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Angst vor dem zweiten Anfang: turbulante Familiengeschichte (German Edition)

Angst vor dem zweiten Anfang: turbulante Familiengeschichte (German Edition)

Titel: Angst vor dem zweiten Anfang: turbulante Familiengeschichte (German Edition)
Autoren: I. Albrecht
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       ANGST
    VOR DEN ZWEITEN ANFANG

 
                                Turbulente Familiengeschichte

 
 
 
                                           I. Albrecht

 
 
 
 
 
 
 
                                                           .
                                            1.
    Johannes Kluger parkte direkt vor dem großen, heruntergekommenen Haus und seufzte. Die Vorderseite des alten Hauses war taubenblau. Die Fensterläden zierte ein scheußliches dunkelblau. Die Verandasäulen waren himmelblau. Das Ganze machte einen ungepflegten Eindruck, und er musste es wissen. Er war einer der besten Gutachter der Gegend.
    Er warf einen Blick auf den Brief, der neben ihm auf dem Sitz lag, und seine Stirnfalten vertieften sich. Es lag kein Irrtum vor. Das hier war die Adresse, die sein Freund und Kollege ihm gegeben hatte.
    Das Haus gehörte einer Witwe mit drei Kindern. Sie war Kinderbuchautorin und arbeitete von zu Hause aus. Sanna Altmann war fünfunddreißig und sollte sehr attraktiv sein, hatte Rolf Schneider noch gesagt.
    Er seufzte und plötzlich musste er an die Frau denken, mit der er vor zwei Monaten in Berlin eine Nacht verbracht hatte. Er wusste nur ihren Vornamen. Sanna hatte sie gesagt, mehr wusste er nicht von ihr.
    Es war eine tolle Nacht gewesen, und als er an jenem Morgen aus dem Bad gekommen und das Bett leer vorgefunden hatte, hatte er sich gefragt, ob er den Verstand verloren und sich die Nacht mit dieser Sanna nur eingebildet hatte. Sie war alles gewesen, wovon ein Mann träumte: gebildet, mondän, sexy. Schon auf den ersten Blick hatte er gewusst, dass sie etwas Besonderes war. Als ihre Blicke sich trafen, hatte er das Gefühl gehabt, jemand habe ein Feuer in ihm entzündet. Schnell war er durch die überfüllte Hotellobby gegangen, wo er als Gastredner bei einer Preisverleihung gewesen war, und hatte sie zum Tanzen aufgefordert.

 
    Erst hatte sie gezögert, dann ja gesagt, und er hatte sie in den Speisesaal geführt, wo leise Musik spielte.
    Nach drei langsamen Tänzen hatte er es nicht mehr ausgehalten. Alles an ihr machte ihn verrückt. Wie sie sich in seinen Armen anfühlte, der verführerische Duft ihres Parfüms, wie sie den Atem anhielt, wenn ihre Blicke sich trafen. Mochte es Schicksal, Bestimmung oder einfach Dummheit sein, schließlich schrieb man das Jahr 2013, aber es endete damit, dass er ein Zimmer nahm und die unglaublichste Nacht seines Lebens mit einer Frau verbrachte, die er gerade erst kennengelernt hatte und von der er nur den Vornamen kannte: Sanna!
    Johannes nahm das Auftragsschreiben, holte tief Luft und stieg aus dem Wagen.
    Er stieg über eine geborstene Fliese, wo ein Stück Wurzel den Asphalt hochgedrückt hatte. Die baumbestandene Straße sah malerisch aus, aber die Fußwege waren eine Gefahr. Jeder Quadratmeter in der einst vornehmen Gegend war mit Bäumen, Büschen, Hecken und Blumen bewachsen. Dieses Haus bildete da keine Ausnahme.
    Vier hohe Walnussbäume standen vor dem Hof. Eine Hecke, die älter aussah als das Haus, war bis auf ein paar Äste und Blätter zurückgeschnitten worden. Eineinhalb Meter hoch umstand sie den kleinen Hof. Efeu rankte sich an einer Säule und dem äußeren Balkongitter empor. Schwer hing der Blütenduft in der warmen Sommerluft.
    In der Mitte des Prachtgartens oder Alptraums, je nachdem, welchen Geschmack man hatte, stand eine marmorne Vogeltränke. Darin befanden sich zwei Finger hoch Wasser, ein blaues und ein gelbes Plastikboot und eine Barbiepuppe, die mit dem Gesicht nach unten trieb. Johannes zählte mindestens ein Dutzend Schmetterlinge, die die bunte Pracht um flatterten.
    Er ging über den Weg zur Veranda. Er wusste, dass die Besitzerin den Miniaturdschungel nicht gepflanzt haben konnte, dafür waren die Bäume viel zu groß.
    Auf der umlaufenden Veranda standen alte Rattanstühle mit ausgeblichenen Sitzkissen, außerdem ein rotes Dreirad, ein Eimerchen voller Muscheln, ein Häschen mit langen Ohren, dem ein Auge fehlte, und rund ein Dutzend Blumentöpfe. Große, ausufernde Pflanzen, die aussahen, als hätten sie schon existiert, als noch Dinosaurier die Erde bevölkerten. Johannes schob den Ast eines drei Meter hohen Ungetüms beiseite und klopfte an die Tür.
    Bewundernd betrachtete er die Glasverzierung des ovalen Fensters und wusste, dass es
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