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Alter König Neuer König - Seelenweishheit im Märchen (German Edition)

Alter König Neuer König - Seelenweishheit im Märchen (German Edition)

Titel: Alter König Neuer König - Seelenweishheit im Märchen (German Edition)
Autoren: Claus Riemann
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1. Vorwort
     
    Die Idee zu diesem Buch kam von innen. Im Februar des Jahres 2007 erwachte ich wie elektrisiert aus einem Traum, in dem ich ein von mir geschriebenes Buch sah. Äußerlich zwar anders als dieses; es schien sehr alt zu sein und war in Leder gebunden. Inhaltlich aber war es identisch. Es ging um Märchen beziehungsweise Märcheninterpretation. Ich schlief nicht mehr in dieser Nacht, zu sehr hielt mich dieser Traum gefangen, und im Morgengrauen war dann das Konzept zu diesem Buch geboren.
     
    Allerdings wäre es wohl nur bei einer schönen Idee geblieben, wäre da nicht meine Tochter Lisa gewesen. Es fügte sich, dass sie im Frühjahr 2007 ihre Ausbildung an der Theaterakademie beendet hatte, also erst einmal frei war. Sie bot mir an, mir beim Schreiben zu helfen. Sie tippt sehr gut und benutzt dabei neun Finger mehr als ich. Wir verbrachten zehn Tage in der Toskana in unserem einsamen Häuschen und später eine knappe Woche in den bayrischen Bergen, dann war das Manuskript so gut wie fertig. Die Zusammenarbeit sah etwa so aus: Ich saß in Raum eins und besprach mein Diktiergerät, Lisa in Raum zwei und tippte die besprochene Kassette ab. Etwa jede halbe Stunde tauschten wir die Kassetten. Oft waren wir fast gleichzeitig fertig und begegneten uns auf dem Weg zwischen Raum eins und zwei. Alles ging verblüffend leicht und fließend, auch weil Lisa mein Wandern zwischen Stress und Trägheit wunderbar ausbalancierte: War ich etwa besessen davon, ein Kapitel unbedingt zu Ende zu schreiben, obwohl ich eigentlich keine Kraft mehr hatte, nahm sie mir das Diktiergerät weg: »Papa, hör jetzt auf zu arbeiten, trink lieber ein Glas Wein!« Saß ich dagegen verträumt vor dem wer-weiß-wievielten Glas Wein, nahm sie mir den Wein weg: »Papa, jetzt arbeite mal wieder!« Als folgsamer Vater akzeptierte ich – meist – beides.
     
    Zur Vorgeschichte: Seit Jahrzehnten findet im Herbst die Tagung der Internationalen Gesellschaft für Tiefenpsychologie in Lindau statt. Ich wurde in den 80er Jahren des Öfteren als Seminarleiter dorthin eingeladen – allerdings ging es um Vorträge über psychologische Astrologie. Sowohl Helmut Remmler, der mich damals nach Lindau einlud, als auch Angela und Theo Seifert, die ich dort kennen lernte, hatten Märcheninterpretationen veröffentlicht. Im Lauf der Jahre entstand eine dauerhafte Freundschaft und ein überaus fruchtbarer geistiger Austausch. Zunächst interessierte mich vor allem die Verbindung von Märchensymbolik und astrologischer Symbolik (siehe mein erstes Buch »Der tiefe Brunnen«, 2003 im Wilhelm Goldmann Verlag, München erschienen). Dann reizte es mich, mit therapeutischer Märchenarbeit zu experimentieren.
     
    Als ich Anfang 1991 mit meinem Freund, dem Kunsttherapeuten Wolfgang Marquardt, beim Italiener saß, entstand die Idee für ein gemeinsames Gruppenprojekt: Märchen und Malen in der Toskana. Wir hatten keinen besonderen therapeutischen Anspruch, nur Lust auf eine gute Zeit an einem schönen Platz mit netten Menschen aus dem Netzwerk. Als die Gruppe zu Ende war, war ich begeistert. Was spielerisch gemeint war, entpuppte sich als so tiefgehend, wie ich es nie vermutet hätte. Seitdem bin ich den Märchen bzw. der Arbeit mit ihnen verfallen. Wie diese Arbeit gehen kann, beschreibe ich im vierten Kapitel. Ich wünsche jedem Leser viel Experimentierfreude und die Bereitschaft, sich der »Hebammenwirkung« dieser zeitlos wahren Geschichten zu überlassen.
     
    Seit 1991 leite ich mit immer noch gleich bleibender Freude Märchenabende oder längere Seminare, in denen Märchenarbeit von zentraler Bedeutung ist, sei es auf unserem Bauernhof in Niederbayern oder in toskanischen Seminarhäusern.
     
    Dieses Buch ist eine Kombination aus Kopf- und Seelennahrung, wobei mir Zweiteres wichtiger ist. Wer eine »korrekte« Deutung der Geschichten von Anfang bis Ende erwartet, dürfte enttäuscht werden. In den ersten Jahren meiner Märchenarbeit erschien es mir wichtig, eine Geschichte von Anfang bis Ende durchzuanalysieren. Heute neige ich eher dazu, vieles offen zu lassen, eine Geschichte nicht »kaputt zu deuten«, dafür dem Hörer oder Leser mehr Spielraum für seine eigene Interpretation zu lassen. Wie verschieden wird von unterschiedlichen Autoren oft dasselbe Märchen interpretiert – und wie rechthaberisch! Die Deutungsversuche in diesem Buch sind aus der praktischen Arbeit mit Gruppen entstanden, andere Sichtweisen sind hochwillkommen.
     
    Als das Manuskript so
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