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Zwischen Tod und Ewigkeit

Zwischen Tod und Ewigkeit

Titel: Zwischen Tod und Ewigkeit
Autoren: Clark Darlton
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auf die versprochene Rückkehr des Sonnengotts.
    Mark entzündete das Feuer und berichtete von den Termiten. Die Indios kannten sie, und sie fürchteten sie auch. Ihrer Meinung nach wurde die ganze Welt von ihnen beherrscht, denn sie zerrissen jeden, der es wagte, die Tausend-Meter-Grenze zu unterschreiten.
    Am nächsten Tag blieb Sylvia beim Flugzeug, während Mark die Indianer begleitete. Sie führten ihn zu einem Waldgebiet, das durch seine hügelige Grundstruktur unübersichtlich und schlecht begehbar war. Auf einer kleinen Lichtung blieben sie stehen und blickten Mark erwartungsvoll an.
    Mark spürte, daß sie etwas von ihm wollten, aber er hatte nicht die geringste Ahnung, was das sein könnte. Aufmerksam sah er sich um, aber das einzige, was er entdecken konnte, waren zwei fast rechteckige Öffnungen mitten auf der Lichtung.
    Der Anführer der Indios winkte Mark zu und ging zu den Öffnungen, deren Ränder aus Stein oder einem steinähnlichen Material bestanden und keine Fugen aufwiesen. Eine primitive Holzleiter führte in die Tiefe.
    »Hier wohnen wir, hier haben unsere Vorfahren schon immer gewohnt.«
    »Unter der Erde?« vergewisserte sich Mark ungläubig. »Warum denn das? Es gibt doch keine Gefahren auf der Hochebene ...«
    »Wir müssen es tun!« lautete die Antwort.
    Mark folgte dem Anführer in die Tiefe. Er schätzte, daß es ungefähr achtzig Meter waren, die er die Leiter hinabkletterte. Unten empfing ihn das Dämmerlicht brennender Fackeln, die in regelmäßigen Abständen in der Wand des Ganges steckten, der genau nach Westen führte und merklich abfiel.
    »Folge mir, es ist nicht weit«, sagte der Indio.
    Mark sah noch einmal kurz nach oben. Es fiel ihm auf, das der Schacht, durch den sie herabgekommen waren, exakt rechteckig war. Die Indios konnten ihn niemals angelegt haben, auch nicht vor fünfhundert oder tausend Jahren.
    Weiter vorn wurde es heller, obwohl die Anzahl der Fackeln gleich blieb. Nach knapp anderthalb Kilometer erkannte Mark die Ursache: Abermals führten zwei Luftschächte zur Oberfläche empor.
    Der Gang mündete in einer Halle, deren Ausmaße Mark überraschten. Die Decke war mindestens zwanzig Meter hoch. Rechts und links reichte die Querwand etwa zehn Meter, ehe sie auf die Längswände stießen. In fünfzig Meter Entfernung, genau gegenüber, erkannte er die Fortsetzung des Ganges.
    An einem Feuer in der Mitte der Halle, genau unter einem schmalen Entlüftungsschacht, saßen Männer und Frauen. An den Wänden bemerkte Mark primitive Betten und sonstige Einrichtungsgegenstände. Waffen hingen an Haken, daneben Werkzeuge und sonstige Gebrauchsgüter.
    »Hier leben wir«, sagte sein Führer und erklärte seinen Stammesgenossen die Anwesenheit des Fremden. »Hier lebten auch unsere Vorfahren. So war es schon immer.«
    Mark ahnte, daß es wenig Sinn haben würde, ihm die Wahrheit zu erzählen, er würde es doch nicht begreifen. Außerdem bewies die frische, braune Hautfarbe, daß die Indios nicht ständig unter der Oberfläche lebten.
    Er hatte schon damals, im zwanzigsten Jahrhundert, von den gewaltigen unterirdischen Anlagen in Peru und Ecuador gehört. Es war ihm daher klar, daß auch dieser Gang, durch den er gekommen war, unter dem Andenmassiv hindurchführte und – scheinbar sinnlos – im Pazifik endete.
    Die Indios begrüßten Mark mit stolzer Zurückhaltung, aber durchaus freundlich. Ihr Anführer berichtete indessen, was tief unten in der »Ebene des großen Stroms« geschehen war. Als die Männer hörten, daß ein Feuer die Termiten vernichtet habe, vergaßen sie ihren Stolz und brachen in Jubelgeschrei aus, das von den Wänden hallend zurückgeworfen wurde.
    Mark und Sylvia blieben noch zwei Tage die Gäste der Eingeborenen und lernten ihre Gewohnheiten kennen. In den Wäldern gab es jagdbares Wild, so daß sie keinen Hunger litten, und es wurde Mark immer mehr klar, daß sie nur deshalb in der unterirdischen Anlage lebten, weil eine alte Überlieferung es verlangte. Sie waren die Wächter des Reiches in der Tiefe, ohne die wirkliche Ursache zu kennen. Sie waren ein Volk, das auch nach Tausenden von Jahren noch immer das tat, was einst die »Himmelssöhne« ihren Vorfahren aufgetragen hatten. Und sie warteten noch immer auf den Tag, an dem die Himmelssöhne zurückkehrten, die einst diese unglaublichen Anlagen erbaut hatten.
    Kurz vor dem Start nahm der Anführer der Indios Mark noch einmal beiseite.
    »Ich will dir noch den trockenen Brunnen des Sonnengottes
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