Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwei Sommer

Zwei Sommer

Titel: Zwei Sommer
Autoren: Britta Keil
Vom Netzwerk:
ein Häufchen Elend auf der Türschwelle.
    »Isa, jetzt hör mal auf dich so fertigzmachen!« Jule kniet sich vor mich hin und schaut mich mitleidig an. »Mal ehrlich, was macht dieses kleine fiese Detail noch für einen Unterschied? Deine Freundin bist du so oder so los.«
    Ich weiß nicht, wie ich es immer wieder schaffe, diesen Gedanken zu verdrängen.
    Die Tür zu unserem Zimmer wird energisch aufgestoßen.
    »Wie sieht’s aus – El Beso ?« Olli und Pete stehen mit ihren albernen Sombreros in unserem Zimmer. Pete strahlt und hält eine Flasche Sangria in der Hand. Nach den letzten Tagen kann ich dieses Zeug nicht mehr sehen. Kein normaler Mensch kann dieses Zeug jetzt noch sehen!
    Ich drehe mein Gesicht zur Seite, damit Olli nicht sieht, dass ich geweint habe.
    »Hey, muchachos , schon mal was von anklopfen gehört?« Jule schiebt die beiden wieder auf den Flur hinaus.
    Ich setze mich auf unser Bett, höre die drei draußen tuscheln und weiß nicht, was ich tun soll.
    Warum kann ich nicht einfach glücklich mit Olli sein? Was hat es zu bedeuten, dass ich für diesen Sonnenuntergang mit einer Mail von Vanessa bestraft werde? Manchmal habe ich den Eindruck, je schöner es mit Olli wird, umso wacher werden die Erinnerungen an Marie. Und je weniger ich versuche an Marie zu denken, umso weniger bin ich bei Olli. Was ist nur los mit mir?
    » El Beso ?«, fragt Jule, als sie wieder ins Zimmer kommt.
    »Ich hab keine Lust auf viele Leute«, entgegne ich müde vom Heulen und starre in die Fensterscheibe, in der sich meine verquollenen Augen spiegeln.
    Jule tanzt durch eine Parfümwolke. »Komm schon, du kannst dir doch jetzt von der blöden Mail nicht den Abend versauen lassen!«
    »Ich komm nach«, sage ich, ringe mir ein Lächeln ab und gehe ins Bad.
    Ich stehe vorm Spiegel, der von Jules Dusche am Rand noch beschlagen ist. Meine Arme sind schwer wie Blei.
    »Bis gleich!«, höre ich Jule rufen und die Tür ins Schloss fallen.
    Ich schaue mich minutenlang im Spiegel an und versuche mich zu beruhigen. Ich reibe mir die Wimperntusche vom Kinn, von den Wangen, aus den Augenwinkeln.
    »Dass du dir überhaupt noch in die Augen sehen kannst!«, hatte mir Marie am Tag von Luthers Köpfung hinterhergerufen.
    Ja, das kann ich. Minutenlang. Aber das heißt gar nichts.
    Es ist nicht von Bedeutung, sich in die Augen sehen zu können, wenn man doch genau weiß, dass man dafür einem anderen nicht mehr in die Augen sehen kann.
    Ich ziehe meine Lieblingsunterwäsche an, mein Lieblingsoberteil, meinen Lieblingsrock, wie eine Rüstung.
    Ich repariere mein Make-up und atme tief durch. Ich stehe vorm Fenster und betrachte mich in der Scheibe, als Wiebke ins Zimmer kommt.
    Ich habe ja schon länger den Verdacht, dass ihre Schweigsamkeit ansteckend sein könnte. Darum wünsche ich ihr einen schönen Abend, schmeiße mein Bettzeug auf die Ritze zwischen den Matratzen und gehe. Ins El Beso . Zu Olli.
    Ich kann jetzt in etwa nachfühlen, wie viele Strapazen die kleine Meerjungfrau auf sich genommen hat, um bei ihrem Prinzen zu sein.
    Mein Prinz ist betrunken.
    Er steht mit Pete an der Bar, in seiner Hand ein Getränk in giftgrün, das auf den Namen Tallyman’s Shake hört. Er gibt mir einen Kuss, der nach Zitrone schmeckt, haucht mir ein »Wow« ins Ohr, das nach Rum riecht, und sieht mich aus dunklen Piratenaugen an.
    »Edel, edel«, brummt Pete anerkennend und meint damit wohl mich.
    »Das ist mein Mädchen«, sagt Olli und tippt sich den Sombrero mit dem Zeigefinger vom Kopf.
    Er legt die Arme um meine Hüften und beginnt mich zu küssen.
    Ich würde ihn so gern zurückküssen. Ich würde so gern dort sein, wo er ist! Ich hätte gern, dass es meine Lippen sind, die ihn küssen, aber meine Lippen wollen gerade nicht zu mir gehören.
    Ich winde mich sanft aus seiner Umarmung. »Tanzt du mit mir?«, frage ich panisch.
    Olli setzt seinen Sombrero wieder auf und gibt mir einen Handkuss. »Die Dame.«
    Vielleicht wird es ja doch noch ein schöner Abend.
    »Dann wünsch ich mir was!«, sage ich und begebe mich zwischen einem Gewimmel aus tanzenden Leuten zum DJ.
    » Time of my Life ?« Der DJ sieht mich an, als hätte ich sie nicht mehr alle. »Das spiel ich höchstens als Rausschmeißer.«
    Blöd, wenn man aber schon nach fünfzehn Minuten rausgeschmissen werden will. Ich will schon gehen, als der DJ mich mit einem »Hey« und einem gönnerhaften Grinsen daran hindert. »Andererseit s …«
    Ich lächle ihn an.
    »Wenn du dazu tanz t
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher