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Zwei auf Achse

Zwei auf Achse

Titel: Zwei auf Achse
Autoren: Werner Schrader
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sie in der Ferne die Alpen auftauchen.
    „Kannst du Schi laufen?“ fragte Lutz.
    „Nee“, antwortete Joachim, „aber das ist bestimmt keine große Kunst. Wer Schlittschuh laufen kann, macht das doch mit links. Ich wette, daß ich abzische wie Rosi Mittermayer, wenn ich die Dinger nur ‘ne halbe Stunde unter den Füßen gehabt habe.“
    Die Sonne kletterte immer höher.
    „Noch ‘ne halbe Stunde“, sagte Joachim nach einem Blick auf seine Uhr. „Gott sei Dank! Ich hab’ nämlich einen Mordskohldampf. Ist ja klar, daß wir erst mal anständig frühstücken, bevor wir uns auf die Suche nach deinem Vater machen. Fünf, sechs Brötchen hau’ ich glatt weg, ‘nen Ring Gekochte dazu und ‘ne Flasche Cola. Mit hungrigem Magen siehste irgendwie belämmert aus, dann merkt gleich jeder, daß was mit dir nicht in Ordnung ist.“
    „Eine Scheibe Sülze wäre auch nicht schlecht“, sagte Lutz.
    „Ja“, stimmte Joachim zu, „die schmeckt mir auch. Ich mag sie am liebsten mit ‘nem Klacks Senf drauf oder mit Meerrettich, diesem weißen Zeugs aus der Tube, weißte? Pikant sag’ ich dir! Nur darfste dir nicht zuviel davon ‘raufhauen, sonst zieht’s dir durch die Nase bis ins Gehirn.“
    Lutz nickte.
    „Weiß ich“, sagte er. „Als ich noch kleiner war, hab’ ich mal einen ganzen Eßlöffel voll gegessen, ohne Brot, nur so, ich wollte mal wissen, wie das schmeckt. Da sind mir die Tränen literweise aus den Augen geschossen, kann ich dir sagen, und ich hab’ ein paar Jahre lang einen großen Bogen um jede Meerrettichtube gemacht.“
    Joachim grinste.
    „Dabei fällt mir ein Witz ein“, sagte er. „Paß auf! Zwei Indianer kommen zum erstenmal in ihrem Leben in ein Restaurant, setzen sich hin und bestellen was zu essen. Während sie auf ihre Suppe oder ihr Steak warten, fällt ihnen der Senftopf auf, der da vor ihnen auf dem Tisch steht. Natürlich sind sie neugierig, wie sich sowas essen läßt, und möchten gern mal davon naschen. Sie drucksen eine Weile herum, schließlich überwindet sich der eine, taucht den Löffel ein und schluckt so’ne richtige Riesenportion ‘runter. Im selben Moment, ist ja klar, läuft ihm das Wasser aus den Augen wie aus ‘ner Gießkanne. Der andere sieht das und fragt ahnungslos: Warum weint mein roter Bruder denn? Ich weine um die Gefallenen in der Schlacht am Red River, antwortet der erste. Da nimmt der andere auch einen Löffel voll Senf und mampft ihn ‘runter. Natürlich steht ihm auch sofort ein halber Ozean in den Augen. Da grinst der erste schadenfroh und fragt hinterhältig: Und warum weinst du, mein roter Bruder? Der andere guckt ihn böse an und antwortet: Ich weine, weil du Hund nicht auch am Red River gefallen bist!“
    Lutz lachte.
    „Das ist ein klasse Witz“, sagte er, „ehrlich, der ist Spitze. Kein bißchen Schweinerei dabei, und man kann doch darüber lachen.“
    „Och“, rief Joachim, „ich kenn’ auch andere. Paß auf, da ging mal eine Frau zum Arzt...“
    „Moment!“ unterbrach Lutz, „ich muß dringend auf den Lokus, sonst mach’ ich in die Hose.“
    „Du bringst mich auf einen Gedanken“, rief Joachim. „Jetzt weiß ich wieder, was ich schon seit ‘ner halben Stunde wollte. Ich steig’ links aus und du rechts, und dann pinkeln wir in die Landschaft. Aber schön mit dem Fahrtwind, du, sonst kommt alles postwendend zurück.“
    Als sie wieder im Wagen saßen, sagte Lutz: „Eigentlich ist es doch eine Schweinerei, daß die Leute im Zug einfach so auf die Schienen kacken. Ich glaube, wenn man zu Fuß neben den Geleisen herginge, müßte man sich direkt so ‘ne Art Nasenklammer aufsetzen, weil’s da so stinkt. Ist doch klar, daß da auf jeder dritten Schwelle ein Haufen liegt. Und wenn ich mir vorstelle, daß manche Leute auch Durchfall haben...!“
    Joachim schüttelte den Kopf.
    „Klarer Fall von Irrtum“, sagte er. „Was da aus dem Rohr herauskommt, zerbröselt sofort, das findest du überhaupt nicht wieder.“
    „Wie das wohl bei den Flugzeugen ist?“ fragte Lutz. „Ob sie da die Sachen auch so freiweg ‘runterkippen?“
    „Nee, da gibt es, glaub’ ich, große Eimer mit irgendwelchen Chemikalien drin, die auf den Flugplätzen geleert werden. Aber jetzt Ende der Durchsage, wir sind gleich da und müssen uns fertigmachen! Alles mitnehmen, nichts liegenlassen! Ein geübter Spurenleser kann daraus gleich gefährliche Schlüsse ziehen. So, alles klar? Verflixt, ich muß ja noch meine Schuhe anziehen! Und nun Kopf an die
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