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146 - Der Horror-Butler

146 - Der Horror-Butler

Titel: 146 - Der Horror-Butler
Autoren: Larry Brent
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    Als sie das Haus verließ, wurde sie
beobachtet. Aber davon merkte Geraldine Swanson nichts.
    Die Frau hatte es eilig. Es war später
Nachmittag, und die Banken schlossen in einer Viertelstunde. Bis dahin wollte
sie ihr Vorhaben erledigen.
    Geraldine Swanson war siebenundfünfzig. Sie
sah jünger aus, und in dem grauen Tweed Kostüm und den Stöckelschuhen wirkte
sie geradezu flott.
    Sie überquerte die Straße und passierte den
Eingang der Barrington-Bank. Es herrschte noch starker Publikumsverkehr.
    Geraldine Swanson, reich, verwöhnt, seit drei
Jahren verwitwet, war im Bankhaus bekannt. Es war alles bereits vorgesehen.
    Sie wurde nicht im Kassenraum abgefertigt,
sondern in einem Hinterzimmer, vom stellvertretenden Direktor, einem Mann mit
fahler Gesichtshaut und dünnem Haar.
    Neben dem wuchtigen Mahagoni-Schreibtisch
stand eine große braune Papiertüte, die zu zwei Drittel gefüllt war.
    »Bitte, Misses Swanson, nehmen Sie Platz«.
Der stellvertretende Direktor zog ihr den Stuhl zurück.
    Doch die Engländerin lehnte ab. »Vielen Dank!
Sie wissen, ich habe keine Zeit... Es ist alles in Ordnung ?«
    »Ja, natürlich. Fünfzigtausend Pfund in
gemischten und gebrauchten Scheinen ... Wie gewünscht.« Der Mann blickte die
attraktive Kundin an.
    »Was starren Sie mich so an ?« fragte Geraldine Swanson pikiert.
    »Sind Sie in Ordnung, Misses Swanson ?«
    Die Frau erwiderte den Blick.
    Der stellvertretende Direktor sah in die
tiefblauen Augen.
    »Etwas ist mit Ihnen, Misses Swanson ... Soll
ich einen Arzt rufen ?« Die Worte kamen zögernd über
seine Lippen. Er wählte seine Worte genau, und es war ihm anzumerken, daß es
ihm unangenehm schien, sie dennoch auszusprechen.
    Diese Frau war eine gewichtige Kundin des
Bankhauses, besaß Aktien in Millionenhöhe und ein ebensolches Barvermögen. Eine
solche Dame vergraulte man nicht gern.
    Aber aus dem Verhalten und den Worten des
Mannes sprach Verantwortungsbewußtsein.
    »Werden Sie erpreßt, Misses Swanson ?« flüsterte er. »Wenn Sie nichts sagen dürfen oder können -
dann geben Sie mir durch Kopfnicken zu verstehen. Zum zweiten Mal innerhalb von
vierzehn Tagen heben Sie einen derart hohen Barbetrag ab. Da stimmt doch etwas
nicht .«
    »Mit meinem Geld, Mister Henly, kann ich
machen, was ich will«, gab Geraldine Swanson zur Antwort und reckte ihr Haupt.
    »Natürlich, selbstverständlich«, beeilte
Henly sich zu sagen. »Ich meine nur...«
    »Ihre Meinung, Mister Henly, interessiert
mich - einen feuchten Dreck !« Ihr Lächeln wirkte
verhöhnend, und Henly fühlte sich, als bekäme er eine kalte Dusche mitten ins
Gesicht. »Ich kann die fünfzigtausend Pfund nehmen und sie in den Kamin
stecken, in die Themse werfen oder einem Bettler an der nächsten Straßenecke
schenken, verstehen Sie?«
    »Selbstverständlich, Missis Swanson, ich
verstehe Sie recht gut...«
    »Na also, Henly! Warum versuchen Sie dann
ständig, mich zu beschwatzen, mich zu bevormunden? Ich bin noch nicht so alt,
daß ich nicht mehr weiß, was ich tue .«
    Genau aber hier zweifelte der Bankgewaltige.
Ihm kam es so vor, als handele Geraldine Swanson unter dem Einfluß eines
fremden Willens.
    Und Henly lag mit seiner Vermutung genau
richtig.
    Es war ihm leider nicht möglich, in diesem
Moment durch die Augen der Kundin zu blicken.
    Sie schaute ihn an und wußte, daß sie mit
Thomas Henly sprach, daß er die Tüte mit den Geldscheinen vorbereitet hatte.
Und sie wußte auch, wo sie sich befand.
    Dennoch - sah sie ihre Umgebung und Henly
anders.
    Der Ausdruck der Augen ließ den Schluß zu,
daß mit Geraldine Swanson etwas nicht stimmte. Sie befand sich wie in Trance.
    Die Frau sah ihre Umgebung in einem
fluoreszierenden Licht, das alles in einen gelb-grünen Schein tauchte. Die
Wände, die Bilder daran, die Konturen der Möbel und die von Mr. Henly
pulsierten in diesem seltsamen Licht. Geraldine Swanson sah die Welt als ein
eintöniges Negativ. Nur eines trat scharf und deutlich hervor: der Kopf von
Thomas Henly.
    Aber - war das wirklich sein Kopf?
    Nein! Das war nicht Mr. Henlys rundes,
scheues Antlitz, nicht sein dünnes, nach hinten gekämmtes Haar.
    Geraldine Swanson sah ein anderes Gesicht vor
sich.
    Dieses war schmal, ernst, mit buschigen
Augenbrauen und einer aristokratischen Nase versehen. Das Antlitz, das die Frau
sah, erinnerte an das steife, zurückhaltende Äußere eines Butlers alter
englischer Schule.
    Aber dieser Mann - hatte ein zweites Gesicht.
    Der Butlerkopf machte in dem
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