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Zwischen Tod und Ewigkeit

Zwischen Tod und Ewigkeit

Titel: Zwischen Tod und Ewigkeit
Autoren: Clark Darlton
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hatten sich im Fels verkrampft.
    Er leitete den Stromfluß ab.
    Kurzschluß!
    Kurzschluß auf einer Welt, die keine Zivilisation mehr kannte ...

 
1.
     
    Die Erinnerung war wie flüchtige Wolkenfetzen, die an seinem Bewußtsein vorbeihuschten. Er lag ganz ruhig auf der harten, unnachgiebigen Unterlage, die seine eigenen Körperlinien nachgebildet hatte. Um ihn herum war absolute Dunkelheit, und es war eisig kalt.
    Selbst wenn er hätte aufstehen können, wäre er unbeweglich liegen geblieben. Er wußte nicht, wo er war und wie er hierher kam.
    Er schloß die Augen und versuchte nachzudenken.
    Noch nie zuvor in seinem Leben hatte er sein eigenes Erwachen so bewußt empfunden wie diesmal. Es war, als beobachte er von einem entfernten Standort aus sich selbst und sähe zu, wie sein Körper sich regte, seine Augen sich öffneten und er sich aufrichtete. So betrachtet, erwachte er fünf Minuten vor dem Erwachen.
    Als er die Augen endlich erneut öffnete, sah er etwas.
    Es war nicht viel, aber immerhin war es ein schwacher Lichtschein, den seine Netzhäute aufnahmen und an das Gehirn weiterleiteten. Es schwebte über ihm, aber er vermochte nicht, die Entfernung abzuschätzen.
    Licht bedeutete Leben. Er war also nicht tot.
    Er versuchte, den Arm zu heben. Der Befehl wurde an sein Gehirn weitergeleitet, aber die Reaktion blieb aus. Er war wie gelähmt.
    Kehrte wenigstens die Erinnerung zurück ...!
    Der Lichtschein war grünlich – das begriff sein Verstand noch. Ein grünes Licht, in unbestimmbarer Entfernung über ihm, er selbst lag in einer harten Schale oder Form, die seinen Körperformen angepaßt war – das war doch immerhin schon etwas.
    Und es war kalt.
    Zeit!
    Er versuchte, sich wenigstens an die Zeit zu erinnern, die er in diesem Grab lag. Denn es konnte nichts anderes als ein Grab sein, in dem er sich befand. Hatten sie ihn lebendig begraben?
    Der erste Erinnerungsfetzen tauchte auf ...
    Sein ganzes Leben lang war er von einem Alptraum verfolgt worden. Schon als Kind hatte er Angst davor, eines Tages lebendig begraben zu werden. Der Tod selbst hatte ihn nie geschreckt; er war eine länger andauernde Form des Schlafes, mehr nicht. Aber der Gedanke, in einem Grab wieder zu erwachen, hilflos in einem engen Sarg zu liegen, drei Meter unter der Erde, in der ewigen Finsternis ...
    Es war jetzt nicht finster! Über ihm war das grüne Licht!
    Und er lebte!
    Noch einmal gab er seinen Befehl, den rechten Arm zu heben, und diesmal spürte er die Nervenreflexe. Langsam, unendlich langsam nur, bewegte sich der Arm, kam allmählich in die Höhe und reckte sich dem grünen Licht entgegen, bis die Hand es verdeckte.
    Es leuchtete nur einen halben Meter über seinem Gesicht.
    Und es vertrieb die eisige Kälte.
    Er spürte die Wärme, die ihn neu belebte. Aber die Erinnerung kehrte nicht zurück. Wenn er in einem Grab lag, mußte er auch gestorben sein. Aber er konnte sich nicht an seinen Tod erinnern.
    Er ließ die Hand wieder sinken und überlegte. Seine Augen gewöhnten sich allmählich an das Dämmerlicht und er begann, seine nähere Umgebung zu erkennen. Rechts und links waren Wände, glatte und metallene Wände. Die Decke war dicht über ihm, fünfzig Zentimeter etwa. Und mitten in ihr brannte das grüne Dämmerlicht.
    Hinter seinem Kopf war wieder eine Wand, glatt und kalt. Er selbst lag in einer Wanne.
    Und die Füße ...
    Als er den Kopf ein wenig aufrichtete, um die Füße zu sehen, sah er die Wand dort zurückweichen. Sie klappte nach außen und senkte sich, bis sie zu einer waagerechten Fläche wurde, auf der zwei parallel verlaufende Linien eingelassen waren.
    Immer mehr schwand die Kälte und machte einer wohltuenden Wärme Platz.
    Die Wanne, in der er lag, begann zu vibrieren.
    Langsam, unendlich langsam und kaum mit dem Verstand zu registrieren, begann sie sich zu bewegen. Das grüne Licht an der Decke verschob sich, es wanderte zurück, genauso langsam. Hinter der zurückgeklappten Wand mit den Schienen wurde es heller.
    Der Sarg kam aus der Wand heraus und glitt mit sanfter Neigung des Schienenwinkels in ein lauwarmes Wasserbad.
    Die Flüssigkeit umspülte die Glieder des Mannes und drang in die Poren ein. Die Wärme stieß in den Körper vor und belebte ihn.
    Er blieb ruhig liegen und genoß das Wunder, ohne es zu begreifen. Solange die Erinnerung nicht zurückkehrte, wollte er es auch nicht begreifen. Vielleicht war er wirklich tot, und die Ewigkeit sah so aus, wie er sie jetzt erlebte.
    Über ihm war es
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