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Zwei auf Achse

Zwei auf Achse

Titel: Zwei auf Achse
Autoren: Werner Schrader
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sicher?“
    „Klar!“
    „Ist deine Uhr auch nicht stehengeblieben?“
    „Nee, sie tickt ganz deutlich. Hier, hör doch!“
    „Na, dann hau’ dich man getrost wieder aufs Ohr. Nach Fahrplan läuft der Zug erst um 8 Uhr 11 in München ein. Dies hier ist bestimmt Würzburg.“
    „Ob ich mal vorsichtig aus dem Fenster gucke?“
    „Auf keinen Fall! Erst wenn er fährt! Wenn wir nämlich heil hier ‘rauskommen, haben wir’s geschafft, dann hält der Zug nicht mehr bis München.“
    Sie hörten die Pfeife des Zugführers, es ruckte, der Auto-Traum-Expreß rollte weiter.
    „So“, rief Joachim, „nun kann uns nichts mehr passieren.“ Er richtete sich vorsichtig auf und blickte aus dem Fenster. „Ja, es ist Würzburg. Noch drei Stunden, und wir sind da.“
    Lutz wagte ebenfalls einen Blick hinaus.
    „Wie machen wir es bloß, wenn wir aussteigen wollen?“ fragte er. „In München wird es noch heller sein als hier, da kann uns doch jeder sehen, wenn wir auf den Bahnsteig springen!“
    „Kein Problem!“ rief Joachim. „Wir verlassen unser Luxus-Abteil an der verkehrten Seite, laufen über das Nachbargleis auf den andern Bahnsteig und verschwinden sofort im Gedränge.“
    „Und wenn auf dem Nachbargleis zufällig auch ein Zug steht?“
    „Na, Mensch, dann ist es noch besser, weil uns dann niemand sehen kann! In diesem Fall laufen wir um unsern Waggon herum und tauchen auf dem richtigen Bahnsteig ans Licht.“
    Lutz knabberte auf seiner Unterlippe.
    „Bei dir klingt das so selbstverständlich, als ob du es schon hundertmal gemacht hättest“, sagte er bewundernd. „Hab’ ich auch, mein Lieber“, rief Joachim, „in Gedanken! Ich hab’ nämlich ‘nen gehäuften Eßlöffel voll Phantasie mit auf die Welt gekriegt, weißt du, von meiner Mutter wahrscheinlich, und kann mir darum die ganze Sache haargenau vorstellen, mit allen Einzelheiten. Bis jetzt ist alles so gelaufen, wie ich es vorausgesehen habe. Und deshalb gibt es keinen Grund, daß wir uns aus Angst vor München graue Haare wachsen lassen. Also Schluß damit und Schwamm drüber! Machen wir uns lieber einen Schlachtplan, wie wir deine verschiedenen Väter aufspüren wollen. Die Adressen hast du doch bestimmt nicht, wie ich dich kenne?“
    „Nee, natürlich nicht“, gab Lutz zu. „Aber die kann man sich ja beschaffen, wenn man die Namen weiß.“
    Joachim nickte.
    „Na klar, kann man das!“ sagte er. „Aber es ist verdammt umständlich. Man muß sich nämlich ans Einwohnermeldeamt wenden. Und die Leute da können unter Umständen ein paar dumme Fragen abschießen, wie alle Behördenmenschen. Und wenn du dann nicht aufpaßt und dir nicht gleich eine passende Antwort einfällt, liegste schon auf der Nase.“
    „Wir brauchen ihnen ja nicht zu erzählen, daß wir zu meinem Vater wollen“, schlug Lutz vor. „Wir sagen einfach, der Mann, den wir suchen, sei unser Nachbar gewesen, und wir wüßten nicht genau, wo er nun wohnt.“ Joachim schüttelte den Kopf.
    „Nee, nee, die Nummer zieht nicht. Damit fällste rein. Die sehn doch aus den Akten ganz genau, wie lange der Mann schon in München wohnt, und ob er überhaupt euer Nachbar gewesen sein kann! Da ist es schon besser, wir schenken den Leuten reinen Wein ein, fast reinen Wein, wollen wir mal sagen, und machen ihnen klar, daß deine Mutter ihren Verflossenen sucht. Sie sei gerade mal hier in München, mit der ganzen Familie, Mann und Kindern und so, und wolle nur mal sehen, was aus ihrem ehemaligen Verlobten geworden ist. Das klingt glaubhaft, daraus kann uns niemand einen Strick drehen. Und es haut auch mit dem Alter hin. Wenn wir uns alles nur aus den Fingern saugen, tischen sie uns vielleicht so einen ausrangierten Opa auf, der unmöglich dein Vater sein kann.“
    „Hm“, sagte Lutz nachdenklich, „und wenn sie wissen wollen, warum meine Mutter nicht selber kommt, um sich nach ihrem Verlobten zu erkundigen?“
    „Na, Mensch, das ist ‘ne Frage!“ rief Joachim. „Weil sie keinen Parkplatz gefunden hat natürlich und so lange durch die Stadt kurvt, bis wir mit der Adresse am Straßenrand stehen.“
    „Ob sie uns das abnehmen?“
    „Das müssen sie uns abnehmen! Ist doch weltweit bekannt, daß man in einer fremden Stadt so gut wie nie einen Parkplatz auftreiben kann. Also verlaß dich ganz auf mich, ich werde das Kind schon schaukeln.“
    Der Zug überquerte die Donau. Die Jungen ließen die Liegesitze hochschnellen und blickten auf den Fluß hinunter. Eine halbe Stunde später sahen
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