen, wohligen Duft ein.
    »Ich liebe dich«, flüsterte sie kaum hörbar. So viele Nächte schon hatte sie wach neben ihm gelegen und dem Drang widerstanden, ihr Schweigen zu brechen und ihm zu sagen, dass der Tag, an dem sie ihn verlassen würde, immer näher rückte.
    »Heute ist es so weit«, wisperte sie. »Du wirst Vater. Und ein ganz fantastischer sogar. Aber es wird nicht einfach sein. Du wirst bezweifeln, ob du die Kraft hast, unsere Tochter allein großzuziehen, aber die hast du. Du wirst
böse auf mich sein, weil ich euch beide allein lasse, doch irgendwann wirst du verstehen, warum. Eines Tages siehst du deine Tochter an und weißt, was ich weiß – dass sich das Opfer gelohnt hat.«
    Tom bewegte sich unruhig im Schlaf, und sie hielt die Luft an. Sie durfte ihn nicht wecken, noch nicht. Sie versuchte, sich zu rechtfertigen, wollte aber nicht, dass er sie hörte. Das war einer der letzten offenen Punkte auf ihrer Liste. Das und die Geburt natürlich.
    Holly hatte sich die letzten beiden Monate auf die Ankunft ihrer Tochter vorbereitet und, was genauso wichtig war, auf den Abschied von beiden. Tom liebte Hollys Leidenschaft für Pläne, eine Besessenheit, die fast ans Neurotische grenzte, aber selbst er wäre bestürzt, wenn er wüsste, wie gut sie auf diesen Tag vorbereitet war. Doch wie sollte sie sonst in Frieden sterben?
    »Ich liebe dich«, wiederholte Holly. Eine Träne lief ihr über die Wange. Das Wissen, was mit ihr geschehen würde, belastete sie mehr als das Kind in ihrem Bauch. »Es tut mir leid, dass ich es dir nicht gesagt habe, nicht sagen konnte. Für mich ist die Situation schon schrecklich genug, aber du wärst daran verzweifelt. Ich habe mir die Entscheidung nicht leichtgemacht und dabei die bittere Erfahrung machen müssen, dass die beste Entscheidung nicht unbedingt die naheliegende ist. Und ich habe noch mehr gelernt. Ich habe gelernt, dass Liebe unvergänglich ist, manchmal auf höchst seltsame Weise. Ich verspreche dir, dass ich an deiner Seite bin, wenn du traurig bist und vor lauter Kummer nicht mehr weiterweißt.«
    Sie seufzte auf, diesmal laut genug, um Tom zu wecken.
Schlaftrunken drehte er sich um. »Alles in Ordnung?«, murmelte er benommen und fuhr plötzlich erschrocken hoch. »Ist es so weit?«
    »Noch nicht ganz«, beruhigte sie ihn mit einem wehmütigen Lächeln. Ihr blieb noch ein wenig Zeit.
    Die Zeit war ihr Feind gewesen von dem Augenblick an, als sie in das Torhaus eingezogen waren. Eineinhalb Jahre war das jetzt her, und Hollys Gedanken kehrten unweigerlich wieder zu jenem folgenschweren Geschehnis zurück, als für sie der Wettlauf mit der Zeit begonnen hatte.

EINS
    H olly schloss die Haustür und lehnte sich erschöpft dagegen. Erleichtert seufzte sie auf. Die Möbelpacker hatten wahre Wunder vollbracht und den leeren Kasten, den sie beide am Morgen vorgefunden hatten, in ein annehmbares Zuhause verwandelt. Das Haus war früher ein beeindruckendes Torhaus gewesen, das den Eingang zum stattlichen Landsitz Hardmonton Hall bewacht hatte. Vom Herrenhaus selbst war nur noch eine ausgebrannte Ruine übrig geblieben, und für das Torhaus hatte sich niemand mehr interessiert, da es etwas außerhalb der kleinen Ortschaft Fincross lag. Trotz der grauen Steinmauern, die unter dem blätternden Putz zum Vorschein kamen, hatte Holly sich in das Haus verliebt. Es schien der ideale Ort zu sein, um sich niederzulassen, vielleicht für immer.
    Von ihrem Platz an der Haustür warf Holly einen verstohlenen Blick in den großen Spiegel, der noch an der Wand lehnte und darauf wartete, aufgehängt zu werden. Das Haus war im Lauf des Tages immer ansehnlicher geworden, während man das von ihr selbst nicht sagen konnte. Ihre langen blonden Haare, die sonst ihr eher durchschnittliches
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