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Zwischen Tod und Ewigkeit

Zwischen Tod und Ewigkeit

Titel: Zwischen Tod und Ewigkeit
Autoren: Clark Darlton
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grün werdenden Teppich des oberen Amazonasbeckens.
    Gerald flog, Keller saß neben ihm. Auf den beiden Hintersitzen hatten es sich Mark Tennan und seine Frau Sylvia bequem gemacht. Es dämmerte bereits, als die Maschine zur Landung ansetzte.
    Erst später, als sie am Feuer saßen, erschienen die Indios. Es war noch derselbe Häuptling, der die Sippe anführte. Er erkannte Mark und Sylvia und hieß dann deren Freunde ebenfalls willkommen. Er schien die vier Personen als eine Art »Vorkommando« der zurückerwarteten Himmelssöhne zu betrachten.
    Am anderen Tag führte er Keller und Gerald in sein unterirdisches Reich. Mark und Sylvia blieben beim Flugzeug zurück. Vielleicht war es ihr letzter gemeinsamer Tag, den sie erlebten.
    Gegen Abend erst kehrten die Ausflügler zurück. Wortlos gab Keller dem erstaunten Mark eine Metallplatte, drei Zentimeter dick und vierzig Zentimeter hoch. Die Breite betrug etwa fünfundzwanzig Zentimeter. Auf ihr waren Schriftzeichen und Zeichnungen zu sehen.
    »Pures Gold«, sagte Keller. »Und uralt.«
    Mark nickte.
    »Darum hätte man sich früher kümmern sollen. Wenn es mehrere davon gibt, könnte es eine Bibliothek gewesen sein.«
    »Eine ganze Kammer voll gibt es, Hunderte vielleicht.«
    »Gold hat heute keinen Wert mehr, aber mich würde die Geschichte interessieren, die auf den Platten erzählt wird. Wer aber kann sie lesen?«
    »Niemand wahrscheinlich, Mark. Vielleicht würdest du nicht in diesen Brunnen steigen, würdest du die Geschichte kennen.«
    »Vielleicht wirklich nicht, Keller. Aber ich kenne sie nicht.«
    »Wenn es in der Tat ein Transmitter ist, und wenn er funktioniert, so arbeitet er nur in einer Richtung. Du wirst nicht mehr zurückkehren können, wo immer du auch landen wirst. Würde er in beiden Richtungen funktionieren, hätten die Indios hier schon Besuch erhalten – aus dem Transmitter, meine ich.«
    Mark nickte.
    »Ich weiß, du hast recht. Aber ich muß das Risiko auf mich nehmen. Nur meine Frau kennt außer euch das Geheimnis, und eines Tages wird es auch mein Sohn erfahren. Die Welt lebt weiter ohne mich, aber wir müssen alles unternehmen, ihr die letzten Rätsel der Vergangenheit zu entreißen. Dieser Brunnen ist ein Weg dazu.« Er seufzte. »Das haben wir doch schon alles hundertmal durchgesprochen. Niemand kann meinen Entschluß ändern.«
    An diesem letzten Abend saßen sie noch lange am Feuer, ehe sie in die Zelte krochen. Mark und Sylvia schliefen im Flugzeug.
    Strahlend ging die Sonne auf, und der Himmel war wolkenlos. Der alte Indio kam kurz vor Mittag, denn nur er war berechtigt, die Fremden zum Brunnen zu geleiten. Er wußte, daß sich sein Freund Mark dem Sonnengott opfern wollte. Mit ausdruckslosem Gesicht hatte er dem Plan zugestimmt. Niemand hätte zu sagen vermocht, was in seinem Innern vor sich ging und was er wirklich dachte.
    Die Prozession erreichte den Brunnen auf dem kleinen Plateau. Sylvias Finger krallten sich in Marks Arm, aber auch sie wußte, daß sie seinen Entschluß nicht mehr ändern konnte. Mit Schaudern betrachtete sie die tiefschwarze Platte in drei Meter Tiefe.
    Der Indio kniete sich am Rand des Brunnens nieder und hob beschwörend die Hände, um seinen Sonnengott zu bitten, das freiwillige Opfer gnädig anzunehmen.
    Mark wandte sich an Keller.
    »Ihr wartet ein Jahr – oder eine Ewigkeit, das überlasse ich euch. Ich habe dem Häuptling die Sache mit dem Sender erklärt. Er wird ihn gut aufbewahren. Wenn ich zurückkehre, gibt er ihn mir – er oder sein Nachfolger. Ich werde dann sofort Kontakt aufnehmen. Aber vielleicht existieren jenseits der schwarzen Platte andere Zeitverhältnisse, und was mir wie ein Tag erscheint, können bei euch tausend Jahre sein – das würde manches erklären.«
    »Der Häuptling wartet«, sagte Keller tonlos.
    Mark nickte und nahm Sylvia zum letzten Mal in den Arm. Nur widerwillig löste sie sich dann von ihm. Er gab den anderen die Hand, dann stieg er auf den Rand des Brunnens.
    Unter ihm war der schwarze Spiegel, der alles Licht und jede Materie verschluckte.
    Noch ehe jemand etwas sagen konnte, sprang er.
    Er tauchte in das schwarze Nichts – zuerst die Beine, dann der Körper – und dann war er verschwunden.
    Der Indio warf die Arme hoch.
    »Der Sonnengott hat ihn aufgenommen!« rief er feierlich.
    Trotz der Mittagshitze froren sie plötzlich, und schweigsam kehrten sie zum Flugzeug zurück.
    Sie blieben drei Tage, wie vereinbart, aber Mark kehrte nicht zurück.
    Niemand hatte es
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