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In goldenen Ketten

In goldenen Ketten

Titel: In goldenen Ketten
Autoren: Carter Brown
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Sanatoriums holte
die beiden ab, nachdem sie schwere Beruhigungsmittel bekommen hatte. Infolge
eines kleineren Wunders hatte die Schere nicht Mitfords Lunge durchstoßen, er
brauchte bloß genäht zu werden. Ich fuhr eine Woche später mit einem der
Studioanwälte zu ihm. Für zwanzigtausend Dollar Unterzeichnete Mitford einen
ganzen Stapel Papiere, gab zu, daß er sich die Wunde selbst beigebracht habe,
und versprach, von nun an von Carmen wegzubleiben. Er wurde zwei Wochen später
entlassen, und ich habe seither nichts mehr von ihm gehört.«
    »Wer kam auf die Idee, Carmen
in dem Sanatorium unter Beobachtung zu halten?«
    »Mein Psychoanalytiker. Gerry
fand, sie bedürfe dringend einer psychotherapeutischen Behandlung, und zwar
einer ausgiebigen. Alles schien zu klappen — bis gestern
abend .
    »Wo ist das Sanatorium?« fragte
ich.
    »Es liegt hoch oben am Rand
eines Cañon in den Bergen, am Ende einer ungeteerten Straße, die so aussieht, als führe sie ins
Nichts. Ideal gelegen! Und ich wette, Sie kämen nie auf die Idee, daß das Ganze
>Schönblick-Sanatorium< heißt.«
    »Wer leitet das Sanatorium?«
    »Dr. Dedini .«
    »Vermutlich ist es das beste , dort anzufangen«, sagte ich. »Haben Sie eine Ahnung,
wohin Ihre Schwester gegangen sein kann, nachdem sie ausgebrochen ist?«
    »Nicht in meine Richtung,
soviel ist sicher. Sie hätte gewußt, daß ich sie sofort wieder in das
Sanatorium gesteckt hätte.« Er zuckte flüchtig die Schultern. »Der
wahrscheinlichste Tip ist ihre Freundin Jackie
Erikson.«
    »Wie steht’s mit Mitford?«
    »Hoffentlich nicht«, flüsterte
er.
    »Ich werde ein paar Adressen
brauchen«, sagte ich.
    »Ich habe sie bereits für Sie
aufgeschrieben und auch meine Geheimnummer.« Er öffnete die oberste Schublade
seiner Toilettenkommode, nahm ein Blatt Briefpapier heraus und gab es mir. »Sie
sehen, ich habe Ihnen auch die Nummer meines Psychoanalytikers aufgeschrieben —
Gerry Shoemaker — , nur für den Fall, daß Sie seinen — äh — fachmännischen Rat
brauchen.«
    »Eines muß man Ihnen lassen, Paxton «, knurrte ich, »Sie wissen wirklich, wie man das
Selbstvertrauen eines Menschen stärkt!« Ich überflog die Liste, die er mir eben
gegeben hatte. »Was ist mit Tyler Warren, ihrem Ehemaligen?«
    »Er wäre der letzte Mensch auf
Erden, den sie im Augenblick zu sehen wünschte«, fauchte er.
    »Woher wollen Sie wissen, was
im Augenblick in ihr vorgeht?« fragte ich kalt.
    »Als letztes habe ich von ihm
gehört, daß er in das Haus seines alten Herrn in den Palisades zurückgezogen ist. Vermutlich können Sie die Adresse im Telefonbuch finden.« Er
betrachtete mich finster und durchdringend. »Sie haben doch nicht etwa vor, in
Los Angeles herumzurennen und Gott und der Welt zu erzählen, was mit meiner
Schwester passiert ist?«
    »Ich habe es nie mit dem
Herumrennen gehabt«, sagte ich müde. »Deshalb habe ich daran gedacht, eine
seitengroße Anzeige in Variety aufzugeben, in
der ich formell mitteile, daß Raymond Paxtons Schwester aus dem Sanatorium ausgebrochen ist.«
    »Okay, Entschuldigung.« Das
Wort kostete ihn offensichtlich Überwindung. »Vermutlich wissen Sie am besten,
wie Sie die Sache anpacken.«
    »Tausend Dank«, brummte ich.
    »Geld«, sagte er in einem Ton,
als ob er das Wort eben erst erfunden hätte. »Brauchen Sie jetzt gleich etwas?«
    »Das wäre der zweite Fehler«,
sagte ich. »Der erste war, überhaupt diesen Wohnwagen zu betreten.«
    »Wissen Sie was?« Er fletschte
die Zähne. »Je besser ich Sie kennenlerne, desto weniger leid tut mir die
Ohrfeige.«
    »Polieren Sie Ihren Oscar schön
weiter«, sagte ich verächtlich. »Solange Sie den haben, besteht kein Zwang, den
liebenswerten Sauhund zu spielen.« Ich stellte mein Glas auf das Barschränkchen
und ging zur Tür. »Wenn ich was Neues erfahre, werde ich es wissen lassen.«
    Er nickte kurz, drehte mir den
Rücken zu und betrachtete sein Bild im Spiegel. Ich widerstand dem Impuls, ihm
einen Tritt auf die Sitzfläche seiner Boxershorts zu geben; denn was immer das
auch bewirkt hätte, sein Selbstbewußtsein hätte es
nicht beeinträchtigt. Die Eitelkeit eines Schauspielers ist unverletzbar,
erinnerte ich mich, und sie erschüttern zu wollen, bewirkt genausoviel ,
wie den Mond anzubellen. Der Leibwächter ließ mir ein routinemäßig
unfreundliches Stirnrunzeln zukommen, als ich an ihm vorbei auf Eva Baer
zuging. Sie warf, als ich mich ihr näherte, einen Blick auf ihre Armbanduhr und
lächelte dann ein
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