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Zwischen Tod und Ewigkeit

Zwischen Tod und Ewigkeit

Titel: Zwischen Tod und Ewigkeit
Autoren: Clark Darlton
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verschließen. Er wollte wissen, wer er war, und auf den Türen hatte er die Schilder bemerkt.
    Und er las auf seiner Tür:
     
    Mark Tennan
    Geboren 1953
    Hibernation 17.4.1998
     
    Das war alles. Über seinem Namen stand lediglich noch eine Zahl: 275.
    Mark Tennan also!
    Der Name schien ihm vertraut, aber noch immer weckte er keine Erinnerung an das, was geschehen war.
    Er ging zu der Quermauer am Ende der Halle, in der er die kleinen, flachen Rechtecke gesehen hatte. Auf ihnen standen nur Zahlen. Ohne zu wissen warum, suchte er, bis er vor dem Fach mit der Bezeichnung 275 stand.
    Es war verschlossen wie alle anderen auch. Es gab weder einen Hebel noch ein Stellrad. Wenn das Fach also für ihn bestimmt war, wie sollte er es öffnen?
    Langsam wanderte er an den Fächern vorbei, bis er bei der Zahl 300 angelangt war. Unmittelbar daneben war in Augenhöhe ein metallenes Schild mit Schriftzeichen. Die Buchstaben, tief eingraviert und in Blockschrift, waren gut leserlich:
    »Rechten Daumen fest unter die entsprechende Nummer pressen!«
    Mark Tennan trat einen Schritt nach links und stand vor dem Fach mit der Nummer 300. Er beugte sich vor, um besser sehen zu können, und in der Tat entdeckte er direkt unter dem Schild mit der Nummer eine flache Vertiefung. Er probierte und stellte fest, daß seine Daumenkuppe genau hineinpaßte. Er drückte, aber nichts geschah.
    Das also ist es, dachte er und kehrte zu »seinem« Fach zurück.
    Zehn Sekunden später öffnete sich das nur zwanzig Zentimeter hohe Fach. Ganz vorn lag ein Anzug, darauf Unterwäsche und andere Bekleidungsstücke.
    Erst jetzt spürte er wieder die Kälte. Ohne zu überlegen, nahm er die Wäsche heraus und zog sie an. Sie paßte. Der Anzug bestand aus einem schmiegsamen, fast seidigen Stoff und wirkte fabrikneu. Ein wohliges Gefühl der Wärme durchströmte ihn.
    Während er die kurzen Stiefel anzog, die wie angegossen saßen, sah er sich nach allen Seiten um. Er konnte nichts entdecken, was auffällig gewesen wäre, kein Mikrophon, keine Fernsehkamera, nichts.
    Er wußte also, was eine Kamera war!
    Einen Augenblick wunderte er sich, aber dann beschloß er, sich vorerst über nichts mehr zu wundern, sondern die Erinnerung langsam und von selbst zurückkommen zu lassen.
    Im Jahr 1998 war er eingefroren worden – das jedenfalls stand fest. Aber er wußte nicht mehr, ob es freiwillig geschehen war oder nicht. Er konnte sich auch nicht an die Anlage hier erinnern. Er war sicher, daß sie ganz anders ausgesehen hatte, nicht so gewaltig und auf keinen Fall so steril und automatisiert.
    Zu seiner Zeit, so entsann er sich plötzlich, und diese Erkenntnis kam wie ein alles erhellender Blitz, hatten sich viele Menschen in einen künstlichen Winterschlaf versetzen lassen. Entweder waren sie unheilbar krank und hofften, bei ihrem Wiedererwachen eine weiter fortgeschrittene Medizin vorzufinden, oder sie waren einfach neugierig auf die Zukunft, weil ihnen die Gegenwart nichts mehr zu bieten hatte.
    Und er ...
    Die Erinnerung erlosch so schnell wie sie gekommen war.
    Er sah wieder in das Fach hinein und entdeckte noch einige Gegenstände, die mit Sicherheit für ihn bestimmt waren. Einige Bücher, eine Ledertasche mit handgeschriebenen Blättern, einen verschlossenen Koffer – und eine Waffe.
    Es war die Waffe, die abermals einige Sekunden plötzlicher Erinnerung verursachte.
    Mark Tennan, Wissenschaftler, alleinstehend.
    Eine Welt ohne Zukunft!
    Das Kälteexperiment!
    Aus!
    Er nahm die Pistole und stellte fest, daß sie nicht geladen war. Eine Schachtel mit Munition lag neben dem Etui.
    Es war seine Pistole, was darauf schließen ließ, daß man ihm erlaubt hatte, Gegenstände seines Privatbesitzes mit hinüber ins »Jenseits« zu nehmen.
    Hastig wühlte er weiter. Jeder einzelne Gegenstand konnte ein Stück Erinnerung bedeuten. Jeder konnte ihn ein Stück weiterbringen auf seiner Suche nach der Vergangenheit.
    Er fand das Notizbuch.
    Die Handschrift kam ihm bekannt vor – es mußte seine sein.
    In diesem Augenblick hörte er hinter sich ein Geräusch.
     
    Reglos blieb er stehen und lauschte.
    Auch ohne Erinnerung wußte er, was Gefahr bedeutete. Hinzu kam, daß er sich unsicher und fast wehrlos fühlte, auch wenn er eine Pistole besaß.
    Hastig riß er die Schachtel auf und entnahm ihr eine Handvoll Patronen. Alle anderen Gegenstände warf er in sein Fach zurück und schloß es. Die Pistole in der linken Hand, lief er an der Mauer mit den Fächern entlang, bis er eine
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