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Das Rätsel des Orakels - Die Zeitdetektive ; 8

Das Rätsel des Orakels - Die Zeitdetektive ; 8

Titel: Das Rätsel des Orakels - Die Zeitdetektive ; 8
Autoren: Ravensburger
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Eine Welt ohne Licht

Eine Welt ohne Licht
    Julian schloss die Augen. Warum nur hatte er sich breitschlagen lassen, warum war er in dieses Gefährt gestiegen, das geradewegs in den endlos blauen Himmel über Siebenthann zu rasen schien? Doch jetzt konnte er nicht mehr zurück. Ein massiver Bügel aus Metall drückte ihn in seinen Sitz. Julians Hände schlossen sich fest um diese Stange. Der Wagen, in dem er saß, rumpelte über eine Unebenheit und der Wind zerrte an seinen Haaren. Julian schluckte.
    „Na, alles klar?“, rief Kim, die neben ihm in der Achterbahn saß.
    Julian nickte angestrengt.
    „Mach die Augen auf, wir haben eine tolle Sicht auf Siebenthann!“, schrie Kim begeistert. „Ach, ich liebe Achterbahnfahren!“
    „Ich auch!“, brüllte Leon, der hinter den beiden saß. „Jetzt sind wir gleich ganz oben!“
    Julian wagte es, ein Auge zu öffnen. Er schaute auf das Jahrmarktsgelände mit dem Riesenrad und der Wasserbahn, erhaschte einen Blick auf das alte Bartholomäuskloster und die Stadtmauer, er sah ihre Schule, den Sportplatz, das Schwimmbad … Dann schien der Zug urplötzlich ins Nichts zu fallen. Julian schrie auf, während er in einem Höllentempo in eine Senke schoss. Schon ging es wieder bergauf, sie jagten auf den nächsten Gipfel aus Stahl zu – und Julian war sich sicher, dass der Zug auf der Kuppe abheben und geradewegs durch das Riesenrad fliegen würde wie eine Raubkatze, die durch einen Ring springt. Doch er nahm eine halsbrecherische Kurve, drehte sich in einer Spirale mehrfach um die eigene Achse, sauste eine weitere Anhöhe hinauf und stürzte sich dann in einen Looping. Nun folgte eine längere Gerade, dann wieder eine scharfe Kurve, hinter der die Umrisse des Kassenhäuschens auftauchten. Eine Bremse jaulte auf und der Zug wurde so abrupt abgebremst, dass Julians Kopf nach vorn flog. Endlich stand der Höllenzug. Es zischte, und Julian konnte den Sicherheitsbügel nach oben drücken. Er atmete einmal tief durch und sprang aus dem Wagen.
    „Noch mal!“, rief Leon vergnügt.
    Julian tippte sich an die Stirn. „Ne, mir reicht’s.“ Er war froh, die Fahrt heil überstanden zu haben, und würde um nichts in der Welt noch einmal einen Fuß in die Achterbahn setzen. „Außerdem habe ich kaum noch Geld!“, fügte er hinzu.
    „Geht mir auch so“, sagte Kim. „So’n Mist, dass die Achterbahn immer so teuer ist!“
    Die drei Freunde begannen, über den Jahrmarkt zu schlendern, der jedes Jahr im Juni in dem mittelalterlichen Städtchen Siebenthann stattfand.
    An einem Stand mit Süßigkeiten kaufte Kim sich Zuckerwatte. Julian entschied sich für einen Paradiesapfel, Leon für eine mit Schokolade überzogene Banane.
    „Seht mal da drüben“, sagte Kim und deutete auf einen kleinen Wohnwagen, der dunkelblau gestrichen und mit einer Kristallkugel verziert war. Er kauerte unscheinbar zwischen einem glitzernden Autoskooter und einer riesigen Losbude. „Ein Blick in die Zukunft – fragen Sie Fatima“ stand in goldenen Buchstaben auf einem Schild neben der Tür.
    „Eine Wahrsagerin.“ Leon grinste. „Jemand, der in die Zukunft schaut oder dir aus der Hand liest. Dass es so was überhaupt noch gibt …“
    „Warum denn nicht?“, fragte Kim. „Ich finde das so richtig schön altmodisch.“
    „Wer glaubt denn schon an so was?“, erwiderte Leon.
    Gerade stieg ein Mädchen die vier Stufen zum Eingang hinauf und klopfte an die Tür.
    Kim sah Leon herausfordernd an. „Na, siehst du?“
    Leon schüttelte nur den Kopf und biss in seine Banane.
    „Früher hatte die Wahrsagerei einen höheren Stellenwert“, meldete sich Julian zu Wort. „Denkt nur an das Orakel von Delphi im antiken Griechenland!“
    Leon winkte ab. „Ach, das war bestimmt genauso ein Hokuspokus wie heute“, sagte er geringschätzig.
    „Na ja“, widersprach Julian. „Immerhin haben damals sogar Könige den Sprüchen des Orakels vertraut!“
    Kim sah ihn interessiert an. „Echt?“
    „Klar“, entgegnete Julian. „Irgendwo habe ich mal gelesen, dass selbst Alexander der Große auf das Orakel gehört hat.“
    Leon verdrehte die Augen. „Also, das kann ich mir nun wirklich nicht vorstellen! Alexander der Große war doch nicht nur ein großer Feldherr, sondern bestimmt auch so gebildet, dass er sich nicht von einem solchen Blödsinn beeinflussen ließ.“
    „Warum überprüfen wir das nicht einfach?“, fragte Kim. „Geld für die Achterbahn haben wir sowieso keins mehr – und der Tag hat gerade erst
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