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In goldenen Ketten

In goldenen Ketten

Titel: In goldenen Ketten
Autoren: Carter Brown
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ERSTES KAPITEL
     
    I n ihrem Aufzug gehörte sie
eigentlich auf das Deck einer Jacht irgendwo in der Karibischen See, in der
heißen Sonne bratend, einen eiskalten Daiquiri lässig
in der Hand. Ihr eng anliegendes seidenes Minikleid erstrahlte in spektakulären
Farbtönen, und die dazu passende Kapuze verhüllte den größten Teil ihres
blondgestreiften Haares. Sie ging so schnell, als ob alle Höllenhunde nach
ihren Fersen schnappten, und ich hatte Mühe, mit ihr Schritt zu halten. »Mal
sachte«, brummte ich. »Von mir aus kann mich der Schlag auch in Schlips und
Kragen treffen, aber muß das hier mitten im Stellar-Filmgelände sein?«
    »Entschuldigen Sie, Mr. Holman «, sagte sie, »aber Ray hat heute
vormittag einen sehr gedrängten Fahrplan.«
    »Ein Filmstar ist wie der
andere«, erklärte ich. ihr. »Ich wette, selbst der diesjährige Akademiepreisgewinner
unterscheidet sich in nichts vom Rest. Nichts als ein Haufen Eitelkeit zwischen
beiden Ohren, und Jacketkronen, die so weiß blitzen, daß man jedesmal eine dunkle Brille aufsetzen muß, wenn er lächelt.
Warum soll ich mir also die Beine aus dem Leib rennen, um Raymond Paxton kennenzulernen, wenn ich Gelegenheit habe, mit
seiner schönen Sekretärin zu flirten?«
    Eva Baer blieb plötzlich stehen
und wandte sich mir zu. Ihre großen, saphirblauen Augen funkelten, und ihre
vollen Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln. Dann ließ sie langsam
die Hände über ihre runden Hüften gleiten, so daß sich die dünne Seide um ihren
Körper straffte und der herausfordernde Schwung ihrer Brüste sich wie bei einer
Skulptur in allen Details abzeichnete. »Herrjemine!« Ihre Stimme persiflierte
mit Vollkommenheit die atemlose Heiserkeit eines Starlets. »Sie sagen einem
Mädchen ja wirklich die romantischsten Dinge, Mr. Holman !«
    » Paxton hat natürlich ein Team von Drehbuchautoren, die ihm helfen. Ich dagegen muß
mich persönlich um meine Dialoge bemühen.«
    »Damit Sie reinkommen, können
Sie mir ja sagen, ich sei schön und sexy«, schlug sie vor.
    »Sie sind schön und sexy«,
sagte ich.
    »Ich weiß es.« Sie schlug
wieder ihre schnelle Gangart an. »Ich weiß außerdem, daß Sie Rick Holman sind, der Nothelfer in allen Lebenslagen, der sich
diskret der Indiskretionen großer Tiere in der Filmindustrie annimmt. Ray hat
mir nicht erzählt, warum er Sie sprechen möchte, und das beunruhigt mich
zugegebenermaßen. Aber doch nicht so sehr, daß ich mit Ihnen ins Bett hüpfen
werde, nur um es rauszukriegen.«
    »Na ja«, ich zuckte die
Schultern. »Niemand kann behaupten, unsere Beziehung sei nicht angenehm — wenn
auch kurz — gewesen.«
    »Es war nicht persönlich
gemeint«, sagte sie gelassen. »Ich habe nur vor langer Zeit Vater Baer
geschworen, nicht wegen nichts und wieder nichts mit einem Mann zu schlafen.«
    »Wieder mal mein Pech, auf ein
goldgelocktes Mädchen zu treffen, das nicht einmal eine Schüssel Brei mit mir ißt , geschweige denn in meinem Bett schläft«, stöhnte ich.
    Der Bursche, der vor der
prachtvollen Garderobe stand, war gebaut wie ein Tank. Als wir auf ihn
zutraten, blickte er mich von oben bis unten an, als sei ich etwas, das mit
einem Druck auf den Knopf einer Insektenvertilgungsflasche ins Jenseits
befördert gehöre.
    »Schon gut, Frank«, sagte Eva
schnell. »Mr. Holman wird erwartet.« Sie wandte sich
mir mit beinahe flehendem Gesicht zu. »Gehen Sie hinein, Mr. Holman , und — bitte! — spielen Sie Ray gegenüber nicht allzusehr den Zyniker. Unter seiner rauhen Schale ist er nämlich ein sehr sensibler Mensch.«
    »Ich wollte, Sie wären das
auch«, sagte ich betrübt.
    Paxton stand im Wohnwagen vor dem bis
zur Decke reichenden Spiegel, lediglich mit Boxer-Shorts bekleidet, eine
Zigarette in der einen und ein Glas Champagner in der anderen Hand. Er war
etwas über mittelgroß, aber durch seine breiten Schultern und den mächtigen
Brustkasten wirkte er kleiner. Er trug sein glänzendes, schwarzes Haar lang,
und es rollte sich ungefähr fünf Zentimeter dick im Nacken. Der dazu gehörende
üppige Schnurrbart hätte einen Pancho Villa zufriedengestellt, so tief hing er
herab. Seine dunkelgrauen Augen blitzten vor Vitalität, und er schien von einer
Aura von Selbstvertrauen umgeben. Er vermittelte mir das Gefühl, als betrachte
er die Welt als seine Auster, weil er sie so geschaffen hatte, eine Welt, an
der niemand je etwas ändern dürfe.
    »Freut mich, daß Sie kommen
konnten, Holman .« Seine Stimme war von
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