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0053 - Eine Frau, ein Mörder und ich

0053 - Eine Frau, ein Mörder und ich

Titel: 0053 - Eine Frau, ein Mörder und ich
Autoren: ein Mörder und ich Eine Frau
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anschließend noch Besuch?«
    »Nein.«
    »War heute morgen, bevor Sie den Verlust entdeckten, schon ein Fremder bei Ihnen?«
    »Nein, denn meine Sprechstundenhilfe kommt erst gegen halb neun. Und ich merkte den Verlust — wie gesagt — schon kurz nach acht.«
    »Fiel Ihnen heute morgen in Ihrer Wohnung irgend etwas auf?«
    Sie stutzte.
    »Ja! Woher wissen Sie es? Das Fenster im Badezimmer stand weit offen. Dabei hatte ich es gestern abend bis auf einen schmalen Spalt angelehnt. Jedenfalls meine ich, daß ich es getan habe.«
    Phil schaltete sich wieder einmal mit brummigen Bemerkungen ein.
    »Wenn das Fenster einen Spalt offenstand, kann der Wind den Rest besorgt haben, meine ich.«
    Sarah widersprach lebhaft.
    »Das ist ausgeschlossen.«
    »Warum?«
    »Das Fenster klemmt so stark, daß es schon für mich schwierig ist, es aufzuziehen. Der Wind brächte es garantiert nicht fertig.«
    »Okay«, nickte ich. »Sonst fiel Ihnen nichts weiter auf?«
    »Nein.«
    »Der Giftschrank war heute morgen abgeschlossen, als Sie den Verlust des Morphiums entdeckten?«
    »Ja, sicher. Ich hatte ihn doch gestern abend abgeschlossen.«
    »Als Sie den Schrank gestern abend abschlossen, haben Sie da nicht den Karton noch einmal gesehen?«
    Sie zuckte die Achseln.
    »Ich kann wirklich nicht sagen, ob der Karton gestern abend schon weg war oder nicht. Ich hatte ihn weit nach hinten gelegt, und als ich den Giftschrank nach der letzten Behandlung eines Patienten abschloß, sah ich nicht in das Fach hinein, in das ich den Karton gelegt hatte.«
    »Zeigen Sie uns bitte einmal den Schrank.«
    »Bitte.«
    Sie führte uns ins Sprechzimmer. Es war hochmodern eingerichtet und blitzte von Chromleisten auf weißen Möbeln und medizinischen Geräten. Ein weißlackierter Metallschrank entpuppte sich als der Giftschrank.
    Phil nahm seine Taschenlupe und kniete vor dem Schrank nieder. Er betrachtete aufmerksam das Schloß, dann stand er wieder auf und sagte: »Ausgeschlossen. Nicht die leisesten Kratzer. Da war einer dabei, der einen Schlüssel — entweder Nachschlüssel oder Original — besaß. Mit Dietrichen oder gebogenem Draht wären unausweichlich mindestens winzige Kratzer entstanden.«
    »Ich verstehe das nicht«, murmelte die Ärztin.
    »Ich auch nicht«, grinste Phil anzüglich. »Aus einem verschlossenen Metallschrank kann eigentlich nicht ein Karton verschwinden, nicht wahr? — Zeigen Sie uns bitte das Badezimmer.«
    Ich ahnte, war für einen Verdacht er hatte. Und irgend etwas sträubte sich in mir heftig gegen diese unausgesprochene Verdächtigung, obgleich sie sich geradezu aufzwang, wenn man die ganze Sache lcfgisch betrachtete.
    Sarah führte uns wortlos ins Badezimmer. Phil und ich gingen sofort zum Fenster. Es stand einen winzigen Spalt offen. Ich zog es auf. Man mußte wirklich allerhand Kraft aufwenden, um den klemmenden Fensterflügel aufzubekommen.
    Zuerst beugte sich Phil hinaus. Ich sah, wie er den Kopf nach allen Seiten kreisen ließ. Als er ihn zurückzog, stand ein ernstes Lächeln in seinem Gesicht.
    »Sieh’s dir selber an!« sagte er.
    Ich sah hinaus.
    Glatte Hauswand, zweiundzwanzig Stockwerke hoch.
    Keine Feuerleiter, kein Sims, kein Mauervorsprung in der Nähe.
    »Hier kann keiner ’reingekommen sein«, sagte Phil. »Und der Schrank kann nicht anders als mit einem Schlüssel geöffnet worden sein. Mit einem Schlüssel, von dem Sie selbst sagen, daß er ständig in der Tasche Ihres Kittels liegt…«
    Sarah erblaßte. Ihr Atem ging schneller.
    »Was — was wollen Sie damit sagen?« fragte sie tonlos.
    Ich versuchte Phil zu stoppen, aber es war bereits zu spät.
    »Ohne jemand verdächtigen zu wollen«, erklärte er mit meinen Worten, »möchte ich Ihnen gern eine Berufserfahrung der Kriminalpolizei mitteilen: Jährlich melden sich Hunderte von ehrbaren Bürgern und geben Diebstähle an, die sie selber bei sich inszeniert haben, um den Verlust irgendeiner Sache vertuschen zu können. Das ist alles. Wenn Sie diese Geschichte mit dem — hm! — verschwundenen Karton tatsächlich bearbeitet haben wollen, steht es Ihnen frei, im Distriktgebäude des FBI eine Anzeige zu Protokoll zu geben. Komm, Jerry! Hier haben wir nichts mehr verloren.«
    Ich wollte etwas sagen, aber Sarahs Blick ließ mich verstummen. Wütend marschierte ich hinter Phil hinaus. Noch als wir mit dem Lift hinabfuhren, stand mir Sarahs Blick vor den Augen.
    Was hatte in diesem Blick gelegen? War es die mühsam beherrschte Frau, die die empfundene
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