Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
Die Outislander waren schon immer Piraten gewesen. In den Jahren vor dem Krieg der Roten Schiffe gab es immer wieder Überfälle. Einzelne Schiffe, geführt vom Kaempra eines Clans, schlugen unvermittelt zu, raubten Vieh und Ernte und nahmen gelegentlich auch Gefangene. Die meisten dieser Angriffe waren gegen Beams gerichtet, und die Menschen dort schienen sie genauso zu genießen wie Shoaks die Grenzkämpfe mit Chalced. Der Herzog von Beams war mit der Situation offenbar zufrieden und beschwerte sich nur selten darüber.
    Doch mit dem Auftauchen der Roten Schiffe des Kebal Raubart änderten sich die Spielregeln. Plötzlich kamen die Schiffe in Gruppen, und ihre Besatzungen schienen nur noch vergewaltigen und zerstören zu wollen, anstatt sich rasch das ein oder andere anzueignen. Sie vernichteten, was sie nicht mitnehmen konnten, töteten die Herden und verbrannten das Getreide auf den Feldern und in den Scheunen. Sie töteten selbst jene, die ihnen keinen Widerstand leisteten. Ein neues Übel manifestierte sich in diesen Überfällen, ein Übel, das sich nicht nur am Diebstahl erfreute, sondern an Tod und Zerstörung.
    Zu dieser Zeit wussten wir noch nichts vom Einfluss der Bleichen Frau auf Kebal Raubart.
    Fedwrens Geschichte des Kriegs der Roten Schiffe

    Als wir am Morgen an den Rand des Loches traten, das wir gegraben hatten, stöhnten Sieber und ich. Dann machten wir uns an die Arbeit und warfen den Schnee hinaus, der über Nacht die Ausschachtung vom vorherigen Tag zur Hälfte gefüllt hatte. Zwar war dieser Schnee locker, die Arbeit jedoch nicht wenig frustrierend. Es war, als würden wir Federn schaufeln, und die Hälfte von dem, was wir auf unsere Schaufeln packten, wurde wieder in die Grube geweht. So war es fast Mittag, als wir endlich wieder dort angelangt waren, wo wir am Tag zuvor aufgehört hatten. Dann holten wir wieder die Spitzhacken, schlugen Eis und schaufelten es hinaus.
    Zuerst taten mir die Knochen weh, und schließlich schmerzten mich noch ganz andere Stellen. In jener Nacht sank ich erschöpft in den Schlaf, zu tief, als dass ich hätte träumen können. Wind war wieder aufgekommen. Er wehte nun jede Nacht, und jeden Morgen begann unsere Arbeit damit, den neuen Schnee wegzuschaufeln. Dennoch kamen wir langsam, aber sicher voran, und das Loch wurde immer tiefer. Als wir das Eis nicht länger hinauswerfen konnten, bauten wir eine Rampe. Wir schaufelten das Eis auf Schlitten, die dann zwei Männer aus der Gruppe zogen und oben leerten. Die Arbeit war mehr als mühselig. Und am Boden der Grube fanden wir keine Spur des Drachen, schlimmer noch: Ich fühlte ihn mit der Alten Macht nun schwächer, nicht stärker.
    Die Arbeitstruppe wuchs nach dem ersten Tag. Unser erster neuer Arbeiter war Prinz Pflichtgetreu, der die Ärmel hochkrempelte und sich eine Spitzhacke schnappte. Chade wiederum beschränkte sich darauf, die Aufsicht zu führen. Er erinnerte mich an Gentils Katze, die am Rand der Grube kauerte und uns mit überlegenem Desinteresse beobachtete.
    Als die Narcheska in die Grube hinabstieg, hielt Pflichtgetreu in seiner Arbeit inne, um sie davor zu warnen, dass herumfliegende Eissplitter von seiner Spitzhacke sie verletzen könnten. Sie warf ihm ein seltsames Lächeln zu, zwischen traurig und kokett, und entgegnete, dass er lieber auf die Splitter aufpassen solle, die sie aufwirbele. Und dann machte sie sich neben ihm an die Arbeit und schwang die Spitzhacke mit dem Geschick eines Mädchens vom Lande. »Sie hat immer dabei geholfen, die Steine aus der Erde zu holen, wenn wir im Frühjahr neue Felder für die Aussaat vorbereitet haben«, bemerkte Peottre. Ich drehte mich um und sah, wie er sie mit einer Mischung aus Stolz und Kummer betrachtete. Dann drehte er sich zu mir um. »Komm, gib mir mal deine Schaufel für eine Weile, und ruh dich aus.«
    Ich erkannte, was er damit im Sinn hatte, und überließ ihm mein Werkzeug. Danach arbeiteten die Narcheska und Peottre Seite an Seite mit uns, wobei Peottre peinlich genau darauf achtete, sich nie allzu weit von seinem Schützling zu entfernen, während sich die Narcheska wiederum nie allzu weit vom Prinzen entfernte. Es war das erste Mal seit Tagen, dass Elliania sich Pflichtgetreu gegenüber warmherzig zeigte, und das schien ihn zu ermutigen. Leise sprachen sie zwischen den einzelnen Schlägen der Spitzhacken miteinander, und Pausen machten sie gemeinsam. Peottre behielt sie dabei ständig im Auge, manchmal missbilligend und manchmal wehmütig.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher