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Zwischen Tod und Ewigkeit

Zwischen Tod und Ewigkeit

Titel: Zwischen Tod und Ewigkeit
Autoren: Clark Darlton
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Luft, als die Maschine stand.
    Zehn Meter weiter war der Abgrund.
     
    Am anderen Morgen erst hatten sie Zeit, die Aussicht zu genießen. Fast fünfhundert Meter unter ihnen erstreckte sich der nördliche Teil des Amazonasgebietes bis zum Horizont – ein trostloser Anblick. Wo früher dichter Dschungel gewesen war, gab es nur noch eine Steppe und vertrocknete Wälder. Die Flüsse waren geblieben, aber es gab keine Sümpfe mehr, und der Boden war trocken und unfruchtbar.
    Aber es gab dafür Termiten.
    Aus den Ebenen ragten ihre Bauten hervor, bis zu fünfzig Meter hoch und bizarr gestaltet. Wovon sie lebten, war ein Rätsel. So schnell konnte sich der Wald nicht erholen, und wenn er noch so groß war und Zehntausende von Quadratkilometern bedeckte.
    Mark nickte zufrieden. Er sah genau das, was er zu sehen gehofft hatte. Die Termiten hatten die Blätter der Bäume zwar gefressen und ihr Absterben verursacht, aber sie schienen keinen Wert auf das Holz zu legen. Noch nicht wenigstens. Eines Tages, kurz vor dem Hungertod, würden sie auch das Holz noch vernichten, und dann blieb ihnen nichts mehr.
    »Sie ziehen in Kolonnen durch das Gelände«, stellte Sylvia fest und deutete in die Ebene hinab. »Warum kommen sie nicht auf dieses Plateau? Sie können doch fliegen.«
    »Nicht sehr lange, und wahrscheinlich nicht hoch. Wenn sie Gebirge meiden, kann es dort noch Überlebende geben. Menschen, meine ich. Wir werden die Anden untersuchen müssen – Ecuador, Peru, Chile ...«
    Nach dem Start kreiste Mark mit der Maschine und stieg dabei ständig höher. Das Plateau, auf dem sie die Nacht verbracht hatten, wurde zu einem winzigen grünen Fleck in der gelbbraunen Einöde. Drei silberne Flüsse bildeten die Grenze, und im Osten war die Serra Parima, ein kahles Mittelgebirge.
    »Kümmere dich um das Steuer und laß die Maschine kreisen. Wir steigen nicht weiter, Sylvia.«
    »Was hast du vor?«
    »Einen Versuch. Denk an das Dorf der Kannibalen bei uns. Wir werden dort unten ein hübsches Feuer entfachen, und dann wollen wir sehen, was geschieht. Es kann sich nicht ausbreiten, aber die Termiten können über die drei Flüsse fliegen. Ich möchte wissen, ob sie wirklich so darauf versessen sind, Selbstmord zu begehen.«
    »Waldbrand?«
    »Es ist kein Wald mehr, nur noch eine meterhohe Schicht verfaulten und verdorrten Holzes. Das muß brennen wie Zunder, und sicherlich wochenlang. Ein Fanal für unsere weißen Freunde.«
    Die Benzinfässer waren inzwischen mit Zündern versehen worden, die beim Aufschlag explodierten und den Treibstoff in Brand setzten. Mark nahm eins und warf es ab, als das Flugzeug genau über dem riesigen Dreieck stand. Es dauerte fast dreißig Sekunden, ehe eine gewaltige Stichflamme die Detonation verriet.
    Mark übernahm wieder das Steuer und landete wenig später auf dem Plateau, das auf der sicheren Seite des zum Feuertod verurteilten Dreiecks lag.
    Die Flammen fraßen sich durch das vertrocknete Holz und breiteten sich mit Windeseile aus. Einige der Termitenbauten brannten bereits lichterloh und brachen in sich zusammen.
    Mit dem Feldstecher beobachtete Mark, was in der Ebene geschah. Noch war es hell, aber die fast fünfzig Meter hohen Flammen mußten kilometerweit zu sehen sein.
    Die Termitenkolonnen hielten an. Es entstand Verwirrung, aber dann machten die Tiere kehrt und marschierten unbeirrt auf das Flammenmeer zu – und schließlich in es hinein.
    Auch auf der anderen Flußseite geschah das Unglaubliche.
    Die Termiten begingen Selbstmord.
    Sylvia wandte sich ab.
    »Es ist entsetzlich! Warum tun sie das? Sie sind doch intelligent, hast du behauptet? Warum wollen sie sterben, wo sie doch die Möglichkeit haben, sich in Sicherheit zu bringen?«
    »Ich weiß nicht, warum sie es tun, aber ich habe gehofft, daß sie es tun werden. Wenn der ganze ehemalige Urwald des Amazonas aus dieser vertrockneten Holzsteppe besteht, haben wir das Problem gelöst. Wir werden ihn in Brand setzen.«
    »Das kannst du nicht tun, Mark. Der Wald ...«
    »Es wird ihn wieder geben, und auch das Klima wird sich wieder normalisieren. Die Asche des gigantischen Feuers wird Dünger sein, die verbrannten Termiten auch. In zehn oder zwanzig Jahren wird das Amazonasgebiet das fruchtbarste Land der Erde sein.«
    »Ein Land ohne Menschen?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Wir werden sie finden, denn es gibt sie. Davon bin ich jetzt überzeugt. Sie werden in den Anden sein, wo die Termiten nie hinkamen. Und eines Tages werden sie wieder in
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